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Cashews – fair und gesund?

Cashewkerne sind nährstoffreich und machen gute Laune. Doch sie haben auch eine dunkle Seite.

Bissfest und doch irgendwie angenehm weich in der Konsistenz; mild-nussig und zart-buttrig im Geschmack. Dazu voller gesunder Nährstoffe, die auch noch glücklich machen sollen – kein Wunder, dass Cashewnüsse weltweit beliebt sind. Längst findet man die nierenförmigen Kerne nicht mehr nur als Snack im Studentenfutter, sondern auch in süßen wie herzhaften Aufstrichen sowie in Joghurt- und Käseersatzprodukten. 2019 hat Deutschland rund 60.000 Tonnen Cashews importiert – fast dreimal so viel wie 2009.

Sind Cashewkerne Nüsse?

Strenggenommen sind Cashews keine Nüsse, sondern die Kerne des Cashewapfels. In ihren Anbauländern werden die süß-säuerlich schmeckenden, saftigen Cashewäpfel roh verzehrt und zu Saft, Marmelade, Essig oder Schnaps verarbeitet. Da sie frisch jedoch nicht lange haltbar sind, spielen sie für das Exportgeschäft keine Rolle – ganz anders als ihre Kerne.

Wie gesund sind Cashewkerne?

Cashewkerne sind aus verschiedenen Gründen sehr gesund:

  1. Weniger Fett: Im Vergleich zu den meisten anderen Nüssen sind Cashews relativ fettarm: pro 100 Gramm enthalten sie nur 44 Gramm Fett. Nur die Kokosnuss ist mir 36 Gramm noch schlanker unterwegs. Pekannüsse hingegen enthalten ganze 72 Gramm Fett.
  2. Gut fürs Herz: Die in Cashews enthaltenen Fettsäuren sind überwiegend ungesättigt und sollen sich somit positiv auf den Cholesterinspiegel und das Herz auswirken.
  3. Eiweißheld: In 100 Gramm Cashewkernen stecken bis zu 18 Gramm hochwertiges, pflanzliches Protein, weshalb die knackigen Kerne besonders unter Veganern beliebt sind. Im Nuss-Vergleich enthalten nur Mandeln und Erdnüsse mehr Eiweiß als Cashews.
  4. Glücksbringer: Kaum ein anderes Lebensmittel enthält so viel Tryptophan wie Cashews. Unser Körper benötigt diese Aminosäure, um das Glückshormon Serotonin zu produzieren.
  5. Reich an B-Vitaminen: Cashews enthalten viele Vitamine der B-Gruppe und sind daher förderlich für den Energiestoffwechsel unserer Körperzellen.
  6. Da steckt noch mehr drin: Cashewkerne sind gute Lieferanten für Magnesium, Kalium und Phosphor.

Rezepte mit Cashewkernen

Hier findet ihr leckere Rezepte mit Cashewkernen – von Cashew-Eis bis Asia-Salat:

Rezepte mit Cashewkernen

Warum Cashewkerne teuer sind

Cashews sind teurer als viele andere Nüsse: In Bio-Qualität kosten sie durchschnittlich 2,50 Euro pro 100 Gramm, Fair-Trade-Produkte sind meist noch etwas teurer. Die Gründe dafür finden sich in der Botanik des Cashewbaumes und in den Handels- und Verarbeitungsschritten, bevor die Kerne bei uns in den Läden landen. Hiervon produziert jeder Cashewapfel nur einen einzigen, und zwar nicht im Inneren der Frucht, sondern außen, am unteren Ende des Fruchtstiels. Die zwei bis drei Zentimeter großen, umgangssprachlich auch „Elefantenlaus“ genannten Kerne sind in eine hölzerne Schale gehüllt und zählen damit, wie auch Mandeln, zu den Steinfrüchten.

Woher kommen Cashewkerne?

Seinen Ursprung hat der Cashewbaum in Brasilien. Im 16. Jahrhundert wurde er von den Portugiesen nach Afrika und Asien gebracht – allerdings nicht wegen seiner Kerne. Die Europäer schätzten den Baum aufgrund seines ausgeprägten Wurzelwerkes, weshalb sie ihn vor allem an den Küsten als Erosionsschutz anpflanzten. Erst im 20. Jahrhundert etablierten sich – zunächst in Indien – Verarbeitungsstrukturen für Cashewkerne, die sich rasch zum kostbaren Wirtschaftsgut mauserten. Heute produziert Brasilien nur noch vier Prozent der weltweit knapp vier Millionen Tonnen Cashews pro Jahr. 59 Prozent stammen aus Afrika und 37 Prozent aus Asien. Die Elfenbeinküste und Indien sind die produktionsstärksten Länder: Von hier kommt rund 40 Prozent der Welternte.

„Nur Bio ist uns nicht genug“

Veronika Schmölz ist bei Rapunzel in der Strategischen Rohstoffsicherung für Fair-Trade-Zertifizierungen verantwortlich.

