Am liebsten nackig -
und sanft eingeölt
Haut braucht Pflege. Die Haut von Babys und Kindern erst recht. Denn sie ist dünner und empfindlicher als bei Erwachsenen, kann ihre Schutzfunktion noch nicht voll erfüllen. Um so wichtiger ist die Qualität der Substanzen, die wir an diese Haut lassen.
Alltag auf dem Wickeltisch: Schnell die Windel gewechselt, den Popo abgewaschen und, ach je, die Haut ist wieder stark gerötet. Heftig strampelnde Beine signalisieren: Ich will keine frische Windel, das reibt und scheuert so. "Ist ja o.k., da lassen wir erst mal Luft und Sonne ran; davon sieht dein Popo sowieso zu wenig. Später tun wir etwas Creme drauf, dann wird es besser." Ob das stimmt, hängt vor allem von den Zutaten der Creme ab.
Bei konventionellen Babycremes liegt Einiges im Argen. Sie enthalten meist künstliche Fette auf Erdölbasis, die den Feuchtigkeitsausgleich der Haut behindern. Häufig werden auch Emulgatoren auf der Basis von Polyethylenglykol (PEG) eingesetzt. Sie stehen im Verdacht, die Haut durchlässiger für Schadstoffe zu machen. Gesundheitsbedenkliche Duft- und Konservierungsstoffe sind ebenfalls keine Ausnahme. Das alles soll auf eine Haut, die bei Babys fünfmal dünner ist als die eines Erwachsenen, durchlässiger und viel empfindlicher. Denn noch sind die beiden Schutzschichten Hornhaut und Säuremantel nicht voll entwickelt. Die Haut trocknet beim Baden schneller aus und entzündet sich leicht. Eine Schutzhülle, wie sie bei derartigen Inhaltsstoffen notwendig wäre, ist gerade Babyhaut noch nicht.
Hilfe für den wunden Popo
Die Produzenten von Naturkosmetik achten deshalb bei ihren Babypflege-Produkten auf möglichst hautverträgliche Zutaten. Mit wenigen Ausnahmen verzichten sie auch auf aromatische Öle als Duftstoffe. Basis der Cremes sind Wollwachs, Bienenwachs, Sheabutter und diverse pflanzliche Öle. Je nach Rezeptur stammen sie von Sesam, Olive, Erdnuss, Mandel, Sonnenblume oder Sojabohne. Dazu kommen Heilkräuterauszüge, die die Haut beruhigen und wundheilend wirken sollen. Calendula, die satt orange blühende Ringelblume, ist für die meisten Hersteller die Pflanze der Wahl, aber auch Kamille, Johanniskraut, Schwarzkümmel oder Schafgarbe kommen zum Einsatz. Bei den meisten Pflegeserien gibt es eine Creme speziell für den Windelbereich. Denn dort wird die Babyhaut am stärksten beansprucht. Sie wird oft nass und Windeln schließt sie meist luft- und wasserdicht ab. Das macht die Haut besonders anfällig für Entzündungen und Reizungen. Auch Mikroorganismen fühlen sich in dem feuchtwarmen Klima dort sehr wohl. Neben dem Eincremen freut sich das Baby deshalb auch über jede Minute, die es ohne dickes Windelpaket an der frischen Luft strampeln kann. Ohnehin ist Luftkontakt für den kleinen Popo ein gutes "Pflegemittel".
Den früher häufig zur Babypflege benutzten Puder hat kaum noch ein Naturkosmetikhersteller im Programm. Er gilt bei wundem Po als wenig hilfreich. Wird er zusammen mit einer Creme eingesetzt, bilden sich zudem kleine Klümpchen, die die Haut zusätzlich reizen.
Neben den Cremes für den Popo gibt es auch Hautcremes, die zum Beispiel empfohlen werden, wenn das Gesicht bei einem Ausflug vor Wind und Kälte geschützt werden soll. Von den Inhaltsstoffen her stellen sie weniger auf Wundheilung und Hautberuhigung ab, sondern mehr auf den Schutz der Haut vor Beanspruchungen.
Babys lieben zwar die Badewanne, doch sollten sie nicht öfter als ein- bis zweimal die Woche drin sitzen. Denn das Wasser trocknet die Haut aus und greift den Säureschutzmantel an. Auf Seife oder Tenside sollten die Eltern verzichten, weil sie diese Wirkungen noch verstärken und zudem die Haut reizen könnten. So dreckig sind Babys noch nicht, dass waschaktive Substanzen unverzichtbar wären. Popo, Gesicht, Kopf und die Babyspeckfalten lassen sich auch mit Wasser und einem weichen Lappen reinigen. Bio-Babybäder sind deshalb in der Regel tensidfreie Ölbäder, bei denen pflanzliche Öle für eine Rückfettung der Haut sorgen. In den meisten Rezepturen finden sich zudem beruhigend wirkende und wärmende Heilkräuterextrakte.
