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Naturseife: Warum sie besser ist

Naturseife ist ein Klassiker der Körperhygiene – seit 4000 Jahren. Jetzt werden ihre guten Eigenschaften neu entdeckt.

Seife ist eine gekonnte Verführerin – insbesondere die handwerklich gefertigte Natur-Variante. Ihre kreative Form und die zarten Pastelltöne ziehen die Blicke an. Ihr feiner Duft schmeichelt der Nase. Seife verspricht Frische, Wohlgefühl und Streicheleinheiten bei der Körperpflege.

Hinter ihr liegt eine viereinhalb Jahrtausende alte Geschichte. Bereits die alten Sumerer mixten die Grundzutaten von Seife: Pottasche mit Pflanzenöl. Nach stunden- bis tagelangem Köcheln bildete sich eine Paste, die das altpersische Volk zwar mehr für die Behandlung von Verletzungen als zur Reinigung einsetzte, die aber historisch gesehen als erste Seifenformel gilt. Germanen, Römer und Araber entwickelten die Seifentechnik weiter. Mit Salz oder Kalk bearbeitet, teils wochenlang getrocknet und gereift, wurde so aus pastöser Seife ein festes Stück.

Im 18. Jahrhundert schaffte Seife den Sprung zum Superstar der Körperhygiene. Mit der neu erfundenen chemischen Synthese von Soda war die vormalige Nutzung teurer und rarer Pottasche Geschichte. Die industrielle Massenproduktion bringt seither kostengünstig Seife in die Ladenregale.

Warum konventionelle Seife umstritten ist

Unumstritten sind konventionelle Seifen jedoch nicht: Vor allem das Attribut „billig“ und die Verwendung von Schlachtfetten schadeten nach den 70er-Jahren ihrem guten Ruf. Auch über die Hautverträglichkeit wird diskutiert. Denn der basische pH-Wert der Seife von 8 und mehr ist weit höher als der der Haut, der zwischen 4,5 und 5,5 liegt.

PH-neutrale Syndets – die Abkürzung für „synthetische Detergenzien“ – und Flüssigseifen als Mischprodukte aus Wasser, Seife und anderen waschaktiven Substanzen (Tensiden) sind seit den 80er-Jahren angesagte Alternativen. Auch seifenfreie Waschstücke, die allein mit Tensiden reinigen, feste Duschen und feste Shampoos kamen hinzu. Optisch und im Gebrauch sind solche Waschstücke teilweise kaum von echter Seife zu unterscheiden. Aber, Achtung: In herkömmlichen Produkten können auch Erdöl oder Palm- und Kokosfett von konventionellen Plantagen stecken.

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Waschstück, Seife, Syndet: Was ist der Unterschied?

Tschüss, Shampoo-Flasche – feste Kosmetik erobert das Bad! Seifen und Waschstücke gibt's inzwischen für fast jeden Zweck.

Was versteht man unter Naturseife?

Naturseifen dagegen werden handwerklich nach den Regeln der Naturkosmetik hergestellt. Viele feste Naturseifen, die den Richtlinien der Naturkosmetik-Zertifizierer wie Cosmos, NaTrue oder BDIH entsprechen, brauchen nur wenige Zutaten: Naturkosmetik-Hersteller nutzen zum Seifenkochen meist pflanzliche Bio-Öle, etwa von Olive, Kokos oder Ölpalme. Palmöl oder Palmkernöl sowie Kokosöl müssen nachvollziehbar aus nachhaltig zertifiziertem Bio-Anbau stammen. Solche Naturseifen sind meist vegan. Einige Stücke enthalten auch die Fette von Schaf- oder Ziegenmilch und gelten als gut verträglich für sensible Haut.

Sind Naturseifen besser?

