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Warenkunde: Bio-Spülmittel

Egal ob per Hand oder mit der Maschine - der Abwasch muss gemacht werden. Öko-Spülmittel lösen Teeflecken, Fettfilm und Essensreste auf umweltverträgliche Weise vom Geschirr. // Leo Frühschütz

Abwasch ökologisch

Egal ob per Hand oder mit der Maschine - der Abwasch muss gemacht werden. Öko-Spülmittel lösen Teeflecken, Fettfilm und Essensreste auf umweltverträgliche Weise vom Geschirr. // Leo Frühschütz

170000 TONNEN Spülmittel fließen in Deutschland jedes Jahr durch den Ausguss. Viel Arbeit für die Mikroorganismen in den Kläranlagen. Deshalb ist es wichtig, dass die Inhaltsstoffe problemlos und vollständig biologisch abbaubar sind. Öko-Spülmittel schaffen das, herkömmliche Geschirr-Reiniger weniger.

Handgespült mit Tensiden

Der wichtigste Inhaltsstoff bei den Hand-Spülmitteln sind waschaktive Substanzen, die Tenside. In Öko-Reinigern sind dies Zuckertenside und Fettalkoholsulfate. Sie werden vollständig zu Kohlendioxid und Mineralstoffen abgebaut und aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen: aus Palm- und Kokosöl sowie Mais- oder Kartoffelstärke. Daraus Tenside herzustellen ist chemisch aufwändig und nur in großen Mengen wirtschaftlich machbar. Die wenigen Firmen, die Tenside herstellen, verwenden Rohstoffe aus konventionellem Anbau. Mehrere Bio-Produzenten arbeiten jedoch daran, Tenside aus ökologisch erzeugten Ausgangsstoffen oder mit Hilfe naturnaher Verfahren herzustellen.

Der Gesetzgeber schreibt bei Wasch- und Reinigungsmitteln keine ausführliche Deklaration der Inhaltsstoffe vor. Viele chemische Hilfsstoffe bleiben anonym. Die Öko-Hersteller jedoch setzen auf Volldeklaration. Was drin ist, soll auch auf der Verpackung stehen. Ein Service vor allem für Menschen, die auf bestimmte Stoffe allergisch reagieren.

Konventionelle Spülmittel verwenden meist Tenside auf Erdölbasis. Diese sind weniger gut abbaubar. Doch dem Gesetzgeber genügt das. Er schreibt vor, dass Tenside je nach Molekül zu 85 bis 95 Prozent biologisch abbaubar sein müssen. Das betrifft jedoch nur den so genannten Primärabbau, bei dem die Tenside lediglich ihre waschaktiven Eigenschaften verlieren. Ob die dabei entstehenden Zwischenprodukte weiter abgebaut werden können oder giftig sind, spielt leider keine Rolle.

Streitpunkt: Enzyme in der Spülmaschine

Tenside werden in der Spülmaschine nur sparsam eingesetzt. Sie würden zu sehr schäumen. Statt dessen lösen starke Silikatlaugen den Schmutz. Silikate sind mineralische Rohstoffe, die zwar ökologisch korrekt, aber in konzentrierter Form ätzend sind. Sie gelten deshalb als Gefahrstoff. Mittel mit mehr als 25 Prozent Metasilikat müssen das orange Warnzeichen für „ätzend“ oder bei geringerer Konzentration das für „reizend“ tragen und kindersicher verschlossen sein.

Eine in der Bio-Branche heiß diskutierte Zutat sind Enzyme wie Proteasen, Lipasen und Amylasen. Im menschlichen Körper verdauen diese Eiweißstoffe Stärke, Fett und Eiweiß. Aufgrund dieser Eigenschaften werden sie in konventionellen Maschinenspülmitteln eingesetzt, um Lebensmittelreste in kleinere Fragmente zu zerschneiden, die sich leichter vom Geschirr lösen und abbauen lassen. Der Vorteil ist eine bessere Reinigungsleistung auch bei niedrigen Waschtemperaturen. Die Mittel benötigen weniger ätzendes Silikat. Nachteil eins: Diese Enzyme werden fast immer mit Hilfe gentechnisch manipulierter Bakterien hergestellt. Nachteil zwei: Einige dieser Enzyme sind zudem in ihrer Struktur gentechnisch verändert.

