Essen

Fisch-Labels: eine Übersicht

Einige Siegel geben Auskunft über den nachhaltigen Fang oder die Aufzucht von Fischen. Schrot&Korn stellt die wichtigsten in Stichworten vor.

Drei von zehn Fischbeständen sind überfischt, sagt die Welternährungsorganisation FAO. Die meisten anderen werden bis an die Grenzen des biologisch verträglichen ausgebeutet. Wenn das so weitergeht, ist es 2050 vorbei mit Thunfisch und Seelachs, Sardinen und Sardellen, warnte das UNO-Umweltprogramm UNEP bereits vor Jahren.

Ein Rezept gegen Überfischung heißt nachhaltige Fischerei: Nicht mehr Fische fangen als nachwachsen. Eigentlich logisch, aber schwer umzusetzen. Es gibt einige Siegel für Verbraucher, die das Ökosystem Meer und seine Fischbestände schützen wollen – wir stellen euch vor, nach welchen Richtlinien und Kriterien welches Label agiert.

Wofür steht das MSC-Siegel?

MSC (Marine Stewardship Council)

Das MSC-Label ist am weitesten verbreitet. 1997 gründeten die Umweltorganisation WWF und der Lebensmittelkonzern Unilever den Marine Stewardship Council (MSC). Die von den beiden Gründern inzwischen unabhängige Organisation zeichnet mit ihrem Siegel Flotten aus, die ihre Bestände nachhaltig befischen. Inzwischen sind über 220 Fischereien zertifiziert, kleine regionale ebenso wie die großen US-amerikanischen und russischen Trawlerflotten, die vor Alaska jedes Jahr zusammen rund 1,8 Millionen Tonnen Seelachs aus dem Meer holen.

Der MSC zertifiziert in einem aufwendigen Prozess Fischereien, die nachweisen müssen, dass sie die Bestände nachhaltig befischen. Sie müssen detaillierte Standards zu Dokumentation oder Netzweiten einhalten. Der MSC steht aber immer wieder in der Kritik von Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und lässt umstrittene Fangmethoden wie Grundschleppnetze oder Langleinen im Einzelfall zu. Warum diese Fangmethoden problematisch für Fische und Klima sind, erklären wir hier.

Was hat Bio in Sachen Fischfang zu bieten?

EU-Bio-Siegel und deutsches Bio-Siegel

Seit 2010 gibt es Regelungen für die Zucht von Fischen, anderen Meerestieren und Algen. Sie schreiben naturnahe Becken und geringe Bestandsdichten sowie den Verzicht auf Antibiotika und synthetische Futterzusätze vor. Pflanzliches Futter muss bio sein. Fischmehl und -öl darf nicht von eigens dafür gefangenen Wildfischen stammen.

Naturland und andere Bio-Verbände

Vor rund 20 Jahren begann Naturland damit, ökologische Fischzuchten zu zertifizieren – im Meer und an Land. Die Regelungen sind in Details noch strenger als die der EU-Öko-Verordnung. Gleiches gilt für das schwedische Bio-Label KRAV. Von Bioland, Demeter, Bio Austria und Bio Suisse gibt es ebenfalls schon seit Langem Bio-Standards für Süßwasserfische. Naturland zertifiziert seit einigen Jahren zusätzlich kleine handwerkliche Fischereien (Wildfisch).

Welche Fisch-Siegel gibt es sonst noch?

Friend of the Sea (FOS)

FOS zertifiziert Aquakulturen und Fischereien. Bei der Aquakultur stehen Umweltschutz und soziale Verantwortung im Vordergrund. Die Fischereien müssen sich auf nicht überfischte Arten beschränken, die Fischfangmethoden dürfen den Meeresboden nicht beeinträchtigen, die Beifangrate muss unter acht Prozent liegen.

Alaska Seafood Marketing Institute (ASMI), Iceland Responsible Fisheries (IRF)

Strenge, staatlich kontrollierte Vorgaben für nachhaltigen Fischfang gibt es in Alaska und Island. Diese Staaten setzen jährlich Fangquoten fest, um den Erhalt der Fischarten vor ihren Küsten zu gewährleisten. Auch müssen die Fischer Fangmethoden und Netze einsetzen, die den Beifang minimieren.

