Aus der cosmia

Kosmetik in Pulverform

Naturkosmetik, die aus Pulver angerührt wird, spart Verpackung und Transportkosten und unterstützt damit die „Zero-Waste“-Bewegung. Wir stellen euch einige innovative Produkte vor.

Dosen, Flaschen, Tiegel, Tuben: Weltweit werden für die Kosmetikindustrie jedes Jahr rund 140 Millionen Verpackungen produziert. Nach einmaliger Nutzung landen sie rasch im Müll und werden dort viel zu selten recycelt. Stattdessen wird etwa die Hälfte aller deutschen Kunststoff-Verpackungsabfälle verbrannt. Und so manche Verpackung landet durch fehlerhafte Mülltrennung auf Deponien oder – noch schlimmer, wenn achtlos in der Natur entsorgt – in Flüssen, Seen und schließlich in unseren Meeren.

Um dem entgegenzuwirken, haben Kosmetikhersteller in den letzten Jahren zahlreiche Produkte auf den Markt gebracht, die nur mit Pappe oder Papier als Verpackung auskommen. Der Müllvermeidungstrend geht dabei zum Beispiel in Richtung feste Duschstücke, Shampoos und Körperbutter. Doch es gibt auch immer mehr Pulverprodukte für Zahn-, Haut und Haarpflege. Sie werden zu Hause selbst mit Wasser gemischt und sparen damit Müll und kostbare Ressourcen.

Pulverkosmetik spart Müll und Transportkosten

Pro Kopf und Jahr verbrauchen wir Deutschen rund 11 Flaschen Duschgel. Mit dem Inhalt einer 20-Gramm-Packung Duschflocken von Ben & Anna oder einem 38-Gramm-Sachet für Haut und Haar von Nada Simply Care können Verbraucher:innen 200 Milliliter Gel zu Hause selbst herstellen. Komplett ohne Plastik kommen diese Pulver nicht daher, denn die Papier-Sachets sind mit Bio-Plastik beschichtet. Solche meist auf Maisstärke oder Zuckerrohr basierenden Folien sind zwar industriell kompostierbar, werden jedoch selten korrekt in den Stoffkreislauf zurückgeführt. Verglichen mit dem Griff zur Plastikflasche kann man mit den Pulvern dennoch einiges an Plastikmüll vermeiden – etwa ein halbes Kilo pro Person und Jahr.

Ein weiterer Vorteil der wasserfreien Pulverkosmetik sind die geringen Transportkosten. Vom Hersteller über den Großhandel zum Bio-Laden bis in unsere Badezimmer legen die Produkte weite Wege zurück. Da macht es durchaus einen Unterschied, ob ein zu 50 bis 90 Prozent aus Wasser bestehendes Shampoo in Tuben oder Flaschen transportiert wird oder ein leichtes, platzsparendes Pulver. Denn Wasser kommt schließlich fast überall in Deutschland in guter bis sehr guter Qualität aus der Leitung – und das geradezu emissionsfrei. Allerdings muss in Sachen Ökobilanz auch der Wasserverbrauch bei der Anwendung berücksichtigt werden. Und der ist, besonders bei der Haarwäsche, mit manchen Pulvern höher als mit flüssigen Produkten.

Fertig zum Anrühren: hier sind einige Produkte

Gerührt & geschüttelt

Pulverkosmetik-Produkte wie von Ben & Anna oder Nada Simply Care sind pulvrige Konzentrate. Einmal mit Wasser gemischt, ergeben sie eine gelartige Substanz, die durchaus mit Flüssigshampoos und -dusch-gels vergleichbar ist. Bei der Anwendung ist zu beachten, dass das Pulver ausreichend verdünnt wird und sich vollständig auflöst. Beim Mischen müssen Wartezeiten von bis zu 30 Minuten eingeplant und unter Umständen nochmal nachgerührt werden. Die Haltbarkeit der angerührten Produkte beträgt dann etwa drei bis sechs Monate.

Andere Pulver werden entweder direkt auf Haut und Haare aufgetragen oder aber für jede Anwendung neu angerührt. Beispiele sind die Wascherden der Firmen Luvos und Logona, die schon seit Jahrzehnten auf dem Markt sind. Das Ausspülen der sämigen Pasten kann etwas Zeit in Anspruch nehmen. Dabei landen aber keine chemischen Rückstände im Abwasser. Hersteller wie Khadi und Eliah Sahil setzen auch auf zermahlene Heilkräuter, Schalen, Früchte und Blätter. In Sachen Müllvermeidung variieren die Produkte: Das 50-Gramm-Sachet von Khadi reicht für eine Haarwäsche, dieselbe Menge von Eliah Sahil genügt für bis zu 15 Anwendungen.

