Wie wird sich der CO₂-Preis in unserem Alltag bemerkbar machen?
Die Heizkosten werden sich um zehn Prozent erhöhen. Das wird für sozial Schwächere eventuell zum Problem. Darüber müssen wir uns Gedanken machen. Im Verkehrsbereich wird der CO₂-Preis hingegen überhaupt keine Wirkung entfalten. Fünf bis sechs Cent Aufschlag pro Liter Sprit entspricht gerade einmal den Schwankungen, die sie tagsüber an der Zapfsäule haben.
Was wäre anstelle einer pauschalen CO₂-Bepreisung sinnvoll?
Wir brauchen begleitende Maßnahmen zum Beispiel in der Landwirtschaft. Wenn wir Treibhausgase wie Methan und Lachgas signifikant reduzieren wollen, müssen wir aufhören, so viel Fleisch zu essen. Da könnte zum Beispiel eine Steuer auf Fleisch helfen. Beim Verkehr hingegen würde man selbst mit einem CO₂-Preis von 180 Euro pro Tonne, wie Fridays for Future fordert, nicht automatisch klimaneutral werden. Besserverdienende würden ihr Auto trotzdem nicht stehenlassen. Hier braucht es einen rechtlichen Rahmen.
Warum zögert die Regierung hier?
Die Regierung fährt nur auf Sicht und beschließt lediglich Maßnahmen, die auf maximal zwei Jahre angelegt sind. Beim Klima braucht man aber einen langfristigen Plan.
Was schlagen Sie vor?
Der öffentliche Nahverkehr sollte so schnell wie möglich ausgebaut und die Anzahl der Autos reduziert werden. Stellen Sie sich bei nass-kaltem Winterwetter an eine Hauptverkehrsstraße und schnuppern Sie mal. Das stinkt, ist laut, dreckig und schadet der Gesundheit. Das könnte anders sein: ruhig, sauber und wir hätten wieder mehr Platz, um uns zu bewegen. Außerdem verhindern zu große Abstände für Windräder, dass genügend Anlagen aufgestellt werden können, um auf Kohlekraft zu verzichten. Solche Fehlentscheidungen müssen später kostspielig korrigiert werden. Wir brauchen ein Gesamtpaket und müssen die Geschwindigkeit bei der Energiewende mindestens um den Faktor fünf erhöhen.
Wie müsste die Energieversorgung von morgen aussehen?
Gut gemischt: Einerseits Off-Shore-Windparks in der Nordsee. Deren Leistung ist jeweils mit der von Atomkraftwerken vergleichbar. Die werden aber nicht reichen, um ganz Deutschland mit Energie zu versorgen. Deshalb brauchen wir auch kleine dezentrale Wind- und Solareinheiten. Man könnte in Berlin auf zig tausenden Dächern sofort Solarzellen aufstellen. Für die großen Windparks hingegen müssen noch einzelne Trassen gebaut werden ...
... über die heftig gestritten wird …
… was ich total daneben finde. Wir müssen erst die Wind- und Solarenergie ausbauen und können uns danach um den Ausbau der Leitungen kümmern.
Wer soll das alles bezahlen?
Das Geld ist da. Wir geben in Deutschland etwa 70 Milliarden Euro pro Jahr für den Import von Erdöl aus. Das Geld erzeugt im Gegensatz zu Solar- und Windenergie keine Wertschöpfung mehr bei uns. Wenn immer behauptet wird, es fielen Arbeitsplätze durch die Energiewende weg: Das Gegenteil ist der Fall. Es entstehen neue zukunftssichere Arbeitsplätze. Windkraft- und Solaranlagen müssen schließlich aufgebaut und gewartet werden. Natürlich kostet das. Wir müssen Öl- und Gasheizungen aus den Häusern herausreißen, Verbrennungsmotoren verteuern und vieles mehr. Es lohnt sich aber, denn etliche Studien sagen, dass uns ein Weiter-so mehr kosten würde. Der Weg mit den erneuerbaren Energien ist preiswerter.
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