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Interview: „Gute Erfolge mit Homöopathie“

Dr. med. Karl-Heinz Friese leitet den wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Naturheilbundes und hat ein Fachbuch über Heuschnupfen verfasst.

Dr. med. Karl-Heinz Friese leitet den wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Naturheilbundes und hat ein Fachbuch über Heuschnupfen verfasst.

! Die Schulmedizin kann die Symptome bekämpfen, zum Beispiel mit Antihistaminika. Die Medikamente der neuen Generation machen zwar nicht mehr so müde wie früher, dennoch würde ich einem Patienten empfehlen, nach der Einnahme nicht Auto zu fahren. Mit der Hyposensibilisierung kann die Schulmedizin Heuschnupfen auch heilen. Das Problem dabei ist, dass die Hyposensibilisierung nur Erfolg haben kann, wenn der Patient gegen wenige Pollen allergisch ist, zum Beispiel nur gegen Frühblüher. Ist der Patient gegen viele verschiedene Pollen allergisch, funktioniert es nicht. Ein weiteres Problem sind mögliche Verschiebungen: Die Allergie gegen Frühblüher verschwindet, aber der Patient entwickelt womöglich eine Allergie gegen Gräser. Denn die Neigung zur Allergie bekommt man mit der Hyposensibilisierung nicht in den Griff.

? Welche alternativen Therapieformen können bei Heuschnupfen helfen?

! Mit homöopathischen Medikamenten lässt sich bei vielen Patienten Heuschnupfen heilen, wobei die Wahl des Mittels individuell erfolgen muss. Die Akupunktur ist eine gute Möglichkeit, akute Symptome schnell zu lindern. Durch eine langfristige Behandlung kann man auch die Allergie selbst in den Griff bekommen. Positive Erfahrungsberichte gibt es von der Bio-Resonanz-Therapie, die ich persönlich für etwas okkult halte. Eine Art der natürlichen Desensibilisierung ist die Einnahme von Pollen aus der Region, die in Alkohol und Wasser gelöst werden. Ich empfehle das meinen Patienten nicht, aber es gibt positive Erfahrungen mit dieser Methode. Die allergische Reaktion kann sich verringern, wenn bestimmte Lebensmittel gemieden werden, zum Beispiel Äpfel bei Allergie gegen Birkenpollen, Haselnuss bei Haselpollen, Roggen und Weizen bei Gräserpollen.

? Warum bewertet die Deutsche Gesellschaft für Allergologie die meisten Naturheilverfahren negativ?

! Natürlich gibt es für die meisten Naturheilverfahren kaum klinische Studien. Die sind aufwendig und teuer. Außerdem werden sie kaum einen naturheilkundlich orientierten praktizierenden Arzt finden, der einigen seiner Patienten, statt ihnen zu helfen, ein Scheinmedikament verordnet, wie das die Standards für klinische Studien verlangen. Die Medizin ist eine Erfahrungswissenschaft. Da gilt der Grundsatz: Wer heilt hat recht. Meine Erfahrung ist, dass ich meinen Patienten mit homöopathischen Mitteln ohne Nebenwirkungen wirkungsvoller helfen kann als früher mit der Hyposensibilisierung. Kein Verfahren, schulmedizinisch oder naturheilkundlich, hat bei Heuschnupfen eine Heilungsgarantie. Jeder Patient muss ausprobieren, was ihm hilft.

Mögliche Ursachen für Heuschnupfen

16 Prozent der Bevölkerung leiden an Heuschnupfen, schätzt der Deutsche Allergie- und Asthmabund. Das sind 70 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Warum Heuschnupfen und andere Allergien derart zunehmen, ist wissenschaftlich nicht zweifelsfrei erwiesen. Hier die wichtigsten Erklärungsansätze:

  • Weil das Immunsystem immer seltener mit Bakterien und Keimen zu tun hat, sucht es sich neue Gegner.
  • Der zunehmende Gebrauch von Antibiotika schon bei Kleinkindern schwächt das Immunsystem
  • Der Körper nimmt immer mehr Pestizidrückstände, Zusatzstoffe und verkehrsbedingte Schadstoffe auf.
  • Durch angelagerte Schadstoffe werden die Pollen aggressiver.
  • Die vererbte Veranlagung zu Heuschnupfen bricht aufgrund all dieser Umstände häufiger aus.

Buchtipps

Gerhard Leibold: Heuschnupfen – Ursachen, Symptome, ganzheitliche Behandlung. Verlag Werner Jopp, 1999, ISBN 3-89698-111-0, 12,90 Euro.

Sigrid Flade: Allergien natürlich behandeln. Gräfe und Unzer, 2002, ISBN 3-7742-5001-4, 10,90 Euro.

Karl-Heinz Friese: Handbuch der Heuschnupfentherapie – Konventionelle Therapie, Bewährte Naturheilverfahren.Verlag Sonntag, 2000, ISBN 3-87758-160-9, 44,95 Euro.

Kontakte

Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB), Telefon 021 61/ 814940, www.daab.de

ADIZ Allergiezentrum, Telefon 05252/ 954500, www.adiz.de

Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind e.V.,Telefon 02772/92870, Fax 9287-48

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