Kosmetik

Eine Region blüht auf

Die Firma Taoasis träumt von Duftpflanzen-Feldern in Süditalien. Die ersten Rosen gedeihen dort bereits prächtig – auch zur Freude der Region.

In die entlegene Region Basilikata im Süden Italiens kommt kaum jemand zufällig. Der fast menschenleere Landstrich, im italienischen Stiefel zwischen Spitze und Absatz gelegen, gehört zu den ursprünglichsten Regionen Südeuropas. Die Natur dort ist wild und artenreich, Industrie gibt es so gut wie keine. „Perfekte Voraussetzungen für den Bio-Anbau“, sagt Axel Meyer, Gründer der Natur Duft Manufaktur Taoasis. Tatsächlich läuft an diesem Fleckchen Erde der ökologische Anbau ausgesprochen gut.

Rund 130.000 Hektar Land beackerten Bauern in der Basilikata im Jahr 2021 nach Bio-Richtlinien. Neben der Toskana, Latium und Kalabrien gehört die Basilikata zu den vier italienischen Regionen, die die europäischen Ziele der Farm-to-Fork-Strategie der EU bereits erreicht haben. Die gibt vor, dass der Anteil der Bio-Flächen in Europa bis zum Jahr 2030 auf 25 Prozent wachsen soll.

Vor drei Jahren haben Axel Meyer und sein Sohn Govinda, der Taoasis mit ihm leitet, die bergig-hügelige Gegend um die Provinzhauptstädte Matera und Potenza erstmals besucht. Dort, wo ihre Aromapflanzen einmal gedeihen sollten, sahen sie, soweit das Auge reicht, nur brach liegendes Land. „Der Boden wurde seit Jahrzehnten so gut wie nicht mehr bearbeitet“, sagt er. Genau nach so einem Gebiet – ohne konventionelle Landwirtschaft und deren Pestizideinträge und ohne industrielle Verschmutzung – habe er gesucht. Dort sollen auf einer Fläche von 150 bis 200 Hektar Felder mit Duftpflanzen entstehen.

„Damit werden wir unabhängiger von knappen Rohstoffen und können hoffentlich bald einen Großteil unserer Bio-Rohstoffe auf Demeter-Qualität umstellen“, sagt Meyer. Für das Pilotprojekt gründete Taoasis gemeinsam mit dem italienischen Anbaupartner, der das Unternehmen seit mehr als vier Jahrzehnten mit ätherischen Ölen aus dem Piemont beliefert, die Firma Agrotao. 2019 begannen die ersten Arbeiten auf den Feldern. „Wegen der Corona-Pandemie lief aber nicht alles wie gewünscht“, sagt Meyer, „wir hinken unserem Zeitplan hinterher. Das Anbauprojekt konnte sich nicht so gut entwickeln, wie wir gehofft hatten.“

Welche Pflanzen sind geeignet?

Rund 45 Landwirte bauen derzeit auf etwa einem Dutzend Testfeldern Salbei, Rosmarin, Lavendel, Immortelle und Damaszener Rosen an. Denn bevor Tausende von Pflänzchen in den Boden kommen, geht es zunächst darum, Erfahrungen zu sammeln: Welche Pflanzen kommen gut und welche weniger gut mit dem trockenen Klima zurecht? Und wie hoch ist der Wirkstoffgehalt im ätherischen Öl? Auf Vorerfahrungen der lokalen Bauern kann Taoasis nicht zurückgreifen. Hier leistet das Unternehmen mit seinem Partner Agrotao, der das Know-how zum Duftpflanzenanbau vor Ort vermittelt, Pionierarbeit.

Umso mehr freut sich Meyer über die Damaszener Rosen. Fruchtbarer Boden, viele Sonnentage und ausreichend Regen ließen die robusten, wuchsfreudigen Strauchrosen prächtig gedeihen. Vor zwei Jahren wurde im Rosengarten erstmals geerntet. Seither arbeiten während der drei- bis fünfwöchigen Erntezeit im Mai und Juni zahlreiche Familien aus der Region sowie Studentinnen und Studenten der nahe gelegenen Universität von Matera auf den Feldern. Viele Möglichkeiten Geld zu verdienen gibt es in der Basilikata nicht. Sie gehört zu den ärmsten Regionen Italiens, Häuser und Höfe auf dem Land sind vielerorts verlassen. „Die Erntearbeit auf den Feldern bringt ein gutes Zusatzeinkommen, das zum Lebensunterhalt der Menschen beiträgt“, so Meyer.

Bei Sonnenaufgang, wenn der Gehalt an ätherischen Ölen in den Blüten am höchsten ist, laufen die Erntehelfer mit Säcken durch die Reihen und sammeln die rosa Blüten von Hand ein. Ist ein Sack voll, kippen sie den Inhalt auf den Sattelschlepper, der schon am Feldrand wartet. Die duftende Fracht bringt er in die weniger als zehn Kilometer entfernte Destille, wo Arbeiter schon an den Edelstahlkesseln bereitstehen.

4.000 Blüten stecken in einem Liter Rosenöl.

Heißer Wasserdampf durchströmt die Blüten und nimmt die Duftstoffe auf. Beim Kondensieren rinnt Rosenwasser in ein Edelstahlfass, obenauf setzt sich eine ölige Schicht ab – kostbares ätherisches Rosenöl, „das in puncto Qualität die hohen Anforderungen allesamt erfüllt“, sagt Meyer. Zwischen 3.000 und 4.000 Blüten braucht man, um einen Liter Rosenöl zu gewinnen.

Was das Pilotprojekt in der strukturschwachen Region bewirkt, lässt sich bereits jetzt an der Landschaft ablesen. Die kümmerlich bewachsene Gegend sei durch den Duftpflanzenanbau im wahrsten Sinne des Wortes aufgeblüht, sagt Meyer.

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Ein Artikel aus dem Naturkosmetik-Magazin

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