Naturseife punktet besonders mit Nachhaltigkeit. Seife produziert weniger Verpackungsmüll als flüssige, in Plastik- oder Glasflaschen abgefüllte Mischungen und Syndets und verursacht durch ihr geringes Volumen relativ gesehen einen geringeren Transportaufwand. Feste Seife hält außerdem lange vor. Sie überzeugt gegenüber wasserverdünnten Pendants durch ihren hohen Gehalt an waschaktiven Wirkstoffen. Naturseife ist zudem biologisch abbaubar, während manche synthetischen Detergentien Gewässer langfristig belasten.

Was ist Aleppo-Seife?

Olivenöl, Lauge und sonst nichts. So entsteht das beliebte oliv-grün-bräunliche Waschstück. Je nach Hersteller wird mit wenig Pflanzenöl, etwa Lorbeer, oder Duft verfeinert.

Eigenschaften und Inhaltsstoffe von Naturseife

Auch sonst hat Naturseife der Haut viel zu bieten: Mineralische Zusätze wie Lavaerde oder Schlamm aus dem Toten Meer helfen mit leichtem Peeling-Effekt zu reinigen, versorgen mit Mineralien und beruhigen gereizte oder allergische Haut. Viele Hersteller haben auch hinsichtlich der Verträglichkeit nachgebessert. Meist werden Naturseifen „überfettet“ hergestellt, das heißt, es gibt überschüssige Fette und Fettsäuren, die nicht verseift wurden. Diese schonen die Hautfettschicht und hinterlassen nach dem Waschen ein cremiges Gefühl.

Nicht erlaubt in Seifen nach Naturkosmetik-Standards sind unter anderem Parabene, von denen sich manche im Körper anreichern, und synthetische Silikone, die die Umwelt belasten. Außen vor bleiben auch PEG-Verbindungen, die die Haut durchlässiger machen können für Fremdstoffe, Mikroplastik und synthetische Duftmarken. Stattdessen setzen sie auf blumige Pflanzenauszüge oder Gewürzextrakte wie Rosmarin, Minze, Lavendel oder Zitrusschalen. Allergiker, die selbst auf natürliche Extrakte reagieren können, finden Naturseifen auch ganz ohne zusätzlichen Duft.

Tipp für die Seifen-Hygiene

Wichtig: Feste Seife sollte nach Gebrauch gut trocknen. Dafür ideal sind Seifensäckchen aus Naturmaterial wie Sisal, die übrigens auch prima zum Sammeln kleiner Seifenreste taugen.

3 Fragen zur Seife an Laura Groschopf

Laura Groschopf ist Seifen- und pH-Wert-Expertin und Gründerin von Laura Groschopf Slow Cosmetics

Seife ist alkalisch. Wie gut verträgt das die Haut?

Seifentenside lösen Hautfette, was die Haut nach dem Waschen trockener macht. Durch den hohen pH-Wert wird in den Hautstoffwechsel eingegriffen und die Haut wird durchlässiger für äußere Einflüsse. Der Stoffwechsel gesunder Haut kann sich aber innerhalb von 30 bis 120 Minuten wieder regenerieren.

Wie sollte Seife verwendet werden?

Herkömmliche Seife sollte sowohl für die Hände als auch den Körper nur nach Bedarf und so wenig wie möglich verwendet werden, um die natürlichen Stoffwechselprozesse so selten wie möglich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie ist auch nur bedingt für das Gesicht geeignet und nicht für Bereiche mit anderem pH-Wert wie zum Beispiel der Intimzone. Besonders Menschen mit trockener und sensibler Haut sollten zurückhaltend sein.

Was macht Naturseife so besonders?

In handgesiedeter Naturseife finden sich oft mildere Tenside als in industriell gefertigter (Flüssig-)Seife. Die freien Fettsäuren überfetteter Pflanzenseife bleiben auf der Hautoberfläche und regulieren als rückfettende Bestandteile die entfettende Wirkung.

Produkt-Tipps: Naturseife für den ganzen Körper

Veröffentlicht am

Ein Artikel aus dem Naturkosmetik-Magazin

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