Leben

Blitzeblank dank Öko-Spüli

Was Teller und Tassen zum Glänzen bringt, soll der Umwelt nicht schaden und sanft zur Haut sein. Geschirrreiniger aus dem Bio-Laden für Becken und Maschine schaffen das „spülend“.

Sie baden gerade Ihre Hände darin.“ – „In Geschirrspülmittel??!!“ Dieser Werbedialog aus den 80er- Jahren ist heute nicht mehr denkbar. Angesichts der wachsenden Zahl von Allergikern ist das Entsetzen der Frau, die damals ihre Finger hektisch aus dem schäumenden Bad zog, durchaus nachvollziehbar. Denn die farbenfrohen, intensiv duftenden Mittel haben es in sich.

Vor allem Menschen mit empfindlicher Haut kann man solch ein Bad nicht empfehlen – und wenn schon, allenfalls in Öko-Spülmittel. Das ist auch für die Umwelt die bessere Wahl: Wer seinen ökologischen Fußabdruck klein halten will, setzt auf Spülmittel aus dem Bio-Laden. In Sachen Reinigungswirkung und Fettlösekraft können die sich sowieso locker mit den Produkten aus dem Supermarkt messen.

Neue Kennzeichnung: Gefahr im Verzug?

Neuerdings findet man immer öfter ein deutliches Ausrufezeichen auf Spülmittelflaschen. Sind die Geschirrspülmittel etwa noch aggressiver geworden? Sollte man beim Umgang damit neue Sicherheitshinweise befolgen?
Hier kann man Entwarnung geben: Das großformatige Ausrufezeichen in roter Umrandung ist zwar ein neues Warnsymbol, das Anwender auf die dazugehörigen Gebrauchshinweise des jeweiligen Produkts aufmerksam machen soll. Etwa, dass Spritzer, die unverdünnt ins Auge gelangen, zu Reizungen führen. Die Rezepturen der Mittel und damit das Gefahrenpotenzial haben sich aber in den meisten Fällen nicht geändert.

Das Warnsymbol ist Bestandteil eines neuen internationalen Kennzeichnungssystems. Laut EU-Verordnung sind alle Anbieter verpflichtet, ihre Produkte bis 1. Juni 2015 damit zu bedrucken. Ziel ist es, weltweit einheitliche Piktogramme einzuführen. Was sich in den Spülmitteln tummelt, ist zwar nicht immer harmlos – aber das ist nicht erst seit gestern so.

Ökorrekt reinigen: Was heißt das genau?

Allein in Deutschland werden pro Jahr 260 000 Liter Spülmittel verbraucht – eine hohe Belastung für die Natur.
Herkömmliche Produkte etwa enthalten Phosphate, Phosphonate, Polycarboxy-late, Silikone, Paraffine und chlor-
abspaltende Substanzen. Ebenso synthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe. Sie sind in zertifizierter Öko-Qualität nicht enthalten.

Grundsätzlich haben durch Ecocert oder Ecogarantie zertifizierte Spülmittel aus dem Bio-Laden sehr hohe Standards in Sachen Umwelt- und Gewässerschutz. Das beginnt schon bei der Produktion, bei der die Hersteller meist Strom aus erneuerbaren Energien und möglichst energiesparende Verfahren einsetzen. Die Rohstoffe sind pflanzlichen und mineralischen Ursprungs. Das tut nicht nur der Umwelt gut, es erhöht auch die Hautfreundlichkeit.

Bei den Verpackungen wird recycelbaren Materialien der Vorzug gegeben, manche bestehen zum Teil aus pflanzenbasiertem oder recyceltem Plastik. Viele Öko-Spülmittel sind zudem Konzentrate – das ist nicht nur effektiv und sparsam im Verbrauch, es spart auch Verpackung und Transport und kommt damit der CO2-Bilanz zugute.
Nanotechnologie und erdölbasierte Inhaltsstoffe sind für zertifizierte ÖkoProdukte ebenfalls tabu. Was also ist drin in den Öko-Spülis und wie reinigen sie?

Tenside: Zu 98 Prozent biologisch abbaubar?

Tenside sind als waschaktive Substanzen Hauptbestandteil von Handspülmitteln. Sie unterstützen die Reinigungswirkung des Wassers, indem sie dessen Oberflächenspannung so verändern, dass es quasi weicher und aufnahmefähiger für Schmutzpartikel wird. Hinter dem Begriff Tensid können allerdings viele verschiedene Stoffe mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften stecken.

