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Naturdüfte: Der Zauber von Essenzen und Ölen

Ätherische Öle duften betörend. Die Pflanzensubstanzen riechen aber nicht nur herrlich, sie berühren Körper und Seele auf einer tieferen Ebene.

Veilchen, Flieder und Tulpen – die ersten Frühblüher recken sich jetzt wieder der Frühlingssonne entgegen und beglücken uns mit ihrem Duft. Denn wenn die Duftmoleküle in die Nasenhöhle gelangen, senden in der Schleimhaut liegende Riechzellen Nervenreize zum Riechkolben, der sie wiederum ans Gehirn –genauer das limbische System – weiterleitet. Dieser Teil unseres Gehirns ist zuständig für Gefühle und Erinnerungen. Für den Lieblingsgeruch spielen das Duftgedächtnis und die eigene Erfahrung eine wichtige Rolle. Viele von uns haben das schon häufig erlebt: Beim Riechen an der Orangen-Bodylotion fühlen wir uns für einen Augenblick in den letzten Italienurlaub zurückversetzt.

Ätherische Öle, die Pflanzen in winzigen Mengen produzieren, können aber viel mehr als nur gut riechen. Diese natürlichen Stoffe wirken auf einer tieferen Ebene. Sie können Stress reduzieren, Schlafstörungen und Depressionen günstig beeinflussen, Entzündungen bekämpfen, das Immunsystem stärken und Schmerzen lindern. Hunderte von Studien belegen solche Effekte. Lavendelöl wirkt etwa antibakteriell und gegen Viren, entzündungshemmend, durchblutungsfördernd, krampflösend, beruhigend und entspannend. Lemongras hellt die Stimmung auf, erfrischt und fördert die Konzentration. Ylang-Ylang werden aphrodisierende und beruhigende Effekte nachgesagt.

Medizinische Wirkung von Biodüften

Wer mit ätherischen Ölen heilen oder therapieren will, muss Arzt oder Heilpraktiker sein. In naturheilkundlich orientierten Kliniken kommen sie oft als ergänzende Heilverfahren zum Einsatz. Weiter verbreitet ist die sogenannte Aromapflege, die speziell geschulte Pfleger in Absprache mit dem Arzt einsetzen dürfen. Damit sind etwa Raumdüfte auf Palliativ-Stationen gemeint, Cremes für die Hautpflege sowie Öle für Waschungen, Bäder, Wickel und wohltuende Massagen. Sie helfen auch den Pflegenden mit ihrem Wohlgeruch.

Welcher Duft darf es sein?

Ätherisches Duftöle für die Naturkosmetik

Auch Naturkosmetik nutzt naturreine ätherische Öle nicht nur für verführerische Naturparfüms und Raumdüfte oder damit Cremes und Körperpflegeprodukte angenehm riechen. Viele der Pflanzendüfte pflegen die Haut und tun gleichzeitig der Psyche gut. Rosenöl hat beispielsweise eine zellerneuernde, regenerierende und entzündungshemmende Wirkung, Immortelle wirkt aufbauend und stärkend, Salbei klärend und antibakteriell.

Dieses Wissen fließt in die naturkosmetischen Rezepturen ein.Dafür können Naturkosmetikfirmen auf rund 250 naturreine ätherische Öle aus Blüten, Früchten, Blättern, Rinden, Harzen und Wurzeln zurückgreifen. Es sind kostbare Essenzen, weil die Rohstoffe knapp sind, die Erntemengen gering oder der Herstellungsprozess aufwendig ist. Für einen Liter ätherisches Rosenöl aus der Damaszener Rose braucht es vier bis fünf Tonnen Rosenblüten. Ein Milliliter dieser Essenz kostet etwa 50 Euro. Die gleiche Menge synthetisch gewonnenes Rosenöl gibt’s schon für rund einen Euro.

Duft - was gehört dazu?

Das Duftbouquet eines Naturduftes umfasst Kopf-, Herz- und Basisnoten. Die leicht flüchtige Kopfnote duftet frisch, oft sind es Zitrusnoten. Herznoten riechen warm und rund. Typisch sind Blütendüfte von Rose, Jasmin oder Ylang-Ylang. Ihr Duft entfaltet sich erst nach einer gewissen Zeit. Basisnoten sind schwere, holzige Düfte, etwa Weihrauch oder Vetivier, die bis zu acht Stunden anhaltend duften.

Wie naturreine Düfte entstehen

Die meisten naturreinen Duftöle entstehen bei der Wasserdampf-Destillation. Dabei durchströmt um 100 Grad heißer Wasserdampf frische Blüten oder ganze Pflanzen. Er löst die ätherischen Öle, die sich beim Kondensieren, also wenn sich der Wasserdampf abkühlt, auf dem Wasser absetzen. Sie werden abgeschöpft. Das Prozedere dauert viele Stunden.

