Kosmetik

Haare retten

Hilfe! In meiner Bürste hängen immer mehr Haare. Warum fallen sie aus und was kann ich dagegen tun?

Zwanzig Haare in der Bürste? Das ist völlig normal; schließlich leben Haare nicht ewig. Ihr Zyklus beginnt in einer Einstülpung in der Kopfhaut, dem Follikel. Darin steckt die Haarwurzel und wird über winzige Blutgefäße mit Nährstoffen versorgt. Die Zellen in der Wurzel teilen sich schnell, das Haar wächst, zwei bis sechs Jahre lang, jeden Monat rund einen Zentimeter. Plötzlich ist Schluss: Innerhalb weniger Wochen stellt der Follikel die Versorgung ein und kappt die Verbindung zur Wurzel. Deren Zellen teilen sich nun nicht mehr, das Haar wächst nicht mehr und hält sich unversorgt noch rund drei Monate lang auf dem Kopf, bevor es ausfällt. Dann beginnt der Zyklus von Neuem.

Krankhafter Haarausfall

Bedenklich wird es, wenn sich über einen längeren Zeitraum hinweg mehr als 100 Haare pro Tag verabschieden. Die Ärzte sprechen dann von krankhaftem Haarausfall, lateinisch Alopezie, und wissen mehrere mögliche Erklärungen dafür. Eine davon sind hormonelle Schwankungen, bedingt etwa durch die Absetzung der Pille, eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre. Aber auch Stress, hohes Fieber, manche Blutdrucksenker, eine gestörte Schilddrüsenfunktion oder ein Mangel an Eisen und Zink können dazu führen, dass die Follikel ihre Arbeit vorzeitig einstellen und die Haare ausfallen. Alle hier genannten Ursachen führen zu einem diffusen Haarausfall, der gleichmäßig den ganzen Kopf betrifft. Wichtig für die Ursachenforschung: Bei Einzelereignissen wie Stress oder Fieber zeigt sich die Wirkung erst zwei, drei Monate später. Erst dann fallen die abgestorbenen Haare aus. Bei Verdacht auf Mangelernährung, Schilddrüsenprobleme oder Nebenwirkungen von Medikamenten kann ein Gespräch mit dem Hausarzt weiterhelfen.

Übeltäter Testosteron

Beim erblich bedingten Haarausfall reagieren die Haarfollikel besonders empfindlich auf männliche Sexualhormone, speziell Testosteron. Ein Abbauprodukt des Hormons lässt die Follikel schrumpfen, die Haare werden feiner, fallen schneller aus und schließlich sterben die Follikel ab. Es wächst nichts mehr nach. Bei Männern entstehen so Geheimratsecken und Glatzen am Hinterkopf. Doch auch 40 Prozent aller Frauen leiden nach den Wechseljahren darunter. Bei ihnen lichtet sich das Haar entlang des Mittelscheitels. Behandeln lässt sich diese Form des Haarausfalls einigermaßen mit Arzneimitteln. Allerdings halten sie den Haarausfall höchstens auf – werden sie abgesetzt, fallen die Haare wieder aus.

Büschelweise Haarausfall

Bei einer dritten Variante des Haarausfalls lösen sich die Haare büschelweise von der Kopfhaut und hinterlassen runde kahle Stellen. Die Ursache sind vermutlich fehlgeleitete Immunzellen. Sie greifen die Follikel an, sodass das Haarwachstum gestoppt wird und die Haare ausfallen. Da hilft am besten ein Besuch beim Arzt.

Tipps für starke Haare

Das Wundermittel gegen Haarausfall gibt es nicht. Umso wichtiger ist es, die gestressten Haarfollikel bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Dafür hat Haarpraktiker Michael Rogall folgende Tipps:

  • Bürsten, Bürsten, Bürsten! Das regt die Durchblutung der Kopfhaut an; dadurch können die Follikel die Haarwurzel besser versorgen.
  • Keine konventionellen Shampoos verwenden, die mit Silikonen oder Polyquaternium die Kopfhaut verkleistern.
  • Haarwasser, Kuren und Tinkturen einmassieren und lange einwirken lassen. Nur so gelangen die Wirkstoffe bis zu den Haarwurzeln.
  • Geduld haben, denn eine langfristige Wirkung zeigt sich erst nach eineinhalb Jahren. So lange dauert es, bis neue Haare sichtbar nachgewachsen sind.

Michael Rogall ist Naturfriseur und Buchautor. Er hat eine Praxis in Köln und bietet auch Seminare an.

www.haarpraktiker.de
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