Rund 38 Kilogramm Plastikmüll produziert jeder Deutsche im Jahr. 40 Prozent davon sind Verpackungen. Von Lebensmitteln – und von Kosmetika. Nicht nur Shampoo, Duschgel und Bodylotion, selbst Seife kommt heute in bunten Plastikspendern daher.
Dabei ist Seife ein wahrer Umweltheld. Meist nur in Pappe oder wenig Papier verpackt, leicht und ergiebig, spart sie Plastik und transportbedingte Emissionen. Sie reinigt nicht nur die Haut, Naturkosmetik hat Seife auch tauglich für Haare gemacht – und ist dabei sehr ergiebig.
1. Haarseife, Shampoo, festes Shampoo – was ist was?
Seife ist das älteste, vom Menschen gemachte Tensid. So nennt man Stoffe, die Fett- und Schmutzpartikel lösen und umhüllen, sodass sie sich mit Wasser abspülen lassen. Seife entsteht beim Verrühren von Öl oder Fett mit Lauge, Shampoos werden aus einzelnen Tensiden gemischt. Dies gilt auch für Haarwaschseife und festes Shampoo. Verwirrend ist die Bezeichnung Shampoo-Seife. Mancher Hersteller nennt so seine klassisch gesiedete Haarseife, andere meinen damit eine Mischform, die auch pflanzenbasierte Tenside enthält.
Festes Shampoo ist eine Alternative für all jene, die mit Haarseife nicht so gut zurechtkommen. Denn es reinigt wie normale Shampoos – im Fall von Naturkosmetik mit milden pflanzlichen Tensiden – ihm wurde lediglich das Wasser entzogen. Allerdings ist es weniger umweltfreundlich als Haarseife verpackt, in Bio-Plastik oder auch mal in einer Alu-Dose. Das ist aber allemal besser als konventionelles Flüssigshampoo mit aggressiven synthetischen Tensiden und umweltbelastenden Silikonen, das in erdölbasierten Plastikflaschen steckt.
2. Was unterscheidet Haarwaschseife von anderen Seifen?
Viele Seifen enthalten einen Anteil unverseifter Öle, die rückfetten und pflegen. Dieser Anteil – Überfettung genannt – liegt bei Haarseife mit 0,6 bis maximal sechs Prozent meist unter dem von Seifenstücken für Körper und Hände. Was sie noch auszeichnet, sind Zutaten wie Weizenprotein und Hopfen, Brennnessel- und Apfelextrakt, auch Sheabutter, die das Kämmen erleichtern, Glanz geben sowie Haar und Kopfhaut kräftigen sollen.
Hinzu kommen Inhaltsstoffe wie natürliche ätherische Öle: Rosmarin gegen Schuppenbildung, Citronellaöl für gesundes Haarwachstum oder Korianderöl zur Beruhigung der Kopfhaut. Es gibt aber auch Haarseifen „ohne“ – für Menschen mit empfindlicher Kopfhaut.
3. Ist Haarseife immer vegan und natürlich?
Als Naturkosmetik zertifizierte Haarseife ist in der Regel vegan. Eine Ausnahme ist solche mit Wollfett und Schafmilch. Vegan heißt allerdings nicht zwangsläufig natürlich: Bunte, stark riechende Seifenstücke ohne Naturkosmetik-Siegel können chemische Duft- und Farbstoffe beinhalten.
4. Anwendung: Haare waschen und richtig einseifen
Ob fettiges, glanzloses oder trockenes Haar – beim Kauf darauf achten, dass die Seife zu eurem Haartyp passt. Zum Waschen direkt mit der Seife einige Male über das nasse Haar streichen und sie durch Einmassieren aufschäumen, kurz einwirken lassen und mit Wasser gründlich ausspülen. Wer’s lieber mag, kann das Seifenstück auch zuvor zwischen den Händen aufschäumen.
5. Trockenes Haar? Nachspülen!
Haarseife ist basisch – gut für die Kopfhaut, schlecht, wenn das Wasser sehr kalkhaltig ist. Dann kann sich sogenannte Kalkseife bilden und das Haar wird stumpf. Dagegen hilft eine saure Spülung der Haare mit 1 bis 2 Esslöffeln Zitronensaft oder Apfelessig auf einen Liter Wasser. Sie entfernt etwaige Seifenreste und macht das Haar wieder geschmeidig und glänzend. Der Essiggeruch im Haar verfliegt nach dem Trocknen.
6. Haarseife trocken lagern
Damit die Seife lange hält: Nach der Haarwäsche hochkant in eine geöffnete Dose stellen oder sie in einem Seifensäckchen aufhängen. Seifensäckchen aus Naturmaterial, in denen die Haarseife trocknen kann, sowie nachhaltige Seifendosen für unterwegs gibt es in vielen Unverpackt- und Bio-Läden.
7. So wird Haarseife hergestellt
Basis von Naturseifen sind Palm-, Oliven- und/oder Kokosöl, häufig in Bio-Qualität. Speziell in Haarseife findet man zudem oft Jojoba-, Mandel- oder gar Sonnenblumenöl. Die Öle werden im Siedeverfahren mit Lauge gerührt. Dabei zersetzen sie sich in Glyzerin und die Natriumsalze ihrer Fettsäuren – die eigentliche Seife. Kochsalz trennt anschließend die überschüssige Lauge und das Glyzerin ab, zurück bleibt die feste Seifenmasse, die man mit Farb-, Duft- und Pflegezutaten anreichern kann.
Alternativ lässt sich Öl auch „kalt“ verseifen, bei etwa 60 Grad Celsius, was besonders hochwertige Seife gibt. Sie muss vier bis sechs Wochen lang reifen, damit der Laugengehalt sinkt. Solche Seife behält ihr natürliches Glyzerin, das die Kosmetik als Feuchtigkeitsspender schätzt. Gesiedeter Seife wird es nachträglich hinzugefügt.
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