Leben

Seife: Wie gut ist sie wirklich?

Seife ist das älteste Hautreinigungsmittel der Welt. Auch zum Waschen und Putzen kann man sie verwenden. Im Idealfall belastet sie weder das Abwasser noch den Menschen. Wie erkenne ich gute Seifen?

Lavendel, Limone und Rosmarin, Wildrose, Sanddorn und Honig – die Nase kommt gar nicht hinterher mit dem Erschnuppern der verschiedenen Seifendüfte, so groß ist die Auswahl an Seifen inzwischen. In den Regalen liegen ovale, (viel)eckige, herzförmige Seifen und sogar Waschstücke in Schäfchenform. Es gibt reine Pflanzenölseifen, Seifen mit einem Zusatz an Honig oder Schafsmilch sowie Seifen mit hohem Glycerinanteil und reine Wellnessseifen mit schwarzem Sesam und Minze. Und das Schöne: Auch Naturseifen reinigen und pflegen nicht nur, sondern betören mit ihrem Duft die Sinne, helfen uns dadurch beim Entspannen oder lassen uns aufleben.

Hände und Körper – eine Seife für alles?

Die meisten Naturkosmetikseifen sind zum Händewaschen und für die Ganzkörperpflege geeignet. Sie enthalten pflegende Zusätze von Olivenöl, Sesamöl und Rizinusöl, Karitébutter und Sheabutter sowie Bienenwachs. Die Stoffe sorgen für die Rückfettung der Haut.

Naturseifen sind zudem reich an Glycerin, das die Feuchtigkeit in der Haut bindet und sie elastisch hält. Schafmilchseifen versorgen die Haut außerdem mit Pflege- und Nährstoffen und eignen sich auch für Kuhmilchallergiker.

Bei sehr trockener Haut ist Seife zur Ganzkörperpflege allerdings weniger geeignet. Der Gehalt an rückfettenden Substanzen reicht dann nicht aus. Auch empfehlen einige Anbieter ihre Seifen vor allem zum Händewaschen, da der Gehalt an pflegenden Substanzen geringer ist. Wichtig ist aber auch, dass die Seife nach dem Waschen wieder ganz abgespült wird. Denn Seifenreste lassen die Haut austrocknen, machen sie empfindlich und verhindern, dass sie sich wieder regeneriert.

Welche Seifenarten gibt es?

Die verschiedenen Seifenarten, die im Handel sind, unterscheidet man nach ihrem Verwendungszweck.

  • Haushaltsseifen sind einfache Kernseifen und Schmierseifen, die Parfümöl oder Kaliumzusätze zur Verbesserung der Streichfähigkeit enthalten können. Seifenflocken macht man aus getrockneten Festseifen, die man erwärmt, zu einem dünnen Film auswalzt und mit dem Messer zerschneidet.
  • Am häufigsten verkauft werden Fein- oder Toilettenseifen zur Körperreinigung. Darin findet man neben Duftölen auch chemische Stabilisatoren gegen das Ranzigwerden, Komplexierungs- und Überfettungsmittel (Rückfetter) sowie Deodorantien, die schweißzersetzende Bakterien töten und unangenehme Gerüche binden. Zu den Feinseifen gehören auch Cremeseifen, die milden Kinder- oder Babyseifen und Transparentseifen, in die man Glycerin, Zuckerlösung oder Alkohol einarbeitet, um die Kristallisation zu hemmen.
  • Medizinische Seifen, denen man Desinfektionsmittel beigibt, werden vor allem bei Hautkrankheiten eingesetzt.
  • Um synthetische Festseifen handelt es sich bei den so genannten Syndets. Zwar kann man darin auch geringe Anteile klassischer Seife finden, doch in erster Linie bestehen sie aus synthetischen Tensiden und diversen Zusatzstoffen.
  • Flüssigseifen können sowohl aus natürlichen Ölen und Fetten als auch auf der Basis von Syndets hergestellt sein.
  • Mit Seifen im eigentlichen Sinne sind Hautreinigungsgelees kaum zu vergleichen. Sie bestehen fast immer aus einer wässrigen Syndet-Lösung plus Verdickungsmittel oder Emulsionen aus organischen Lösungsmitteln und Syndets.
  • Handreinigungsmittel für stark verschmutzte Haut werden als feste Seifen, Pulver, Pasten oder Flüssigkeiten angeboten. Hier handelt es sich vorwiegend um Gemische aus Schmierseifen, Syndets, Tensiden und Scheuermitteln.
  • Auch die früher in der Bio-Szene als Universalreinigungsmittel gepriesene Neutralseife ist ein synthetisches Erzeugnis. Zudem ist ihr Name nur eine Handelsbezeichnung und ziemlich irreführend. Während echte Seifen grundsätzlich alkalisch (basisch) sind, hat Neutralseife einen niedrigeren pH-Wert.

So manche Seife kann übrigens auch fürs Haar benutzt werden. Mehr dazu und was der Unterschied zwischen Haarseife und trockenem Shampoo ist, lest ihr hier:

So gut ist Haarseife

Welche Seife bei empfindlicher Haut?

