In jedem Sushi-Restaurant begegnen wir Algen. Die Köche wickeln damit die leckeren japanischen Häppchen ein. Auch Salate und Gemüse peppen sie damit auf. In Südostasien sind Algen tägliche Nahrung, vor allem verschiedene Sorten Tang. Dort werden im Jahr etwa neun Millionen Tonnen davon gegessen.
Neben diesen sogenannten Makroalgen gibt es entsprechend Mikroalgen – Kleinstorganismen, die erst in der Masse Menge machen. Viele von ihnen haben einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen. Einige Naturkost-Hersteller verarbeiten Mikroalgen deshalb zu Nahrungsergänzungsmitteln oder in Bio-Lebensmitteln.
Spirulina: Früher Alge, heute Bakterium
Die wohl bekannteste Mikroalge ist Spirulina. Weil sie einen blauen Farbstoff enthält, war früher von „Blaualge“ die Rede. Heute ist für Botaniker klar: Spirulina ist gar keine Alge. Sie zählt zu den Bakterien, genauer zu den Cyanobakterien, und gehört damit zu den ältesten Lebensformen auf der Welt überhaupt (siehe Kasten Seite 22). Bereits seit 3,5 Milliarden Jahren gibt es sie auf der Erde.
Nach Bio-Standards zertifiziert
Spirulina, mit ihrem hohen Eisengehalt und einem hohen Vitamin-B-12-Anteil, wächst in stark alkalischen Gewässern, zum Teil auch in Salzseen. Bio-Spirulina wird in großen Bassins gezüchtet, die mit Trink- oder Brunnenwasser gefüllt sind.
Sonne ist für Spirulina sehr wichtig, oft liegen die Farmen deshalb in Äquatornähe. Als Hauptanbaugebiete gelten Taiwan, Hawaii, Kalifornien, Indien und auch China. Gerade in letztgenanntem Land ist es wichtig, die Ware nach den strengen Bio-Standards zu zertifizieren. Naturland beispielsweise kontrolliert, dass Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden. Nahrungsergänzungsmittel aus Spirulina werden von den Herstellern als Pulver und Tabletten angeboten.
Nur einen einzigen Herkunftsort hat die AFA-Alge, die auch Klamath-Alge genannt wird. Im Oberen Klamath-See in Oregon, USA, hat sie ihr natürliches Vorkommen. Dieser liegt weit abgeschieden von jeglicher Industrie in einem Landschaftsschutzgebiet in 1.400 Meter Höhe.
Die Voraussetzungen für die Blaualge sowie für das daraus entstehende Nahrungsergänzungsprodukt sind hier ideal. Vor allem auch wegen des mineralstoffreichen Quellwassers, das von Vulkangestein angereichert ist. Wenn die Algen den richtigen Reifegrad erreicht haben, werden sie geerntet, gereinigt, getrocknet und weiterverarbeitet.
Alle wichtigen Nährstoffe
Die AFA-Alge beinhaltet außer Vitamin C alle wichtigen Nährstoffe. Auch enthält sie Vitamin B12, doch leider liegt es in einer nicht verwertbaren Form vor, sodass es keine geeignete Vitamin-B12-Quelle ist. (Editiert 2021)
Die AFA-Alge wird von Bio-Herstellern oft gefriergetrocknet angeboten. Der Gefrierprozess schont die enthaltenen Nährstoffe. Das gewonnene Pulver ist mehrere Jahre haltbar. Wenn die Hersteller daraus Tabletten machen, dann ohne Gelatine und ohne Presshilfsstoffe. In konventionellen Produkten sind diese Bestandteile oft enthalten.
Die Mikroalge Chlorella ist eine Grünalge. Sie soll besonders für blut- und gewebereinigende Entschlackungskuren geeignet sein. Das führen die Hersteller vor allem auf das hoch konzentrierte Chlorophyll zurück. Um dieses zu produzieren, braucht auch diese Alge viel Sonne. Sie wird beispielsweise in Japan, Taiwan und China gezüchtet.
Der Bio-Verband Naturland kontrolliert auch bei der Chlorella-Alge neben den Sozialstandards vor allem die Wasserqualität. Außerdem lässt der Verband nur Bio-Dünger auf pflanzlicher Basis zu.
Den Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen bestätigt im Übrigen auch das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) – heute Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Einen positiven Effekt durch Algen-Nahrungsergänzung stellt das Institut jedoch in Frage, da die in ein oder zwei Tabletten enthaltene Menge an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen nur sehr gering sei.
Allerdings empfehlen die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln auf Algenbasis zum Teil bis zu zwölf Tabletten pro Tag zu nehmen. Dann sei der gewünschte Effekt – die vermehrte Aufnahme zum Beispiel von Vitamin B12 oder Eisen – sehr wohl gegeben.
Algen in der Ernährung auf einen Blick
Chlorella ist eine einzellige, im Süßwasser lebende Grünalge; wegen geringer Größe (0,01 mm) auch als Mikroalge bezeichnet; wird auch in der Alternativmedizin unter anderem als Mittel zur Schwermetallausleitung angewendet.
Spirulina und AFA-Alge (Aphanizomenon flos-aquae) sind mehrzellige, im Süßwasser lebende Mikroalgen (Länge Spirulina ca. 0,5 mm); Botaniker bezeichneten sie früher als „Blaualgen“. Da man jedoch keine Zellkerne nachweisen konnte, deklarierte man die Blaualgen zu Cyanobakterien um; Spirulina ist auch Zutat für Nudeln, Fruchtriegel et cetera.
Arame, Wakame Hijiki, Kombu sind japanische Küchenbezeichnungen für verschiedene Arten Braunalgen, auch Tang genannt (typische Meeresalge).
Nori – ist eine im Meer lebende Rotalge (auch wenn sie verarbeitet grün erscheint); Nori bildet den Mantel der Sushi-Röllchen
Ernährungsstoff der Zukunft
Besonders beliebt sind Nahrungsergänzungsmittel bei Veganern. Sie schwören auf die enthaltenen Vitamine, Mineralstoffe, Enzyme und zahlreichen sekundären Pflanzenstoffe. Oft steht auch das hochwertige pflanzliche Eiweiß im Mittelpunkt: Der Gehalt liegt zwischen 50 und 80 Prozent.
Im Zusammenhang mit der Diskussion um Rohstoffverknappung stellen auch Nahrungsmittelforscher die Algen in den Mittelpunkt ihres Interesses. Das in vielen Ländern bereits heute rare Gut Wasser wird vor allem in der Landwirtschaft verbraucht. Süßwasseralgen hingegen benötigten im Vergleich nur geringe Mengen davon. Bei einer Firma im norddeutschen Büsum wachsen Algen in beleuchteten Röhren. Hier wird getestet, welche Algen für den Verzehr am geeignetsten sind. Die Zukunft der Alge hat begonnen.
Algen und Jod
Algen sind immer wieder im Gerede, weil sie einen bedenklich hohen Jodgehalt haben können. Dies trifft auf Mikroalgen nicht zu: Jod findet sich vor allem in maritimen Makroalgen. Spirulina, Chlorella und AFA sind Süßwasseralgen und weisen in der Regel Jodwerte von weniger als 2 mg pro 100 g auf.
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