Aus der cosmia

Im Trend mit veganer Naturkosmetik

Wer sich pflanzlich ernährt, will auch in der Kosmetik nichts vom Tier. Vegane zertifizierte Naturkosmetik ist eine gute Wahl: Sie setzt auf gut verträgliche Inhaltsstoffe.

Vegan leben für eine bessere Welt

Wie wollen wir künftig leben, wie mit immer knapper werdenden Ressourcen haushalten und wie wollen wir miteinander, mit der Natur und Mitgeschöpfen umgehen? Vegetarisch und vegan lebende Menschen begegnen diesen Fragen mit ihrem Lebensstil und mit dem, was im Einkaufskorb landet. Vegane Naturkosmetik gehört dazu. Nach Angaben von Statista aus dem Jahr 2020 essen rund acht Millionen Menschen in Deutschland kein Fleisch. Dazu gehören Vegetarier sowie die wachsende Gruppe der Veganer. Letztere verzichten nicht nur auf Fleisch, sondern meiden auch Produkte vom lebenden Tier wie Milch, Honig und Eier. Vegane Kosmetik muss also auch frei von solchen Inhaltsstoffen sein.

Dabei befinden sich Veganer und Vegetarier in prominenter Gesellschaft: So bekennen sich Billie Eilish und Lenny Kravitz, Natalie Portman, Joaquin Phoenix und viele andere Berühmtheiten zum Verzicht auf Tierisches. Sie inspirieren insbesondere junge Menschen, die mit dieser Haltung ein politisches Statement für Tier- und Klimaschutz setzen möchten. Wer mit diesem Lebensstil liebäugelt, kann mit veganer Naturkosmetik einen Schritt in diese Richtung tun, ohne auf etwas verzichten zu müssen. Im Bio-Laden wächst das Angebot ständig und einige Naturkosmetikunternehmen wie i+m, Yverum und Urtekram haben sogar ein 100 Prozent veganes Sortiment.

Aus dem veganen Sortiment

Welche Inhaltsstoffe dürfen in vegane Naturkosmetik nicht hinein?

In konventioneller Kosmetik können Kollagen, Elastin, Lecithin und Keratin aus tierischem Gewebe, Federn und Hufe von Schlachttieren stecken. Gelatine, gewonnen aus Knochen, Haut und Bändern von Säugetieren, fungiert als Bindemittel, Glycerin aus Rindertalg als Feuchtigkeitsspender, der Anti-Aging-Wirkstoff Vitamin A kann aus Fischleber stammen. Guanin aus Fischschuppen lässt den Nagellack glänzend schimmern. Das alles ist in zertifizierter Naturkosmetik schon immer verboten.

Aber dennoch ist nicht jede Naturkosmetik automatisch vegan. Erlaubt sind darin einige Zutaten vom lebenden Tier, etwa Honig, Woll- und Bienenwachs, Seidenproteine und Milch. Ebenfalls in Naturkosmetik erlaubt sind Karmin und Schellack. Beide Rohstoffe stammen von Läusen. Karmin ist ein roter Farbstoff, der in Lippenstiften und Rouge zum Einsatz kommt. Schellack setzen Naturkosmetikhersteller etwa in Haarspray und Nagellack ein. Zu den meisten dieser Inhaltsstoffe gibt es vegane naturkosmetische Alternativen. Das Wollwachs Lanolin lässt sich beispielsweise durch eine Mischung pflanzlicher Öle ersetzen. Statt Schellack geben pflanzliche Wachse oder eine auf der Basis von Mais gewonnene Stylingkomponente der Frisur Halt. Eiweißanteile wie Elastin, Lecithin oder Keratin lassen sich durch Weizen- oder Sojaeiweiß ersetzen.

Diesen Siegeln für Kosmetik könnt ihr vertrauen

Einen gesetzlichen Standard für vegane Kosmetik gibt es nicht. Eine Orientierung bietet das gelbe V-Label mit dem Zusatz „vegan“ der Europäischen Vegetarier Union und die Veganblume, vergeben durch die Vegan Society in England. Im Bio-Laden findet sich auf manchen Produkten das NCS-Siegel für vegane Naturkosmetik und vegane Bio-Kosmetik. Die Tierschutzorganisation Peta führt im Internet eine Positivliste mit Unternehmen, die vegane und tierversuchsfreie Kosmetik anbieten. Einige Unternehmen kreieren eigene Vegansiegel. Sie sind von keiner Organisation geprüft, helfen aber am Kosmetikregal unter einer Vielzahl von Produkten die veganen schnell zu finden.

Übrigens: Das Logo mit dem springenden Hasen – Leaping Bunny sowie das Siegel Schützende Hand über dem Häschen stehen nicht für vegane, sondern für tierversuchsfreie Kosmetik.

