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Warenkunde: Bio-Bonbons

Wer zu viel davon isst, fördert auch mit Bio-Bonbons Karies. In puncto Allergien allerdings sind Bio-Süßigkeiten sicher die bessere Alternative. // Manfred Loosen

Das bessere Gutti

Wer zu viel davon isst, fördert auch mit Bio-Bonbons Karies. In puncto Allergien allerdings sind Bio-Süßigkeiten sicher die bessere Alternative. // Manfred Loosen

Seit dem 18. Jahrhundert gibt es im Deutschen das Wort Bonbon. Es kommt aus dem Französischen. „Bon“ heißt gut, und man erzählt sich, dass Kinder am Hof des französischen Königs Henri IV. die Süßigkeiten, die seine Gattin Marie de Medici zu den Hochzeitsfeierlichkeiten aus Florenz mitbrachte, so toll fanden, dass sie „bon“ noch steigerten: bon-bon! Aber wie „bon“ sind Bonbons?

Bonbons bestehen in erster Linie aus Zucker. Allerdings gilt bei Süßigkeiten, was für viele Dinge zutrifft: Auf die Dosis kommt es an. Wer ab und zu ein Bonbon genießt und sich der Zahnbürste nicht verweigert, sollte keine großen Probleme mit den Zähnen bekommen.

Bei konventionellen Süßigkeiten drohen neben möglichen Löchern in den Zähnen weitere Gefahren: Immer mehr Kinder – und Erwachsene – haben mit Allergien zu tun, zum Beispiel gegen künstliche Farb-, Konservierungs- oder Aromastoffe. Auch künstliche Süßstoffe sind immer wieder in der Diskussion. Auf all das verzichten Bio-Hersteller. Stattdessen werden natürliche Rohstoffe verwendet. Die Farbe und das Aroma bekommen die Bonbons durch Pflanzenextrakte. Diese Extrakte enthalten sogar kleine Mengen der sogenannten sekundären Pflanzeninhaltsstoffe, deren positive Wirkungen mittlerweile bekannt sind. Das Vitamin C in den Bonbons stammt meist aus der Acerolakirsche, ist also natürlich.

Auch Bio-Bonbons aus Zucker

Aber machen wir uns nichts vor, den größten Anteil am Bonbon hat der Zucker. Das ist auch bei Bio-Bonbons so. Er ist der Hauptinhaltsstoff, ohne Zucker gäbe es gar keine Bonbons. Natürlich könnte man sie auch mit anderen Süßstoffen herstellen, aber das wären dann keine Bonbons. Man braucht einfach Zucker, um diesen Geschmack, diese Form und diese Konsistenz hinzubekommen. Für Bio-Bonbons wird entweder deutscher Rübenzucker oder Rohrohrzucker aus Übersee verwendet, beides natürlich kontrolliert-biologisch angebaut. Welcher Zucker besser ist, muss letztlich der Verbraucher entscheiden. Der eine wird regional angebaut und sorgt dafür, dass in Deutschland mehr Ackerfläche schonend bearbeitet wird. Rohrohrzucker kommt zwar aus fernen Ländern, unterstützt dadurch aber die vernünftige Entwicklung dort. Denn Bio-Rohrzucker stammt in der Regel aus fairem Handel. So werden gezielt Kleinbauern gefördert, die sich in Genossenschaften organisiert haben.

Wie man Bonbons macht

Wie aus Zuckerrohrsaft reiner Zucker gewonnen werden kann, ist nach Angaben des Bonbon-Museums in Vaihingen (www.bonbon-museum.de) schon seit 1400 Jahren bekannt: Um das Jahr 600 wurde die Methode in Persien entdeckt. Die Herstellung wurde immer weiter verbessert. Heute werden Rüben- oder Rohrzucker, Glukose – also Traubenzucker – und Wasser miteinander verkocht.

Die zähe und mehr als 100 Grad Celsius heiße Masse wird – wenn sie die richtige Konsistenz hat – zum langsamen Abkühlen aus den metallenen Kochkesseln herausgeschüttet. Dann erhält sie ihren Geschmack und ihre Farbe. Pflanzenextrakte, ätherische Öle oder natürliche Farbstoffe, die bei der Öko-Herstellung allesamt aus kontrolliert-biologischem Anbau oder Wildsammlung stammen, werden dazugemischt. Weil das Ganze eine ziemlich klebrige Angelegenheit ist, geschieht das meist auf Metallplatten. Nach und nach kühlt die Knetmasse ab.