Ob Baby-Shampoos Sinn machen, darüber streiten die Experten. Solange das Haar nur spärlich sprießt, genügt auch Wasser mit etwas Öl. Für kleine und größere Kinder sollten die eingesetzten Tenside möglichst mild sein. Naturkosmetik-Hersteller verwenden dafür Zuckertenside und waschaktive Substanzen auf der Basis von Kokosfett oder Erbsenproteinen. Sie schäumen nur schwach, reinigen aber wirkungsvoll. Ob die Augen deshalb tatsächlich nicht brennen, kann nur die Praxis in der Badewanne zeigen. Kinder sind da unterschiedlich empfindlich. Auch konventionelle Hersteller versprechen durch die Bank, dass ihr Shampoo die Augen nicht reizt. In vielen Fällen, so berichtet die Zeitschrift Ökotest-Ratgeber (1/2000), verwenden sie besonders aggressive Tenside, so genannte Laurylsulfate, die kurzfristig die Augenschleimhaut betäuben.
Nach dem Baden braucht die Babyhaut zusätzliche Pflege. Eine Babypflegemilch oder ein Babyöl schützt die empfindliche Haut vor Reizungen und unterstützt die natürlichen Hautfunktionen. Und die Babys mögen es, wenn sie sanft mit öligen Händen massiert werden - vorausgesetzt diese sind warm.
Weiße Farbe schützt vor Sonne
Im Grunde gilt das für die Babypflege Gesagte in abgeschwächter Form auch für Kinder. Deren Haut ist nicht mehr so empfindlich, verträgt auch Seife, ein Schaumbad oder kräftiges Rubbeln. Das Einölen oder Eincremen nach dem Baden bleibt ein wichtiger Teil der Pflege, ebenso eine Creme als Schutz vor Wind und Wetter.
Auch der Sonnenschutz spielt eine wichtige Rolle. Sobald die Kleinen laufen können, bleiben sie nicht mehr brav im Schatten sitzen. Natürlich schützen Kleidung und ein breitkrempiger Hut am besten vor der Sonne. Doch auch da schauen Arme und Beine raus. Außerdem sind Kleinkinder am liebsten nackig unterwegs, vor allem wenn Wasser zum Plantschen in der Nähe ist. Also ist Einschmieren angesagt, um die Haut vor dem UV-Licht der Sonne zu schützen. Chemische Lichtschutzfilter, wie sie in konventionellen Produkten üblich sind, finden sich in Naturkosmetik nicht. Als UV-Filter werden in der Regel Titandioxid und Zinkoxid eingesetzt. Diese mineralischen Pigmente streuen und reflektieren das Sonnenlicht und schützen so die Haut. Sie gelten als hautverträglicher als chemische UV-Filter. Titandioxid wird als Farbpigment überall dort eingesetzt, wo etwas schön weiß werden soll, etwa in Wandfarben. Sonnencremes mit dieser Substanz können deshalb auch auf der Haut leicht weißlich schimmern. Manche Hersteller verwenden zusätzlich Kampfer-Derivate als Filter. Diese Stoffe sind halb-synthetisch, weil das Harz des Kampferbaumes chemisch verändert wurde und gelten als Kompromiss zwischen Natürlichkeit und Sonnenschutz. Guten Lichtschutz erreichen aber auch Cremes mit ausschließlich mineralischen Pigmenten.
Die für Babys und Kinder ausgelobten Produkte kommen auf Schutzfaktoren von 22 bis 27 - mit und ohne Kampfer. So hohe Faktoren sind vor allem am Anfang des Sommers wichtig, wenn die Haut noch nicht gebräunt ist, sich also noch nicht selbst schützen kann. Denn der natürlichste Schutz vor der UV-Strahlung der Sonne ist das Farbpigment Melanin in der Haut. Eine gesunde, anhaltende Bräune kann dem Lichtschutzfaktor zehn entsprechen. Bei hellhäutigen Menschen ist die Schutzwirkung entsprechend geringer. Damit das Melanin aktiviert wird, ist eine langsame Gewöhnung an die Sonne wichtig. Diesen Eigenschutz zu unterstützen ist das Ziel der Hersteller, die auf UV-Filter ganz verzichten und rein pflanzliche Sonnencremes anbieten. Der Schutzfaktor solcher Produkte liegt etwa bei fünf. Ein längeres Sonnenbad strapaziert die Haut, auch wenn sie sich nicht rötet und spannt. Zu fast jeder Sonnencreme gibt es deshalb eine After Sun Lotion oder Milch, die der Haut Feuchtigkeit zurückgeben und sie beruhigen soll. Leo Frühschütz
Hilfe für die kranke Haut
Weil Kinderhaut empfindlich ist, kann sie auch leicht erkranken. Nicht jeder juckende Ausschlag muss gleich eine Neurodermitis sein. Auch Nahrungsmittel, die der Organismus nicht verträgt oder nicht gewohnt ist, können zu Pickeln und anderen allergischen Erscheinungen auf der Haut führen. Hautpflege ist in solchen Fällen besonders wichtig. Allerdings kann sie die Ursachen einer Erkrankung nicht beseitigen, sondern nur die Symptome lindern und die natürlichen Funktionen der Haut stärken. Den Besuch bei einem Arzt oder Heilpraktiker bei anhaltenden Beschwerden kann auch eine Naturkosmetik-Creme nicht ersetzen.