In Öko-Lebensmitteln sind alle Enzyme verboten, bei deren Herstellung Gentechnik im Spiel ist. Für Öko-Reiniger gibt es keine verbindlichen Regeln. Die Mehrzahl der Bio-Hersteller verzichtet vollständig auf Enzyme. Die Firma AlmaWin setzt ein völlig gentechnikfreies Enzym ein. Der Hersteller Ecover setzt Enzyme ein, die zwar selbst nicht genmanipuliert sind, aber von gentechnisch veränderten Bakterien stammen. Auf der Packung der Spülmaschinen-Tabs von Ecover steht „nicht gentechnisch manipulierte Enzyme“.

Für Bio-Lebensmittel wäre ein solches Enzym als „nicht gentechnikfrei“ verboten. Ecover sieht die Regeln aus dem Nahrungsmittelbereich als nicht ohne weiteres auf technische Produkte übertragbar an und begründet den Einsatz damit, dass diese Enzyme bei gutem Preis-Leistungsverhältnis „hocheffektiv und stabil“ seien.

Phosphatfrei weiches Wasser

Damit Maschinenreiniger ordentlich säubern, brauchen sie weiches Wasser. Konventionelle Produkte enthalten deshalb als Enthärter bis zu 40 Prozent Phosphat sowie schwer abbaubare Phosphonate und Polycarboxylate. Weil längst nicht alle Kläranlagen Phosphate zurückhalten, gelangt dieser Stoff in die Gewässer und lässt dort die Algen wachsen. Öko-Reiniger sind phosphatfrei. Sie enthärten das Wasser mit Citraten, Salzen der Zitronensäure. In Maschinen-Tabs setzen die Hersteller den Eiweißstoff Polyasparaginsäure ein. In der Natur verhindert er, dass Muschelschalen unkontrolliert verkalken. Für Wasch- und Reinigungsmittel wird die biologisch abbaubare Säure jedoch petrochemisch hergestellt. Aktiven Sauerstoff für die Reinigung liefert Percarbonat. Konventionelle Mittel verwenden oft das für Pflanzen giftige Perborat, dessen Giftigkeit sich durch das im Abwasser freigesetzte Bor noch verstärkt.

Pulver oder Tabs?

Im Handel gibt es Öko-Maschinenreiniger als Pulver und Tabs sowie Regeneriersalz und Klarspüler. Deren Tenside sind vollständig abbaubar. Konventionelle Produkte verwenden dagegen fast immer schwer abbaubare, für Wasserorganismen giftige Tenside. So genannte „2 in 1-Tabs“, die Reiniger und Klarspüler kombinieren, oder gar „3 in 1-Tabs“, die auch das Regeneriersalz überflüssig machen, werden in Öko-Qualität nicht hergestellt. Aus gutem Grund: Um zu steuern, dass die einzelnen Bestandteile sich zur richtigen Zeit auflösen, sind zusätzliche Chemikalien notwendig, die wiederum das Wasser belasten. Den Anbietern von Öko-Reinigern ist dies ein zu hoher Preis für mehr Bequemlichkeit.

Öko blitzsauber

Öko-Wasch- und Putzmittel müssen sich in Punkto Reinigungsleistung nicht vor konventionellen Produkten verstecken. Ist das Leitungswasser jedoch sehr hart und kalkhaltig, kann es gelegentlich Probleme geben, da Öko-Reiniger auf schwer abbaubare Wasserenthärter verzichten.

Deshalb muss die Spülmaschine optimal funktionieren. Das heißt: Regeneriersalz im Vorratsbehälter regelmäßig erneuern. So hat der Ionenaustauscher genug Kapazität, um mit dem harten Wasser fertig zu werden.

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