Es gibt leider kein Patentrezept: Empfindliche Personen müssen ausprobieren, ob und welche Seife sie vertragen. Ein Vorteil der Naturseifen: Sie schützen vor dem Austrocknen und Rissigwerden, weil sie durch ihren hohen Anteil an rückfettenden und pflegenden Substanzen wie Karitébutter, Bienenwachs, Jojobaöl und Glycerin der Haut Fett und Feuchtigkeit zurückgeben. Wer keine Duftstoffe verträgt, findet im Bio-Laden Seifen ohne zugesetzte Duftstoffe. Da aber auch natürliche Substanzen duften, muss jeder testen, ob er die jeweiligen Düfte verträgt. Nicht jeder Allergiker muss zudem auf jeden Duft verzichten. Oft geht es vielmehr darum, einen oder zwei ganz bestimmte Duftstoffe zu meiden. In der INCI-Liste auf der Verpackung findet sich nicht nur der Hinweis „Parfüm“. Dort müssen auch 26 Duftstoffe, die erfahrungsgemäß mehreren Allergikern zu schaffen machen, deklariert sein, sofern sie bestimmte Konzentrationen überschreiten.

Allergiker vertragen Duftstoffe im natürlichen Verbund oft besser als die isolierten Substanzen in herkömmlicher Kosmetik. Mögliche Erklärung: Im ätherischen Öl sind die Duftstoffe mit vielen anderen Substanzen verbunden, die sich gegenseitig beeinflussen und dadurch mögliche allergische Wirkungen abschwächen könnten.

Wie wird Seife hergestellt?

Für die Herstellung eines festen Stücks Seife braucht man hochwertige Pflanzenfette wie Olivenöl, Palmöl und Kokosöl. Die werden in einem großen Kessel mit einer Lauge verkocht – Natronlauge, wie man sie von Laugenbrezeln kennt. Bei diesem traditionellen Siedeverfahren werden die Öle und Fette, die chemisch gesehen aus Fettsäuren und Glycerin bestehen, in ihre Bestandteile zerlegt. Die Fettsäuren verbinden sich zudem mit der Lauge und es bilden sich deren Salze, sprich Seifenmoleküle. Bei Naturseifen verbleibt das Glycerin – anders als bei preiswerter konventioneller Massenware – in der Seife, denn es hat eine besonders hautpflegende Wirkung.

Entstanden ist der sogenannte Seifenleim, der noch ausgesalzen wird und nun je nach Rezeptur noch pflegende Öle, natürliche Duftstoffe, Kräuter, Blütenblätter oder Farbpigmente erhält. Dann kommt die Masse in kleine Seifenformen oder in Blockformen, muss einige Wochen oder Monate trocknen und wird anschließend aus der Form gelöst oder in Stücke geschnitten.

Beim alternativ für Naturseifen angewendeten Kaltverseifungsverfahren bleiben die Temperaturen niedriger, sodass der gesamte Herstellungsprozess länger dauert. Die Seifen sind etwas weicher, weil der Glycerinanteil höher ist.

Was ist das Besondere an Naturseife?

Naturseifen werden stets aus hochwertigen Pflanzenfetten und -ölen sowie Wachsen, Kräutern und Gewürzen, oft aus kontrolliert biologischer Erzeugung hergestellt. Gentechnik ist verboten. Zusätze wie Schaf- und Buttermilch sowie Honig stammen von Tieren aus artgerechter Tierhaltung. Zutaten vom toten Tier sind die Ausnahme.

Konventionelle Seifen werden dagegen oft aus für die Lebensmittelherstellung nicht verwertbaren Rindertalg hergestellt. Das Glycerin wird meist abgetrennt und in der Lebensmittelindustrie, für Arzneimittel oder auch für Kosmetika verwendet. So fehlt den Seifen das feuchtigkeitsspendende Etwas.

Viele Naturseifen tragen das BDIH-Siegel, das Label von Ecocert oder Ecogarantie. Dahinter steht eine besonders sorgfältige Auswahl der Rohstoffe und Zutaten. Synthetische Konservierungs-, Duft- und Farbstoffe sind hier tabu.

Das Bio-Sortiment enthält auch keine antibakteriellen Seifen. Waschstücke mit keimhemmenden Zusätzen also, die Bakterien und Pilzen den Garaus machen sollen. Sie haben keinen Vorteil gegenüber herkömmlichen Seifen. Mit der Zeit werden die Bakterien außerdem resistent gegen antibakterielle Wirkstoffe, sodass diese bei Hauterkrankungen nicht mehr helfen.

Zertifizierte Naturkosmetik: Wie ihr echte Naturseife erkennt

Neben den zertifizierten Naturkosmetik-Herstellern vermarkten viele weitere Anbieter ihre Seifen als natürlich. Bei einigen ist Vorsicht geboten: Da wird zum Teil mit dem Etikett „handgemacht“ oder „100 Prozent natürlich“ geworben, obwohl die Produkte industriell gefertigt sind oder synthetische Inhaltsstoffe enthalten.