Keine Tierversuche in der Naturkosmetik

Naturkosmetik verzichtet seit jeher auf Tierversuche und seit 2013 sind sie per Gesetz verboten. Aber: Wenn der europäischen Chemikalienagentur ECHA Daten zur Sicherheit chemischer Stoffe nicht ausreichen, müssen die Chemikalienhersteller neue Studien anfertigen. Das gilt auch für Stoffe, die ausschließlich in Kosmetika eingesetzt werden.

Warum vegane Kosmetik nicht gleich Naturkosmetik ist

Vegane Kosmetik – ob naturkosmetisch oder konventionell – verzichtet auf tierische Inhaltsstoffe. Konventionelle Hersteller ersetzen aber tierische Stoffe oft durch chemisch-synthetische. Sie nehmen beispielsweise Paraffine anstelle hochwertiger Pflanzenöle. Die erdölbasierten Fette pflegen die Haut lange nicht so gut wie Pflanzenöle. Knallroter veganer Lippenstift kann synthetische Azofarben enthalten. Einige sind möglicherweise krebserregend. Synthetische Kunststoffe wie Nylon-12 oder Acrylates Copolymer stuft Greenpeace als Mikroplastik ein. Problematisch sind außerdem viele der gängigen chemisch-synthetischen Konservierungsmittel, Emulgatoren und Duftstoffe. Manche können die Haut reizen, andere Allergien auslösen, die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen oder wie ein Hormon wirken.

Häufig sind solche chemisch-synthetisch hergestellten Inhaltsstoffe schwer oder gar nicht in der Umwelt abbaubar. Bei veganer Kosmetik mit Naturkosmetiksiegel bleiben solche bedenklichen Substanzen auf jeden Fall draußen. Noch ein Unterschied: Naturkosmetik setzt bevorzugt auf Rohstoffe aus bio-fairem Anbau. Diese Kriterien spielen bei konventionellen Veganmarken kaum eine Rolle. Zertifizierte vegane Naturkosmetik geht daher weit über vegane, tier(leid)freie Kosmetik hinaus.

Interview mit Jörg von Kruse

Drei Fragen zu veganer Naturkosmetik

Wie schwierig ist es, ein komplett veganes Sortiment anzubieten? Das wollten wir von i+m-Geschäftsführer Jörg von Kruse wissen.

Ihr seid ein Pionierunternehmen der veganen Kosmetik – was war der Grund?

Unsere Gründerin Inge Stamm hatte die Erfahrung gemacht, dass rein pflanzliche Wirkstoffkombinationen am verträglichsten und wirksamsten sind. Ab den 90er-Jahren begann sie immer mehr tierische Wirkstoffe durch flanzliche zu ersetzen. Später gewannen tier-ethische und nachhaltige Überzeugungen zunehmend an Bedeutung. Dies führte dazu, dass i+m sich konsequent vegan ausrichtete und seit Anfang der 2000er-Jahre ausschließlich zu 100 Prozent vegane Produkte herstellt.

Wie sieht es mit der Verpackung bei veganer Kosmetik aus?

Früher gab es immer mal Probleme, einen Klebstoff für unsere Etiketten zu finden, der keine tierischen Bestandteile enthielt. Dies ist aber heutzutage kein Problem mehr.

Lassen sich tierische Zutaten in der Kosmetik einfach ersetzen?

Aus unserer Sicht gibt es aktuell keine Rohstoffe, für die wir in unseren Produkten keinen adäquaten, pflanzlichen Ersatz finden. Es gibt sowohl pflanzliches Kollagen als auch botanische Hyaluronsäure oder beispielsweise aus der Olive gewonnenes Squalan, das früher aus der Haifischleber gewonnen wurde. Zwar stellen wir keine klassische dekorative Kosmetik her, allerdings haben wir auch Produkte wie unsere getönte Lippenpflege, die ganz ohne den Einsatz von Karmin eine knallige rote Färbung erhält. Hier arbeiten wir zum Beispiel mit Rettichwurzelextrakt oder Steinsamenwurzelextrakt.

Hilfe per App

Eine schnelle Einkaufshilfe am Kosmetikregal sind Apps. Sie informieren, welche Produkte vegan sind und welche Inhaltsstoffe sie enthalten:

• CosmEthics: Guide to cosmetics

• Peta zwei: Der vegane Einkaufsguide

• CodeCheck: Produkt Scanner für Lebensmittel und Kosmetik

Mehr zum Thema vegane Naturkosmetik

Vegane Kosmetik bietet fast alles - sogar grünen Nagellack.

Kosmetik

7 Fakten über vegane Kosmetik

Ist vegane Kosmetik immer Naturkosmetik? Und ist sie stets tierversuchsfrei? Was drin steckt, was nicht und welche Produkte ihr ausprobieren solltet.

Veröffentlicht am

Ein Artikel aus dem Naturkosmetik-Magazin

cosmia

Magazin finden

Kommentare

Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.

Das könnte interessant sein

Unsere Empfehlung

Ähnliche Beiträge