Dann formt der Bonbonmacher aus der Masse lange, etwa ein Zentimeter dicke Stränge. Eine Maschine stanzt daraus Stücke, die der späteren Bonbongröße entsprechen. Hier ist es auch möglich, den Süßigkeiten eine bestimmte Prägeform oder besondere Verzierungen zu geben.Jetzt müssen die Bonbons nur noch weiter abkühlen, sodass sie ihre endgültige Konsistenz erhalten.

Schließlich umhüllt eine Wickelmaschine die einzelnen Bonbons mit Folie oder Papier, bevor die Bonbons in eine Tüte kommen. Tüten in Kartons, Kartons auf Paletten und ab geht es in Richtung Bioläden. Hier werden auch Bonbons verkauft, die nicht „Bonbons“ heißen. Einige Hersteller nämlich, die vor allem Arznei- und Heilmittel anbieten, nennen Bonbons zum Beispiel Dragees. In der Regel haben die Geschmacksstoffe dann gesundheitsfördernde Eigenschaften. So wird Sanddorn eingesetzt, um den Anteil an Vitamin C zu erhöhen und dadurch die Selbstheilungskräfte des Körpers zu unterstützen. Heilkräuterauszüge sollen bei bronchialen Beschwerden reizlindernd und -lösend wirken.

Bonbons für die Mundpflege

Zur speziellen Pflege des Mundraums werden oft Salbei, Spitzwegerich, Fichtentriebspitzen und natürliche ätherische Öle aus Salbei, Eukalyptus, Thymian und Pfefferminze verarbeitet.

Die Hersteller müssen bei den Packungsaufschriften und ihrer Werbung aber genau aufpassen: Sobald sie zu einem Präparat eine medizinisch relevante Aussage machen, wird aus dem Bonbon ein Arzneimittel. Dieses darf nur in Apotheken oder von speziell geschultem Personal in Bioläden verkauft werden.

Süß nicht gleich süß

Zucker kann nicht ohne Weiteres durch andere Bio-Zutaten wie Sirup oder Honig ausgetauscht werden. Deutsche Verbraucher sind an einen bestimmten Bonbon-Geschmack gewöhnt, auch deshalb könne man nicht einfach auf Ahornsirup oder Honig als ausschließliches Süßungsmittel ausweichen, sagen die Hersteller.

Bonbons kochen, veredeln, formen

  • Die Produktion von Bonbons beginnt mit dem Kochen von Zucker, Wasser und Glukose. Bei Temperaturen von mehr als 100 Grad Celsius wird dieser Lösung das Wasser wieder entzogen. Je größer der verbleibende Restwassergehalt der zähen Masse, desto weicher wird das spätere Bonbon.
  • Der zähflüssigen Masse wird dann während des intensiven Knetens der eigentliche Geschmack zugesetzt: Milch, Sahne, Honig, meist aber pflanzliche Rohstoffe, ätherische Öle oder natürliche Farbstoffe werden mit der Zuckermasse vermischt. Das geschieht meist auf Metalltischen.
  • Nach dem Kneten wird die Bonbonmasse durch Prägewalzen gepresst oder zu langen Strängen geformt. Davon werden Stücke in Bonbongröße abgestanzt, in einer Prägeform erhalten sie die endgültige Form und eventuell noch Verzierungen.

Faire Süßigkeiten

Seit sechs Jahren gibt es die „Jecke Fairsuchung“, eine Karnevals-Kampagne in Nordrhein-Westfalen. Die „Jecke Fairsuchung“ wirbt für fair gehandelte Kamellen. Im Kölner Rosenmontagszug 2007 gab es diese zum ersten Mal: Das Traditionskorps „Rote Funken“ warf sie unters jubelnde Volk. Unter anderem durch diese Aktion und die ausschließliche Verwendung von fairen Süßigkeiten beim Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln, wurde der Absatz von „Fairen Kamellen“ von drei auf sechs Tonnen pro Jahr verdoppelt.

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