  • Zitrusdüfte entstehen durch mechanisches Auspressen der Schalen.
  • Einige Pflanzen, darunter Jasmin, Iris, Hyazinthe oder Magnolie, geben ihre Duftstoffe nicht so einfach frei. Sie werden mit Lösungsmitteln wie Alkohol oder Hexan extrahiert. Nach mehreren Verarbeitungsschritten – unter anderem müssen die Lösungsmittel wieder herausgefiltert werden – entsteht ein flüssiges oder zähes Endprodukt: die Essence Absolue. Sie ist sündhaft teuer (1 Milliliter Irisöl kostet rund 200 Euro) und riecht sehr intensiv. Parfümeure verwenden sie tröpfchenweise.
  • Eine weitere Methode ist die CO2-Extraktion. Bei diesem Verfahren wird die Dichte von CO2 durch Druck erhöht. Das verdichtete CO2 durchströmt die Pflanzen bei niedrigen Temperaturen und nimmt die Öle mit sich. Danach wird der Druck wieder abgebaut, übrig bleibt das reine Öl.

Synthetisch oder natürlich?

Chemisch-synthetische Düfte entstehen im Labor. Die synthetischen Riechstoffe orientieren sich an Naturdüften, es gibt aber auch völlig neuartige Noten. Wichtigster Rohstoff ist Erdöl. Die Herstellungsprozesse sind komplex und energieaufwendig, der Unterschied zu natürlichen Düften gewaltig. Ein natürliches Öl kann aus bis zu 400 Verbindungen bestehen, synthetische Düfte bestehen häufig aus nur wenigen Molekülen.

Moleküldüfte, so werben die Hersteller synthetischer Düfte, zeichnen sich durch ihre minimalistische Eleganz aus. Ein solches Parfum konzentriert sich manchmal auf nur eine Essenz und lässt andere Duftnoten in den Hintergrund treten. Dadurch entsteht ein klarer und geradliniger Duft. Naturdüfte und -parfums dagegen riechen viel subtiler und nuancierter.

Drei Fragen zu Naturparfums an Birgit Renner

Seit 22 Jahren führt Birgit Renner das Naturkosmetikfachgeschäft Aromare in München. Die ausgebildete Aromatherapeutin kreiert außerdem individuelle Naturparfums für ihre Kunden.

Wie finde ich den passenden Duft für mich?

Sie merken das, wenn sie am Duft schnuppern. Das passiert intuitiv. Planen Sie Zeit dafür ein, denn Naturdüfte entfalten sich nach und nach. Gehen Sie zwischen verschiedenen Düften ruhig mal vor den Laden, damit die Nase eine Pause bekommt. Und am besten wäre es, wenn Sie gar keine Informationen zum Duft bekommen, denn diese könnten die Entscheidung beeinflussen.

Was ist das Besondere an einem Naturparfum?

Es duftet auf jeder Haut unterschiedlich und es überdeckt nicht den Eigengeruch der Haut. Das ist eine ganz andere Sinneserfahrung als bei konventionellen Düften. Und es gibt zum Beispiel, anders als in der Parfümerie, keine modischen Dufttrends, die jede Saison wechseln. Wer Naturdüfte liebt, identifiziert sich oft mit einem Duft. Ich habe aber zum Beispiel auch Kundinnen, für die ich vier oder fünf Lieblingsdüfte komponiert habe, die sie je nach Stimmung oder Anlass tragen.

Welchen Duft mögen Sie im Frühjahr besonders?

Düfte, die zum Frühlingserwachen passen, also frische Noten, etwa Zitrusdüfte sowie blumige Aromen wie Veilchenwurzel, Akazie, Mimose, Rosengeranie, Jasmin und natürlich Rose.

Hochkonzentriert: Ätherische Öle

Ätherische Öle sind hochkomplexe Substanzen. Sie sollen nahezu immer (tröpfchenweise) in einem Trägeröl (z.B. Mandelöl) verdünnt werden. Achtung: Bei Babys, Kindern, Schwangeren und schwerkranken Menschen bitte nicht ohne ärztlichen Rat anwenden. Für Babys und Kleinkinder sind einige Düfte tabu, unter anderem Eukalyptus, Pfefferminze (Menthol), Kampfer, Teebaum und Thymian. Prinzipiell können ätherische Öle ebenso wie synthetische Duftstoffe Allergien auslösen.

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Ein Artikel aus dem Naturkosmetik-Magazin

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