Das Problem: Naturkosmetik ist bis heute nicht gesetzlich geschützt. Wenn „natürlich“ drauf steht, muss das nicht unbedingt stimmen. Orientierung beim Einkauf bieten etablierte Labels für zertifizierte Naturkosmetik wie BDIH, Natrue oder Ecocert.

Alle Naturkosmetik-Siegel auf einen Blick

Feste oder flüssige Seife – wo sind die Unterschiede?

Flüssigseife kommt gebrauchsfertig aus der Tube oder Flasche mit Spender und lässt sich deshalb gut dosieren. Praktisch, aber das gewisse sinnliche Etwas, das ein Seifenstück bietet und es zu einem schönen Geschenk werden lässt, fehlt der flüssigen Variante.

Zweiter Unterschied: Flüssigseifen enthalten waschaktive Substanzen, die sogenannten Tenside. Herkömmliche Flüssigseifen arbeiten mit chemischen Tensiden, sie werden darum auch Syndet genannt, die Abkürzung für „Synthetische Detergenzien“. Flüssigseifen mit Naturkosmetiklabel enthalten milde Zucker- und Kokostenside oder verseifte Bio-Pflanzenöle.

Dritter Unterschied: Flüssigseifen gelten als besonders hautfreundlich, da ihr pH-Wert dem der Haut (von 5,5) angeglichen ist. Stückseifen und natürliche Flüssigseifen hingegen verschieben den natürlichen pH-Wert der Haut beim Waschen ins Alkalische. Dadurch verändert sich der Säureschutzmantel. Für gesunde Haut ist das kein Problem, sie regeneriert sich nach kurzer Zeit und pendelt sich wieder im normalen, leicht sauren Bereich ein.

Kosmetik

Waschstück, Seife, Syndet: Was ist der Unterschied?

Tschüss, Shampoo-Flasche – feste Kosmetik erobert das Bad! Seifen und Waschstücke gibt's inzwischen für fast jeden Zweck.

Keime und Co.: Wie hygienisch ist Stückseife?

Sofern einige Dinge beachtet werden, ist Seife hygienisch und verkeimt nicht. Sie enthält zwar anders als die meisten „Syndets“ keine Konservierungsstoffe. Doch Seifen haben einen pH-Wert zwischen 9 und 11 und liegen damit im alkalischen Bereich. In diesem Milieu fühlen sich Keime unwohl und können sich nicht vermehren. Auch enthalten Stückseifen sehr wenig Wasser, so wird möglichen Bakterien und Pilzen der Nährboden entzogen. Einige natürliche Zutaten der Seife verhindern zudem, dass sie verkeimt. Dazu gehört das bakterizide Teebaumöl und auch Rosmarin.

Wichtig ist, dass die Seife nach Gebrauch nicht im stehenden Wasser liegt. Besser als in einer Seifenschale lagert man sie auf einem Seifensieb, wo die Seife nach dem Gebrauch trocknen kann. Nach dem Waschen sollte die Seife zudem kurz unter fließendem Wasser abgespült werden, so dass daran keine Schmutzreste und Hautpartikel haften bleiben – die Keimen wiederum einen Nährboden bieten können.

Kleiner Seifen-Knigge: „Bevor es Flüssigseife gab, wurde Stückseife zur gesamten Körperreinigung verwendet. Und das ist auch heute noch zu empfehlen“, sagt Peter Zielke von Savon du Midi, dessen Unternehmen seine Seifen in der Provence in Frankreich herstellen lässt. „Damit die Seife ihre Form behält und nicht mulcht, muss sie richtig aufbewahrt werden. Der Tod der Seife ist das Fußbad in der Seifenschale“.

Wie kommt der Duft in die Seife?

Meist verleihen ätherische Öle wie Lavendel-, Lemongras- oder Rosenöl den Seifen ihre persönliche Note. Die Duftstoffe werden durch Wasserdampfdestillation aus Blättern, Schalen, Stängeln und Hölzern gewonnen. Zitronige Düfte stammen aus den Schalen von Orangen, Zitronen und Limonen. Naturseifen kommen ohne chemische Duftfixierer wie die schädlichen Diethylphtalate (DEHP) aus. DEHP wird von der Haut aufgenommen, soll den hauteigenen Schutz reduzieren und sie durchlässiger für Schadstoffe machen.

Durch die Verpackung, ob Karton, Wachspapier, Folie oder Cellophan, kann der Duft ein wenig eingefangen und somit eine zeitlang bewahrt werden. Wer eine Naturseife im Badezimmerschrank vergessen hat, weiß, dass das gute Stück ein Jahr und länger einen zarten Duft verströmt. Durch die Zugabe von Wasser intensiviert sich der Geruch zudem.

Daneben gibt es Seifen ohne Duftstoffe. Und auch wenn sie so heißen, selbst sie verströmen meist einen – wenn auch schwachen – Duft von Teebaumöl, Olivenöl oder Lorbeeröl. Denn die Rohstoffe sind nicht geruchsneutral.

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