Wo herkömmliche Spülmittel erdölbasierte Tenside enthalten, setzen zertifizierte Öko-Reiniger solche auf Basis von Zucker und Fettalkoholsulfaten ein. Außerdem Seifen aus reinen Pflanzenölen, die schonend durch Kaltverseifung hergestellt werden. Diese Inhaltsstoffe werden aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen, bauen sich zu Kohlendioxid und Mineralstoffen ab und fügen sich vollständig in den natürlichen Kreislauf ein.

Mit ihrer Abbaubarkeit werben aber auch konventionelle Produkte, denn laut Tensidverordnung müssen die in Reinigungsmitteln enthaltenen waschaktiven Substanzen zu 98 Prozent biologisch abbaubar sein. Dem Gesetz ist allerdings schon Genüge getan, wenn sie im ersten Abbauschritt (Primärabbau) ihre Wirkung auf die Oberflächenspannung zu mindestens 80 Prozent reduzieren. Außerdem gilt das nur für anionische und nichtionische Tenside, andere Tenside sind dabei nicht berücksichtigt. Ob beim Abbau bedenkliche Zwischenprodukte entstehen, spielt ebenfalls keine Rolle. Bei zertifizierten Öko-Spülmitteln sind dagegen alle Inhaltsstoffe, nicht nur die Tenside, vollständig biologisch abbaubar.

Enzyme: Nützlich oder überflüssig?

Enzyme sind Eiweißstoffe, die beim Verdauen von Nahrung helfen. Amylasen, Proteasen und Lipasen setzen chemische Reaktionen in Gang, die Stärke, Eiweiß und Fett in kleine Teilchen aufspalten. Sie werden in Maschinenspülmitteln eingesetzt, um Lebensmittelreste auf dem Geschirr in kleinere Bruchstücke zu zerlegen, die dann leichter abgewaschen werden können. Mit ihrer Hilfe ist auch bei niedrigen Spültemperaturen eine sehr gute Reinigungsleistung möglich.
In der Bio-Branche sind Enzyme grundsätzlich erlaubt, aber umstritten. Nicht zuletzt, weil sie oft unter Beteiligung von Gentechnik hergestellt werden. Bei Bio-Lebensmitteln gibt es klare Vorschriften, die den Einsatz von Gentechnik strikt untersagen. Für Reiniger ohne Öko-Zertifizierung sind keine verbindlichen Regeln festgelegt. Almawin setzt Enzyme ein, die ganz ohne Gentechnik auskommen, bei den Ecover Tabs sind die Enzyme selbst nicht gentechnisch verändert, aber die Bakterien, von denen sie produziert werden. Anbieter wie Sonett setzen keine Enzyme ein, da sie Eiweißstoffe als potenzielle Allergene sehen.

Becken und Maschine: Wer macht da sauber?

Bei Handspülmitteln sind für die Reinigungswirkung in erster Linie die Tenside verantwortlich. In der Spülmaschine würden die allerdings zu sehr schäumen. Maschinengeschirrspülmittel setzen stattdessen auf Soda und Silikatlaugen. Damit das funktioniert, brauchen sie weiches Wasser.

Herkömmliche Maschinenspülmittel enthärten das Wasser vor allem mit Phosphaten. Nach wie vor sind bis zu 40 Prozent der für den Gewässerschutz sehr problematischen Stoffe in vielen Rezepturen enthalten. Sie sind für die Eutrophierung von Gewässern verantwortlich, das ist massiver Algenwuchs, der das Ökosystem zum Kippen bringt. Aus dem Grund wurden sie aus Waschmitteln schon vor Jahrzehnten verbannt. Öko-Maschinenreiniger sind phosphatfrei. Sie enthärten das Wasser mit Citraten, Salzen der Zitronensäure.

Statt chlorabspaltender Substanzen, die bei den Konventionellen hartnäckigen Flecken zu Leibe rücken, übernimmt Bleichsauerstoff in Form von Percarbonat diese Aufgabe. Allerdings ist es wichtig, dass die Maschine regelmäßig mit Klarspüler und Regeneriersalz versorgt wird. Auf welchen Härtegrad sie dann einzustellen ist, ist vom verwendeten Reiniger abhängig.

Pulver oder Tab: Was ist besser?

Die Zusammensetzung von Öko-Pulver und -Tabs ist praktisch dieselbe, nur ist das Produkt einmal lose und einmal gepresst. Beides hat Vor- und Nachteile: Während der standardisiert vordosierte Tab vor allem bequem ist – einfach aus der Verpackung ins Spülmittelfach geben, fertig – kann man beim Pulver die Dosierung je nach Verschmutzung des Geschirrs und Beladung der Maschine variieren. Viele Verbraucher neigen beim Pulver allerdings dazu, eher zu viel zu nehmen.

