Umwelt

Grüne Aktien im Kommen

Auch konservative Anleger entdecken den Wert grüner Projekte. Auf der Internationalen Anlegermesse (IAM) in Düsseldorf gab’s dazu einen eigenen Themenpark.

Verlaufen hat sich Frank Wohlfahrt. Mit großen Fragezeichen in den Augen steht der Student der Betriebswirtschaft auf der IAM. Um ihn herum ist nur von Windkraft, Solarstrom, sozialen Projekten und Nachhaltigkeit die Rede. Hier wollte er doch gar nicht hin! Frank Wohlfahrt war auf die Messe gekommen, um für seine Hausarbeit Informationen zu den Wachstumschancen der Pharma-Industrie zu bekommen. Aber da, wo er steht, im Themenpark „Grünes Geld“, organisiert vom Öko-Zentrum NRW aus Hamm, ist von Pillen, Pasten und Tabletten nicht die Rede.

Einigen Besuchern der IAM wird es so gegangen sein wie Frank Wohlfahrt: Denn auf Europas wichtigster Messe für Aktien und Altersvorsorge wurden zum ersten Mal nachhaltige Anlageformen in solch geballter Form vorgestellt. Etwa ein Zwölftel der Messefläche nahm dieser Bereich ein. Hier präsentierten sich etwa 30 Firmen, Institutionen und Vereine, deren oberstes Ziel nicht Rendite, sondern moralisch vertretbare Anlagen sind. Aber natürlich können und sollen die Anleger, die hier Geld investieren, auch Gewinn machen.

Früher haben in erster Linie „Ökos“ Geld in „sauberen“ Projekten angelegt. Spätestens seit die Kurse der Dax- und Dow-Aktien heftig fielen, zeigen auch konservative Anleger Interesse, weiß Andreas Köster von der Umweltkontor Renewable Energy AG. Vor sieben Jahren entstanden, hat Umweltkontor zunächst vor allem in Windenergie investiert, vor kurzem sind Sonnen-, Wasser- und Bioenergie-Projekte dazu gekommen. Köster hat keine Angst davor, dass Großbanken künftig massiv in den Markt der regenerativen Energie einsteigen werden: „Wir haben einfach jahrelange Erfahrung damit, die ist unser Vorteil.“

Hilfe für Kaffeebauern, die auf Bio umstellen wollen

Am Stand der Enova Unternehmensgruppe informiert Ralf Brinkema interessierte Anleger. Der vorgestellte Beteiligungsfonds hat zum Ziel, eine Bau- und Betriebsgenehmigung für die ca. 45 Windkraftanlagen umfassende Pilotphase eines Offshore-Windparks zu erwirken, der etwa 40 Kilometer nördlich von Juist in der Nordsee errichtet werden soll. Wer bei der Enova investiert (Mindesteinlage 5.000 Euro), kann in drei Jahren ca. 140 Prozent zurück bekommen.

Ulrike Chini ist Geschäftsführerin des Westdeutschen Förderkreises von Oikocredit. Hier kann man schon ab 200 Euro einsteigen. Finanziert werden von den Einlagen Projekte in Asien, Südamerika, Afrika und Osteuropa. Beispiele: Anschub-Finanzierung für Kooperativen, die auf Bio-Kaffee oder Bio-Kakao umsteigen wollen. Oder es wird Frauen geholfen, die sich mit dem Verkauf von Tortillas in Mexiko selbständig machen wollen. „Die Zahlungsmoral der Menschen ist sensationell“, sagt Ulrike Chini, „rund 90 Prozent des geliehenen Geldes kommt wieder zurück.“ Damit werden dann wieder neue Projekte finanziert. Wer Oikocredit Geld gibt, und das sind zu 60 Prozent Einzelpersonen und zu 40 Prozent kirchliche Institutionen und Gruppen, bekommt 2 Prozent Dividende.

Frank Wohlfahrt hat seine Informationen über die Pharma-Industrie erhalten. Danach ist er zum Themenpark „Grünes Geld“ zurückgekommen. Er will sich darüber informieren, wie sicher die Anlage in regenerative Energieformen ist. Und Wohlfahrt ist beruhigt: Die Menschen, die im Bereich „Grünes Geld“ potentielle Investoren beraten, sind keine Öko-Utopisten, sondern überzeugt davon, dass man auch mit umweltfreundlichen Investitionen gute Rendite machen kann.

Deshalb wird der Bereich „Grünes Geld“ bei der kommenden IAM auch wieder dabei sein.


Grünes Geld - gibt‘s das eigentlich?

Geld stinkt nicht, sagt man. Wer also stellt sicher, dass grünes Geld in die richtigen Kanäle fließt? Die Antwort ist differenziert: Einerseits ist bei allen grünen Angeboten klar geregelt, wie das Geld angelegt wird. Andererseits fallen die Definitionen, was genau als ökologisch, ethisch oder nachhaltig zu gelten hat, naturgemäß unterschiedlich aus. Die Anbieter lassen dem Kunden die Wahl. Will er etwa sein Geld gezielt in die Biobranche stecken, muss er zu einem anderen Angebot greifen als der, dem es vor allem auf die ständige Verbesserung des Produktions-prozesses ankommt – und sei es bei BASF und Daimler. In allen Fällen gilt: Schauen Sie sich die jeweilige Anlagephilosophie genau an. Und erkundigen Sie sich, nach welchen Kriterien Ihr Geld „arbeitet“.


UmweltBank präsentiert grünen Index

Im Rahmen der IAM präsentierte die Nürnberger UmweltBank AG den neu aufgelegten Index für deutsche Umweltaktien (UBAI). Vier Wochen nach dem Start war der bereits um 8,60 Prozent gestiegen. Der Index enthält derzeit alle 18 börsennotierten deutschen Aktien, die sich auf das Thema Ökologie und nachhaltiges Wirtschaften spezialisiert haben: B.A.U.M., Cargolifter, EnergieKontor, farmatic, Nordex, Plambeck, P&T Technology, REpower, S.A.G., Solar-Fabrik, SolarWorld, Solon, Sunways, UmweltBank, Umweltkontor, Unit energy, Wedeco und WindWelt. Der UBAI wird zunächst monatlich im Internet unter www.umweltbank.de veröffentlicht.

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