Bei Hauterkrankungen ist der Verzicht auf Duft- und andere möglicherweise die Haut reizende Stoffe, etwa Alkohol, besonders wichtig. Häufige und lange Bäder sollten ebenso gemieden werden wie Seifen, weil diese den Säuremantel der Haut schädigen. Eine Alternative sind Reinigungsmittel mit einem ph-Wert von 5,5, wie ihn auch die Haut aufweist. Statt Rubbeln sind weiche Waschlappen und vorsichtiges Abtupfen mit dem Handtuch angesagt. Das anschließende Eincremen geht zudem auf einer leicht feuchten Haut einfacher, die Creme zieht besser ein. Lotionen oder Pflegemilch sind für eine sehr trockene Haut, wie sie bei Neurodermitis auftritt, in der Regel wenig geeignet. Besser gegen Austrocknung schützen Cremes und Salben, weil sie mehr Fett enthalten. Nicht zu dick und zu oft auftragen, sonst hindert die Fettschicht die Haut am Atmen. Bei trockener, schuppiger Haut sind stark fetthaltige Mittel mit geringem Wasseranteil günstig. Bei Rötung, frisch aufgetretener Entzündung und Juckreiz eignen sich eher leichte Cremes. Ist die Haut wund und nässt, verträgt sie kein Fett, dann sind wässrige Lösungen das Mittel der Wahl. Bei langwierigen Erkrankungen hilft der "Halbseitenversuch" dabei, das passende Pflegemittel zu finden. Dabei wird die rechte Körperhälfte täglich mit dem einen, die linke mit einem anderen Präparat eingecremt. Nach ein bis zwei Wochen lässt sich die Wirkung vergleichen. Neben den Babypflege-Produkten kommen bei Erkrankungen auch Pflegeserien für besonders empfindliche Haut in Betracht.Großes Angebot
Viele Hersteller von Naturkosmetik haben eine spezielle Baby-Serie mit ein oder zwei Cremes, einem Ölbad und einem Hautöl im Angebot. Shampoo, Sonnenschutz und Zahnpasta kommen oft noch dazu. Manche Hersteller, etwa CMD, stellen beim Marketing die Babys in den Vordergrund, andere bewerben die Produkte wie lavera ausdrücklich als Kosmetik für Babys und Kinder. Nur Logona hat mit "Kids" eine eigene Kinder-Serie aufgelegt. Ganz ohne eigene Serie kommt Dr. Hauschka aus. Das Unternehmen empfiehlt besonders sanfte Produkte aus dem normalen Sortiment, zum Beispiel Rosencreme. Vom Demeter-Verband zertifizierte Pflegeprodukte bieten die Firmen Tautropfen und Martina Gebhardt an. Beide Firmen verzichten auch komplett auf Tenside und Emulgatoren aus natürlichen Rohstoffen. Die Zutatenlisten sind mit Abstand die kürzesten. Bei Weleda und Dr. Hauschka kommen ebenfalls biologisch-dynamische Verfahren und Rohstoffe zum Einsatz.
Zähneputzen
Öko mit Fluor und ErdbeergeschmackDie erste Zahnbürste bekommen Babys heute schon, wenn die Beißerchen gerade durchgebrochen sind. Das macht durchaus Sinn, um die Kleinen an das Zähneputzen zu gewöhnen. Übernehmen müssen das aber vorerst Mama oder Papa. Erst ab dem vierten Lebensjahr sind Kinder in der Lage, auch selber ordentlich die Zähne zu reinigen. Nachschauen und Nachputzen müssen die Eltern trotzdem noch ein Weilchen. Spezielle Zahnpasten und -gele für Kinder haben in den letzten Jahren auch im Naturkostladen Einzug gehalten. Die Tuben sind meist peppig aufgemacht, der Inhalt ist auch mal gelb, rot oder grün. Pflanzliche Farbstoffe sorgen hier für Abwechslung auf der Bürste. Damit die Kinder auf den Geschmack kommen, finden sich ätherische Öle in der Rezeptur und vereinzelt auch natürliche Aromen, etwa Erdbeer oder Banane. Süßstoffe wie sie in vielen konventionellen Zahncremes vorkommen, lehnt die Naturkosmetik ab. Das galt einst auch für Fluoride, die den Zahnschmelz härten sollen. Doch die herrschende Meinung der Zahnärzte, dass der Zusatz unverzichtbar sei, hat dazu geführt, dass die ersten Hersteller Pasten mit Aminfluorid anbieten. Vorsicht übrigens bei Pfefferminzöl in der Zahnpasta. Der Stoff stört die Wirkung homöopathischer Arzneimittel.
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