Interview

Alexandra Czerner: „Schöne Parks reichen nicht“

Die Hamburger Architektin und Stadtplanerin Alexandra Czerner hat eine Vision von Stadt, die Klimaschutz und Natur in die Planung mit einbezieht – weltweit.

Grün und Beton: Widerspricht sich das nicht?

Keineswegs! Nur die gängige Baupraxis widerspricht einer grüneren und damit gesünderen Vision der Städte. Bodengebundene Berankungen von Häuserfassaden gibt es schon seit Jahrhunderten und sie funktionieren. Für jede Fassadenoberfläche gibt es praktikable Systeme, Grünflächen zu integrieren.

Was also tun?

Die wachsenden Städte brauchen dringend mehr Grünflächen. Neue Grünflächen und Parks einfach „dazwischenschieben“ geht nicht. Aber man kann die vertikalen Flächen nutzen. Die große, ungenutzte Flächenressource der Städte sind die Fassadenflächen, abzüglich der Fenster. Die Fassaden können durch bodengebundene Begrünung in den unteren Etagen und durch Pflanzkästen und Pflanzsysteme in höheren Lagen ökologisch aktiviert werden. Damit würde die Luft gereinigt, Sauerstoff produziert und im Sommer die überhitzten Fassaden verschattet und gekühlt werden.

Brauchen Städte eine neue Beziehung zur Natur?

Städte müssen die Natur als Freundin und Verbündete zurückgewinnen und von dieser in allen Bereichen „durchwachsen“ werden. Einige wenige, schöne Parks reichen nicht aus, um die saubere Luft drei Straßen weiter sicherzustellen.

Sie fordern eine „durchwachsene Stadt“. Was ist das?

Die durchwachsene Stadt hat überall Flächen für Pflanzbereiche und grüne Oasen – in der Horizontalen und in der Vertikalen. Auf allen Oberflächen der Stadt gibt es einen hohen Grünflächenanteil. Dieser schafft zusammen mit dem Grünbestand das nötigte natürliche Ökosystem. In der durchwachsenen Stadt ist jeder Hauseigentümer verantwortlich, seinen Grünanteil herzustellen und zu pflegen. In der durchwachsenen Stadt haben Gebäude ringsum Bereiche für robuste, bodengebundene Bepflanzungen.

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