Für ein optimales Reinigungsergebnis müssen sowohl Pulver als auch Tab zusammen mit Klarspüler und Regeneriersalz verwendet werden. Die nötige Menge hängt von der jeweiligen Wasserhärte ab, die man beim örtlichen Wasserwerk erfragen kann. Das Salz wird während des Spülens automatisch aus dem Salzbehälter in den Ionenaustauscher geschwemmt und verdrängt dort den Kalk von der Harzoberfläche, sodass dieser wieder neuen Kalk binden kann. So werden Kalkrückstände auf dem Geschirr und in der Maschine verhindert.

Wie viel Klarspüler verbraucht wird, ist vorab eingestellt, kann aber bei Bedarf angepasst werden. Zu viel Klarspüler erzeugt Schlieren auf dem Geschirr, zu wenig davon führt zu Wasserflecken.

3 in 1 oder 5 in 1:Gibt’s das auch in öko?

Nein. Und zwar aus gutem Grund: So genannte „3 in 1-Tabs“, die den Reiniger mit Klarspüler und Regeneriersalz kombinieren (oder 5 in 1-Tabs, die dazu noch „Glasschutz“ und „Spülkraftverstärker“ enthalten), sind zwar bequem, haben aber auch einige Nachteile.

Zum einen sind die standardisierten Tabs meist überdosiert, um auch bei sehr hartem Wasser noch die gewünschte Leis-tung zu bringen. Zum anderen sind zusätzliche Chemikalien nötig, damit die einzelnen Bestandteile in diesen Mehrphasentabs sich zur richtigen Zeit auflösen und ihre Wirkung entfalten. Denn die verschiedenen Arbeitsschritte sind in der Maschine zeitlich getaktet: Am Anfang steht die Enthärtung des Wassers durch das Salz im Ionenaustauscher, dann die eigentliche Reinigung mit dem Spülmittel und zum Abschluss der Klarspüler, der die letzten Spülmittelreste wegwäscht und dafür sorgt, dass das Geschirr gut abtrocknet. Im Öko-Bereich setzt man auf das Baukastenprinzip, bei dem die drei Komponenten getrennt je nach benötigter Menge zugesetzt werden. Das setzt mehr Verbraucherverantwortung voraus, erspart der Umwelt aber die regelmäßige Überdosierung und Belastung durch unnötige Chemie.

Für saubere Teller: Das steht im Bio-Laden

Mit einer blumigen Duftnote aus natürlichen ätherischen Ölen macht das Spülmittel Wildrose-Melisse von Almawin den Abwasch angenehmer. Für Allergiker und Menschen mit besonders empfindlicher Haut wurde die Marke Klar Ecosensitive entwickelt, die komplett auf Duftstoffe verzichtet und dermatologisch getestet ist. Die Spülmaschinentabs leisten sowohl beim Geschirrreinigen als auch bei der Umweltbilanz saubere Arbeit. Beide Marken sind öko-zertifiziert. Das Ecover Zero Handspülmittel ist Teil einer Sensitiv-Produktlinie, die zusammen mit dem Allergiezentrum der Berliner Charité entwickelt wurde. Die Linie ist vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) und vom European Center for Allergy Research Foundation (ECARF) empfohlen. Ecover-Produkte tragen kein Öko-Zertifikat, sie durchlaufen ein hauseigenes Prüfsystem.

Duftneutral, vegan und sehr ergiebig ist das Sodasan Maschinenspülmittel, das für alle herkömmlichen Maschinen geeignet ist. Öko-Zertifizierung ist für den Hersteller ebenso selbstverständlich wie die CO2-neutrale, atomstromfreie Produktion. Spagyrische Bio-Calendula-Essenz, hautfreundliche Tenside und der Duft nach Süßorangen prägen das Geschirrspülmittel Calendula von Sonett. Alle Produkte der Firma sind öko-zertifiziert und werden mit balsamischen Zusätzen „geimpft“, das Prozesswasser energetisch verwirbelt.

Was Spülmittel noch so kann

Die hohe Fettlösekraft von Spülmittel kann man sich auch sonst zu Nutze machen, weiß Claudia Schöneweiß von Almawin: „Fettflecken aus Textilien am besten mit warmem Wasser und ein paar Tropfen Spülmittel auswaschen. Beim Brilleputzen hilft ein Tropfen Spülmittel ebenfalls. Und wer schon einmal Tapeten abgezogen hat, weiß wie mühsam das ist. Mit warmem Wasser und Spülmittel eingeweicht, lassen sich Papiertapeten ganz einfach abziehen.“

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