Aquaculture Stewardship Council (ASC)

Nach dem Vorbild des MSC beim Wildfisch hat der WWF zusammen mit großen Handelsketten den ASC initiiert, den Aquaculture Stewardship Council (ASC). Der ASC will weltweit Standards für verantwortungsvolle Aquakultur durchsetzen. Die Standards für Umweltschutz und Tierhaltung sind ein Fortschritt gegenüber der gängigen Praxis insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern. Sie sind aber weit weniger streng als die für Bio-Fischzucht: Der ASC erlaubt Agro-Gentechnik im Futter. Fischmehl und -öl müssen erst in vier Jahren aus MSC-zertifizierter Fischerei stammen. Bestandsdichten sind nur bei einigen Arten geregelt. Für Pangasius in Käfigen erlaubt der ASC 80 Kilogramm Fisch pro Kubikmeter. Bei Bio sind lediglich zehn Kilogramm je Kubikmeter zugelassen.

Safe

Dieses Label steht für Thunfisch, der ohne Treibnetze oder andere delfin-tödliche Fangmethoden gefischt wurde. Das Logo ist auf vielen Thunfischdosen zu finden, garantiert aber über den Delfinschutz hinaus keinen nachhaltigen Fischfang.

Ihr hättet gern mehr Informationen? Der WWF leistet Verbrauchern mit seinem Fischratgeber Hilfestellung beim Fischeinkauf.

Ist Fisch aus Fischzucht besser?

Als zweites Rezept gegen leergefischte Meere gilt die Fischzucht. Sie liefert laut FAO weltweit 63 Millionen Tonnen Fische, Krebse und Muscheln. Über die Hälfte sind Süßwasserfische, die zu einem großen Teil in China für den dortigen Markt produziert werden. Den deutschen Markt teilen sich wenige Arten: Shrimps, Lachs, Pangasius, Tilapia, Forelle und Dorade.

Konventionelle Fischzucht ist Massentierhaltung im Wasser und wirft vergleichbare Probleme auf wie die Tiermast an Land: Die Ausscheidungen überdüngen Gewässer. Das enge Aufeinanderleben macht die Tiere krankheitsanfällig und ist nicht artgerecht. Billiges Futter zu beschaffen, schädigt die Umwelt.

Um zu zeigen, dass es anders geht, begannen Bio-Verbände – allen voran Naturland – Mitte der 90er-Jahre damit, Kriterien für Bio-Fischzucht zu entwickeln: Die Tiere sollten mehr Platz haben sowie ohne Antibiotika und Zusatzstoffe in naturnahen Teichen aufwachsen. Der erste zertifizierte Bio-Fisch war Lachs, gehalten in Gehegen an der irischen Westküste. Es folgten Shrimps aus Ecuador und anderen Entwicklungsländern, Pangasius aus Vietnam und Muscheln. Aus Süßwasserteichen kamen Karpfen, Saiblinge und Forellen hinzu. Seit Anfang 2010 gelten EU-Standards für Bio-Fischzucht. Sie bleiben etwas hinter den Anforderungen der Verbände zurück.

Fische aus Aquakultur tragen ebenfalls zur Überfischung der Meere bei. Denn sie fressen Fisch. 17 Millionen Tonnen Meeresfisch wurden 2011 zu Fischöl und Fischmehl verarbeitet, schätzt die FAO. Der größte Teil davon wurde an Zuchtfische verfüttert. Um ein Kilogramm Farmlachs zu erzeugen, müssen vier Kilogramm Wildfisch verarbeitet werden. Auch Shrimps oder Pangasius brauchen einen Anteil Fisch im Futter.

Für Pangasius und Shrimps erlaubt die EU-Öko-Verordnung höchstens zehn Prozent Fischprodukte in der Futterration. Für diese Produkte dürfen jedoch keine Wildfische gefangen werden. Fischöl und -mehl für Bio-Fisch müssen aus Resten von Speisefischen hergestellt werden, die aus biologischer Aquakultur oder nachhaltiger Fischerei stammen. Zusätzliches pflanzliches Futter muss bei allen Bio-Fischen aus ökologischem Anbau kommen.

Veröffentlicht am

Kommentare

Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.

Das könnte interessant sein

Unsere Empfehlung

Ähnliche Beiträge