Zahnputzpulver gibt es auch. Dieses wird meist unverdünnt verwendet. An einer leicht angefeuchteten Zahnbürste bleibt es in der Regel gut haften, was die Anwendung erleichtert.

Durchschnittlich kaufen wir Deutschen pro Kopf und Jahr rund 11 Flaschen Duschgel, 10 Flaschen Shampoo, 5 Tuben Zahnpasta und 4 Packungen Flüssigseife.

Drei Fragen an Influencerin Anke Schmidt 

Seit 10 Jahren inspiriert Anke Schmidt als @wasteless_hero auf Instagram & Co. ihre Follower:innen zu weniger Müll und mehr Nachhaltigkeit im Alltag.

Was hat sich in den letzten Jahren in Sachen Zero-Waste-Kosmetik getan?

Als ich mit Wastelesshero anfing, gab es weder Deocremes noch feste Shampoos. Mit einigen Freundinnen habe ich meine Produkte zunächst selbst hergestellt. Inzwischen findet man in jeder Drogerie Artikel, die mit einer Papierverpackung auskommen. Für die meisten meiner Produkte konnte ich mittlerweile professionelle Hersteller finden.

Hast du selbst Erfahrungen mit Pulver-Naturkosmetik gemacht?

Ja und in Sachen Müllvermeidung könnte das auch was bewegen. Allerdings sollten die Produkte anwenderfreundlich sein. Manchmal lösen sich die Pulver nicht gut auf. Das ist dann wie bei Vanillepudding. Den mag auch niemand mit Klümpchen.

Wo kann man anfangen, um auch bei der Kosmetik Müll zu sparen?

Ich empfehle erst mal eine Bestandsaufnahme: Welche Produkte verwende ich wirklich regelmäßig? Und gibt’s die auch ohne Chemie und Plastikverpackung? Und dann dabeibleiben – auch wenn die Kosmetikindustrie uns verführen möchte, ständig etwas Neues auszuprobieren.

Inhaltsstoffe: Geht das auch als Pulver?

Bei den Inhaltsstoffen sind die meisten Konzentratpulver mit Flüssigkosmetik oder festen Stücken vergleichbar. Lassen sich Inhaltsstoffe nicht pulverisieren, kommen üblicherweise Trägerstoffe wie Mais-, Reis-,oder Weizenstärke zum Einsatz. Neben Konservierungsstoffen wie Sodium Benzoat oder Potassium Sorbat finden sich auch Tenside im Kleingedruckten. Während konventionelle Kosmetik jedoch oft auf Tenside aus Erd- oder Palmöl setzt, enthält Naturkosmetik meist pulverisierte Tenside auf Zucker- oder Kokosbasis. In den Pulvern von Khadi und Eliah Sahil sorgen waschaktive Substanzen aus Waschnüssen, Teeblättern und Shikakai für eine leichte Schaumbildung bei sanfter Reinigung.

Pulver, die erst bei oder kurz vor der Anwendung mit Wasser in Berührung kommen, kommen in der Regel auch ganz ohne Konservierungsstoffe aus. Wer also auf chemische Inhaltsstoffe verzichten und Müll vermeiden möchte, ist mit diesen Produkten gut beraten – auch wenn ihre Anwendung gewöhnungsbedürftig sein kann.

Schon gewusst?

Ist Pulverkosmetik länger haltbar?

Zum Wachsen und Gedeihen brauchen Keime, Bakterien und Pilze Wasser. Im trockenen Zustand ist Pulverkosmetik deshalb auch ohne Konservierungsstoffe gut haltbar. Ihr Duft kann allerdings mit der Zeit etwas nachlassen.

Pro und Contra bei Plastik, Aluminium oder Glas

Tiegel, Tuben und Dosen aus Plastik oder Aluminium haben in der Herstellung meist eine schlechte Umwelt- und CO2-Bilanz und lassen sich nur schwer ohne Qualitätsverluste recyceln. Glas kann zwar immer wieder eingeschmolzen werden, ist aber schwer und deshalb ungünstig für die Ökobilanz im Transport. Bei der Herstellung und im Recycling braucht Glas zudem hohe Schmelztemperaturen.

Wie lässt sich Verpackungsmüll im Alltag einsparen?

P1

Umwelt

Müll vermeiden statt recyceln

Auf unseren Meeren schwimmen Inseln aus Plastiktüten, gleichzeitig pusten Schornsteine unsere verbrannten Abfälle in die Luft. Zum Glück gibt es für dieses Müllproblem einen vielversprechenden Lebensentwurf.

Veröffentlicht am

Ein Artikel aus dem Naturkosmetik-Magazin

cosmia

Magazin finden

Kommentare

Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.

Das könnte interessant sein

Unsere Empfehlung

Ähnliche Beiträge