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Natürliche Tage

Von der ersten Regel bis zur Menopause verbraucht eine Frau bis zu 10 000 Tampons oder Binden. Da lohnt der Blick auf die verwendeten Materialien – der Haut und Umwelt zuliebe. // Astrid Wahrenberg

Von der ersten Regel bis zur Menopause verbraucht eine Frau bis zu 10 000 Tampons oder Binden. Da lohnt der Blick auf die verwendeten Materialien – der Haut und Umwelt zuliebe. // Astrid Wahrenberg

Keine Fussel

Biotampons bestehen aus 100 Prozent Bio-baumwolle (gänzlich chlorfrei gebleicht). Mit Faserverlusten hat man beim britischen Hersteller Natracare nach eigenen Angaben noch nie ein Problem gehabt. „Baumwolle besteht aus welligen Fasern, die sich miteinander verweben, während sich Viskosefasern im Gegensatz dazu wie glattes Haar verhalten“, erklärt Anna Wetherill von Natracare.

Natürliche Materialien scheinen vielen Frauen besser zu bekommen als konventionelle Frauenhygiene-Produkte mit synthetischen Bestandteilen. Zu diesem Schluss kommt eine von Natracare initiierte Studie aus dem Jahr 2006. 40 englische Gynäkologen untersuchten Frauen, die über Beschwerden wie vaginalen Juckreiz, Schmerzen und/oder Ausfluss klagten. Bei vielen Frauen mit solchen Symptomen verstärken sich die Beschwerden während der Periode, woraus die Forscher schlossen, dass die verwendeten Hygieneprodukte eine Rolle dabei spielen. Frauen deuten die Symptome häufig als Anzeichen einer Pilzinfektion, gegen die sie unter anderem mit Medikamenten, Salben und Cremes vorgehen.

Die Studie kam allerdings zum Ergebnis, dass bis zu ein Drittel aller Frauen mit den oben beschriebenen Symptomen nicht von einer Pilzinfektion betroffen sind. Als „Allergische Feminine Infektion“ bezeichnet der Gynäkologe David Nunns vom städtischen Krankenhaus in Nottingham dieses Erscheinungsbild. Bislang ist dieser Begriff und was dahintersteckt den meisten Frauen noch kein Begriff. Nunns emp-fiehlt wie viele seiner Standeskollegen, bei solchen vaginalen Irritationen nur noch natürliche Intimprodukte zu benutzen, Baumwoll-Unterwäsche zu tragen sowie Seife zu vermeiden. Bestünden die Probleme dennoch weiter, sollten die Frauen einen Gynäkologen aufsuchen, der die Ursache klärt.

Ökobinden ohne Plastik

An natürlichen Hygieneprodukten für die Menstruation bietet der Naturwarenhandel neben Tampons aus Biobaumwolle auch Einmal-Monatsbinden, wiederverwendbare Stoffbinden, Naturschwämme sowie sogenannte Mondbecher (siehe Kas-ten oben ) an. Die Wegwerf-Biobinden bestehen aus einem Zellulosekern (chlorfrei gebleicht) und einer feuchtigkeitsundurchlässigen Hülle aus Getreidestärke als Auslaufschutz. Darüber kommt eine Oberschicht aus zertifizierter Biobaumwolle, mit der dann die Haut in Kontakt kommt. Diese Einmal-Biobinden sind immerhin zu über 90 Prozent kompostierbar.

Anders konventionelle Binden. Sie bestehen aus gebleichten Zellstoffflocken und Polyacrylaten (Absorber auf Erdölbasis). Die Kunststoffkügelchen werden entweder in eine Schicht aus Zellulose eingestreut oder in ein verdichtetes Luftkissen aus Zellulose, Latex, Acryl-Bindemittel und Klebstoff eingebaut. Auch das Obermaterial der Binden enthält häufig Kunststoffe – so fühlt sich die Einlage länger trocken an. Allerdings kann die Luft nicht richtig zirkulieren, ein feuchtwarmes Klima entsteht – ideal für Scheidenpilze. Manche Binden enthalten außerdem noch Duftstoffe und optische Aufheller.

Eine weitere Alternative bieten wiederverwendbare Binden. Diese gibt es bislang jedoch nicht in Bioqualität. Nach Angaben des Herstellers Sood ist die Nachfrage nach entsprechenden Produkten in den letzten Jahren gestiegen. Wiederverwendbare Binden der Sood-Marke Kulmine bestehen aus Seide oder Baumwolle. Seidenbinden, waschbar bei 60 Grad, können etwa fünf Jahre lang verwendet werden, Baumwollbinden, waschbar bis 95 Grad, sogar bis zu zehn Jahre.

Krank durch Tampon?

TSS steht für Toxisches Schocksyndrom, eine seltene Bakterienerkrankung, die mit Tampons in Verbindung gebracht wird. Treten während der Regel Fieber, Hautausschlag, Muskelschmerzen und Übelkeit auf, den Tampon sofort entfernen und einen Arzt aufsuchen.

Tampon-Alternativen

Name: Mondbecher, Mondtasse, Mooncup, Divacup, Lunette

Material: Silikon

Anwendung: Anfeuchten, falten, einführen. Alle 4 bis 6 Stunden herausnehmen, entleeren, unter fließendem Wasser reinigen, einsetzen. Nach der Blutung in Wasser auskochen.

Vorteile:

  • Kein Austrocknen der Schleimhäute (beim Tampon möglich)
  • Wiederverwendbar
  • Frau ist sich ihres Körpers besser bewusst. Sie sieht, wie viel Blut sie tatsächlich verliert.

Das Kniffelige dabei: Einige Übung zur sicheren Benutzung ist meist notwendig.

Mehr Infos unter: www.utopia.de/wissen/ratgeber/mondtassen-landen-auf-der-erde; mondtasse.de

Name: Menstruationsschwamm

Material: Naturschwamm

Anwendung: Anfeuchten, zusammendrücken, einführen. Passt sich der Form der Scheide an, kann auch zurechtgeschnitten werden. Unter fließendem Wasser ausspülen.

Vorteile:

  • Einfache und angenehme Anwendung
  • Kompostierbar

Nachteil:

  • Zu Beginn der Regel häufiger Wechsel erforderlich

Wichtig: Nicht bei vaginalen Infektionen benutzen
Schwämmchen regelmäßig erneuern

Biotamponhersteller in der Kritik

Im Frühjahr 2007 hat das Magazin Ökotest in fast allen 16 getesteten Tampon-Marken halogenorganische Verbindungen gefunden – auch beim Biohersteller Natracare. Und das, obwohl die Firma sowohl auf Chlor als auch auf Chlorverbindungen verzichtet. Unabhängige Analysen von drei beauftragten Labors bestätigten die Schadstoffbelastung nicht. Dennoch hat Natracare die Anstrengungen für 100 Prozent ökologische und unbelastete Produkte verstärkt. So ist im Februar ein Zertifizierungsprozess mit einer vollständigen Lebenszyklusanalyse abgeschlossen worden.

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