Ökolog:innen verwenden, wenn es um den Schutz von Wasser-Ressourcen geht, den Begriff „virtuelles Wasser“ oder auch "Wasserfußabdruck". Also verstecktes Wasser, das wir indirekt verbrauchen. Doch was bedeutet das genau?
Definition: virtuelles Wasser
Virtuelles Wasser bezeichnet die Menge an Wasser, die ein Produkt während seiner Herstellung verbraucht. Je nach Schätzung summieren sich diese Mengen in Deutschland auf 4.000 bis 5.000 Liter je Einwohner und Tag. Wir verbrauchen also über die Produkte, die wir konsumieren, weit mehr Wasser als jenes, das wir etwa für Badewanne und WC-Spülung nutzen. Und merken es im Alltag nicht wirklich.
Woraus setzt sich virtuelles Wasser zusammen?
Den größten Teil unseres virtuellen Wasserbedarfs macht die Lebensmittelproduktion aus. Denn Pflanzen brauchen Wasser zum Wachsen, Tiere pflanzliches Futter und Trinkwasser. Für tierische Lebensmittel fällt besonders viel Wasserverbrauch an: für ein Kilogramm Rindfleisch etwa mehr als 15.000 Liter Wasser.
Auch die Textilproduktion verbraucht sehr viel Wasser. Wer regelmäßig shoppt, vergrößert seinen Wasserfußbabdruck also auch dadurch.
Wie wird virtuelles Wasser berechnet?
Für die Berechnung – etwa für Erdbeeren – werden die Wassermengen angesetzt, die die Pflanze für ihr Wachstum braucht. Die Mengen werden auf einen Hektar Fläche hochgerechnet und durch den durchschnittlichen Hektarertrag eines Erdbeerfeldes geteilt. So kommt eine Zahl von 115 Liter pro Kilo Erdbeeren zustande – egal, ob das Wasser vom Himmel oder aus Bewässerungsleitungen kommt.
Für die konkrete Situation vor Ort kann jedoch entscheidend sein, woher das verwendete Wasser kommt und was damit passiert. Der größte Teil des „virtuellen Wassers“ verdunstet oder versickert. Kommt es in der kurzen Nutzungszeit auf dem Erdbeerfeld mit giftigen Pestiziden in Kontakt, ist es dauerhaft belastet. Weil Bio-Betriebe auf solche Gifte verzichten, gelangt das verwendete Wasser unverseucht wieder zurück in den Kreislauf.
Worin steckt wie viel virtuelles Wasser?
In einer Tasse Kaffee stecken 140 Liter, in einem Kilo Äpfel 700 und in einem Kilo Hühnerfleisch 3.900 Liter virtuelles Wasser. Ein Smartphone verbraucht 13.000 Liter, ein Notebook schlägt mit einem Verbrauch von 20.000 Litern zu Buche. Für einen PKW werden sogar 400.000 Liter verstecktes Wasser fällig.
Was ist das Problem mit virtuellem Wasser?
Zum einen, dass es uns häufig nicht bewusst ist und wir es deshalb gedankenloser verbrauchen als das Wasser, das zum Beispiel für uns sichtbar aus dem Hahn fließt. Zum anderen, dass ein Großteil des virtuellen Wassers, das wir verbrauchen, außerhalb Deutschlands Ressourcen beansprucht - zum Beispiel in Südamerika für den Sojaanbau, in Südostasien für die Herstellung von Kleidung oder in Afrika für den Anbau von Exportfrüchten.
Diese Regionen leiden unter Wasserknappheit, und der hohe Wasserverbrauch für Export-Produkte verschärft die Wasserkrise vor Ort. Denn Wasser, das für den Anbau von Exportprodukten genutzt wird, steht der lokalen Bevölkerung und der regionalen Landwirtschaft nicht mehr zur Verfügung.
Darüber hinaus hat der Verbrauch von virtuellem Wasser ökologische Konsequenzen. Intensive Landwirtschaft und industrielle Produktion führen häufig zu einer Verschmutzung von Wasserressourcen durch Chemikalien und Pestizide. Diese Schadstoffe gelangen in Flüsse und Grundwasser und beeinträchtigen die Qualität des Wassers, was das gesamte Ökosysteme negativ beeinflusst.
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