Leben

Finnische Sauna und türkisches Bad

Ob skandinavische Sauna, orientalisches Hamam oder Rasul: In den Schwitzbädern lässt sich wunderbar entspannen. Massagen und kalte Güsse gehören mit zum Programm und bieten Erholung pur. // Doris Burger

Ob skandinavische Sauna, orientalisches Hamam oder Rasul: In den Schwitzbädern lässt sich wunderbar entspannen. Massagen und kalte Güsse gehören mit zum Programm und bieten Erholung pur. // Doris Burger

Bis zu sechs Freunde finden gleichzeitig Platz in der Holzkabine, die nur vom Schein des Kaminfeuers erleuchtet wird. Nach dem Schwitzen lockt das erfrischende Wasser der Schlei, Deutschlands einzigem Fjord, als gigantisches Schwimmbecken.

Ohne Birkenquast und Aufguss keine typische finnische Sauna

Mit seiner einfachen Schwitzhütte kommt der Schleswig-Holsteiner dem skandinavischen Saunagefühl sehr nahe. Auf die Idee brachte ihn denn auch ein Finne: Statt eines Beiwagens fuhr er eine Ein-Mann-Sauna mit dem Motorrad spazieren und heizte ein, wo es ihm gerade gefiel.

Die Finnen lieben das knackig heiße Saunieren, das die Immunabwehr ganz trefflich fördert. Wurden in früheren Zeiten zunächst Steine durch Holzfeuer erhitzt, welche die Temperatur des Raumes auch nach dem Erlöschen des Feuers hielten, werden die Saunen heute direkt mit Kaminöfen oder auch elektrisch beheizt. Aber noch immer prägen der Rauchgeruch des Feuers und das würzige Aroma des Birkenöls eine typisch finnische Sauna.

Birkenquast und Aufguss gehören unabdingbar dazu: Der Quast wird aus frischen Zweigen der Weißbirke gebunden und im Aufgusswasser erhitzt. Der Badende schlägt sich damit ab, um die Hitzewirkung zu steigern, denn die Birkenblätter zerstören die oberste Isolierschicht der Luft auf der Haut. Höhepunkt für Fans der finnischen Sauna ist der Aufguss: Dabei gießt der Saunameister zunächst das Aufgusswasser, meist vermischt mit ätherischen Ölen, auf die heißen Saunasteine und wedelt dann mit einem Handtuch durch die Luft, um den entstandenen Dampf im Raum zu verteilen. In der Regel wird das Aufgießen und Wedeln drei Mal wiederholt.

Geschäftsbesprechung in der Sauna

Männer sind seit erdenklichen Zeiten große Anhänger des heißen Badens und besprechen auch ihre Geschäfte traditionell in Saunen, Thermen und Spas. Nicht nur in skandinavischen Ländern, sondern auch im Orient oder in Japan, in Ungarn, Tschechien und rund ums Mittelmeer.

Dort schätzt man seit der Antike die wohltuende Wärme: Schon die Griechen und später die Römer wussten ganz genau, wo warme Quellen sprudelten und Dämpfe dem Fels entstiegen.

Auf Ischia kann bis heute in der „Cava scura“, der dunk-len Grube, geschwitzt werden. Die warmen Nischen in den Felsen werden mit schweren Planen geschlossen, sodass jeder für sich bleibt und seinen Gedanken nachhängen kann.

In unsere Breiten wurde das römisch-irische Baden übertragen, mit einem genau festgelegten Parcours, der von Warmluft über Feuchträume zu Abkühlstationen führt. Höhepunkt der Runde ist eine Seifenbürsten-Massage. Ein herzhafter Genuss, der zu samtweicher Haut führt. In Kurstädten wie Baden-Baden oder Wiesbaden kann das Ritual seit über hundert Jahren im Original-Jugendstilambiente genossen werden.

Eine bei uns relativ neue Variante kommt aus dem orientalischen Raum: der Hamam. Wichtiger und religiös bedingter Unterschied zu den römischen Thermen ist das fließende Wasser, denn nur damit kann sich der Gläubige entsprechend des Islams reinigen. Zunächst sitzt man in steinernen Nischen, um die feuchte Wärme zu genießen und zu entspannen. Von Zeit zu Zeit übergießt man sich mit einem Schwall von frischem Wasser aus dem Wasserhahn, das mit einer Metallschale aufgefangen wird.

Nach einer Weile ruft der Bademeister – für Frauen die „Natir“, die Bademeisterin – zur Massage: zu einer gründlichen Abreibung mit dem „Kese“, einem Handschuh aus Wildseide. Bergeweise Seifenschaum und weitere Güsse kalten Wassers spülen anschließend den letzten widerständigen Gedanken davon.

Traditionell wird im Hamam nach Geschlechtern getrennt gebadet. Eine ideale Einrichtung für Freundinnen. Denn hier können sie sich treffen, um frei zu reden, um die Seele und die Schönheit zu pflegen. Bewusst für Paare angelegt ist das Rasul, das wie der Hamam aus dem orientalischen Raum kommt und das es hierzulande in vielen Wellnesshotels und Thermen gibt. Es ist mit 40 bis 50 Grad feuchter Wärme auch für Einsteiger angenehm und wird meist für zwei bis vier Personen angeboten. Der Körper wird mit Schlamm aus Heilerde eingerieben und massiert. Nach 30 Minuten fällt ein warmer Regenschauer aus der Decke, der den Schlamm abwäscht. Anschließend sollte man sich gründlich duschen und die Haut – wie nach dem Besuch von Sauna oder Hamam – mit pflegenden Ölen oder Cremes verwöhnen.

Wer mit seinem Partner einen Hamam besuchen möchte, fragt bei der Anmeldung nach den Tagen, an denen für Frauen und Männer geöffnet ist. In manchen Hamams dürfen auch Kinder mitkommen.

Sauna-Tipps

  • Schwere Speisen und Alkohol vor dem Saunabesuch belasten den Kreislauf unnötig. Schwindelig kann es einem allerdings auch werden, wenn man zuvor zu wenig gegessen hat.
  • Duschen Sie sich vor dem ersten Saunagang und trocknen Sie sich ab. Damit bereiten Sie Ihre Haut gut vor.
  • In der Sauna und im Dampfbad keine Badekleidung tragen, denn sie verhindert das natürliche Schwitzen.
  • Der Aufguss ist für geübte Sauna­gänger Ritual: währenddessen die Sauna also weder betreten noch verlassen.
  • Wer es weniger heiß mag, geht in eine weniger heiße Sauna („Bio-Sauna“, „Eukalyptussauna“) oder ins Dampfbad.
  • Die kühlsten Plätze sind ganz unten und zur Tür hin.
  • Nach jedem Saunagang wenn möglich an der frischen Luft abkühlen, dabei herumgehen, um den Kreislauf anzu­regen. Anschließend kalt abduschen, auch den Kopf.
  • Füße wieder mit einem Fußbad oder warmen Socken wärmen. So wird die Haut des gesamten Körpers bis hin zum Kopf besser durchblutet.
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