Früher, als die Damen der feinen Gesellschaft bodenlange Röcke, große Hüte und Handschuhe auch im Sommer trugen, galt Blässe als Schönheitsideal. Wettergegerbte braune Haut hatten Matrosen, Mägde und andere Menschen, die an der frischen Luft arbeiten mussten. Vornehme Blässe hingegen signalisierte: „Ich lasse arbeiten.“ Diese Einstellung änderte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ärzte erkannten die positiven Wirkungen des Sonnenlichts auf die Gesundheit – lange bevor Wissenschaftler in den 20er-Jahren herausfanden, dass Sonnenlicht in der Haut Vitamin D erzeugt. In den besseren Kreisen wurden Bergsteigen und Skifahren populär – und Mode-Ikone Coco Chanel posierte braungebrannt im weißen Leinenkleid vor der Kamera.
Was bedeutet der Lichtschutzfaktor?
Der Lichtschutzfaktor gibt an, um wie viel ein Sonnenschutzmittel die Eigenschutzzeit verlängert. Das ist die Zeit bis zum Sonnenbrand. Mit LSF 30 könnte man theoretisch statt 15 Minuten rund 450 Minuten sonnenbaden, also 7,5 Stunden. Aber nur, wenn zwei Milligramm Creme pro Quadratzentimeter Haut aufgetragen werden. Das entspricht laut Bundesamt für Strahlenschutz vier gehäuften Esslöffeln Creme für einen erwachsenen Körper. Nachcremen erhält die Wirksamkeit – die Dauer der Wirkung wird nicht verlängert.
Wie hoch sollte der Lichtschutzfaktor sein?
50+ gilt heute als sicherer Lichtschutzfaktor (LSF). Bis Ende der 80er waren LSF von 6 oder 8 üblich. Erst mit dem wachsenden Ozonloch rückte die Hautkrebsgefahr durch die UV-Strahlung in den Mittelpunkt. Heute gilt ein LSF von 20 schon als niedrig.
Sonnencreme und Vitamin D
Um Vitamin D bilden zu können, braucht der Körper UVB-Strahlen. Doch jeder Sonnenbrand erhöht das Risiko für hellen und schwarzen Hautkrebs. Experten zufolge reichen zwei bis drei kurze Sonnenbäder pro Woche, um genug Vitamin D zu produzieren und für sonnenärmere Zeiten zu speichern. Wer länger draußen ist, sollte unbedingt Sonnenschutz auftragen. Zumal Creme und Co. UV-Strahlen nicht zu 100 Prozent abblocken können.
UV-Filter: Worauf ihr achten solltet
Dass Sonnenschutz wichtig ist, ist heute unumstritten. Wissenschaftler blicken aber kritisch auf chemische UV-Filter.
Sonnencreme in der Stillzeit: UV-Filter in der Muttermilch?
Viele chemische UV-Filter gelangen über die Haut in den Körper, lassen sich in Blut und Muttermilch nachweisen. Einige Stoffe können Allergien auslösen oder wirken wie Hormone. Untersuchungen ergaben, dass 13 von 29 getesteten UV-Filtern die Funktion der Spermien stören und die Fruchtbarkeit bei Männern beeinträchtigen, darunter Wirkstoffe wie Octylsalicylat und Avobenzon. Trotzdem sind sie von der EU weiterhin zugelassen.
Warum Sonnecreme schlecht für Korallen sein kann
Die amerikanische Meeresbehörde NOAA schätzt, dass wertvolle Ökosysteme weltweit jedes Jahr mit bis zu 6.000 Tonnen Sonnenschutzmitteln eingeschmiert werden. Einige chemische UV-Filter wie Octinoxat und Octocrylen sollen dazu beitragen, Korallenriffe zu zerstören. Die Pazifikinsel Pulau und Hawaii haben daher den Verkauf von Sonnencremes mit bestimmten Filtern verboten.
Warum mineralische Filter besser sind
Für Naturkosmetik sind chemische UV-Filter tabu. Sie setzt auf mineralische Filter, die aus Titandioxid oder Zinkoxid bestehen. Diese bleiben auf der Haut und reflektieren die Sonnenstrahlen sofort nach dem Auftragen. Mit unterschiedlichen Wirkungen: Titandioxid schützt eher gegen kurzwellige UVB-Strahlen, Zinkoxid gegen langwellige UVA-Strahlen, die tiefer in die Haut eindringen. Beide färben allerdings weißlich. Um das zu verringern, ummanteln Filter-Hersteller die Mineralien transparent und mischen sie mit tönenden Pflanzenstoffen.
Bio-Sonnencreme: Unsere Produkt-Empfehlungen
Trotz allem gilt: Wir sollten uns nicht zu lange in der Sonne aufhalten. Das gilt insbesondere für Menschen mit sonnenempfindlicher Haut, wie Babys und Kleinkinder. Besonders intensive, direkte Sonneneinstrahlung etwa zur Mittagszeit sollten wir vermeiden. Neben Sonnencreme mit hohem LSF bietet auch Kleidung Schutz vor der Sonne und selbst im Schatten sollten wir uns entsprechend schützen.
Kommentare
Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.