Rapunzel ist einer der führenden Bio-Hersteller Europas: Was 1974 im bayerischen Augsburg als Selbstversorger-Bauernhof mit kleinem Naturkostladen begann, ist heute ein international tätiges Unternehmen mit über 400 Mitarbeitern. Schon lange setzt der rein vegetarische Naturkost-Pionier auf Cashewkerne als wertvolle pflanzliche Proteinlieferanten. „Den überwiegenden Teil unserer Cashews beziehen wir von unserem Partner Achal aus Indien, der unsere ökologischen und sozialen Anforderungen sehr ernst nimmt. Seit 2004 ist Achal nach unserem Fair-Handelsstandard Hand-in-Hand-zertifiziert und wird regelmäßig von unabhängigen Kontrolleuren überprüft. So können wir faire Preise und regelmäßige Bio-Schulungen für die Kleinbauern sowie gerechte Löhne, Arbeitsschutzmaßnahmen und Mitbestimmungsrechte für die Arbeiterinnen und Arbeiter in der Verarbeitung gewährleisten. Nur Bio ist uns nicht genug“, so Veronika Schmölz. Neben den Kernen gibt’s Rapunzel-Cashews auch als reines Nussmus sowie als süße Creme.

Darum sind Cashewbäume perfekt für den Bio-Anbau

Der unkomplizierte Cashewbaum wächst auch auf nährstoffarmen, degradierten Böden. Wasser, Dünger, Pflege – von all dem braucht er wenig bis gar nichts. Daher stellt sich zurecht die Frage, ob zertifizierter Bio-Landbau bei Cashews einen echten Mehrwert bringt. Veronika Schmölz von Rapunzel klärt auf: „Auch wenn der Cashewbaum im Anbau eher anspruchslos ist, gibt es Herausforderungen. Eine davon sind Larven und Insekten, welche den Ertrag des Baumes und die Nuss selbst schädigen können. Im konventionellen Anbau werden deshalb synthetische Pestizide eingesetzt, was im Bio-Anbau natürlich nicht erlaubt ist.“ Wichtig seien jedoch auch die Anbaustrukturen. Die wenigsten der mehr als 5000 indischen Kleinbauern von Rapunzel betreiben großflächige Cashewplantagen. Vielmehr handelt es sich hier um überschaubare Cashewgärten, in denen zwischen den Bäumen Obst und Gemüse zur Selbstversorgung angebaut werden. Eine Win-win-Situation: Die Bäume bewahren die Böden vor Erosion und ermöglichen den Menschen vor Ort ein Einkommen. Problematisch kann es jedoch – auch bei Bio-Cashews – in der Verarbeitung werden.

So kommt der Cashewkern aus der Schale

Während das Knacken der Cashews zunehmend maschinell erfolgt, sind die darauffolgenden Schritte noch überwiegend Handarbeit, die fast ausschließlich von Frauen ausgeführt wird. Nach dem Knacken werden die Kerne aus den Schalenresten herausgelöst, bevor sie erneut getrocknet, händisch enthäutet, nach Größe sortiert und für den Export verpackt werden. Hierbei sind Arbeitsschutzmaßnahmen, etwa das Tragen von Handschuhen, unerlässlich. Denn nur kleinste Spritzer des giftigen Schalenöls können schwerwiegende Hautverätzungen hervorrufen. Diese können so gravierend sein, dass sie den Fingerabdruck der Arbeiterinnen ausradieren. Das hat besonders für Analphabeten dramatische Konsequenzen, denn vielen dient der Fingerabdruck als einzige Signatur – ohne ihn werden sie praktisch geschäftsunfähig.

Können Cashews giftig sein?

Cashewkerne sind nicht giftig. Ihre Schale enthält jedoch ein giftiges Öl, welches schwere Verätzungen hervorrufen und nur durch Rösten extrahiert beziehungsweise durch Dämpfen unschädlich gemacht werden kann. Deshalb werden nach der Ernte die noch in ihrer hölzernen Schale steckenden Kerne von den Äpfeln getrennt, getrocknet und anschließend geröstet oder mit heißem Wasserdampf behandelt. Das Öl kann sowohl medizinisch als auch industriell genutzt werden – etwa bei der Herstellung von Farben und Kunststoffen. Beim Rösten entsteht jedoch ein dichter, schwarzer Rauch, der Schleimhautreizungen hervorrufen kann. Beim Bedampfen hingegen werden die scharfen Ölsäuren unschädlich gemacht, ohne dass dabei giftige Dämpfe freigesetzt werden. Daher sind gedämpfte Cashews in Sachen Arbeitsschutz die bessere Alternative. Erlaubt sind jedoch beide Verfahren – auch nach Bio- und Fair-Trade-Standards.

Darum haben Cashews oft eine schlechte Klimabilanz

Der hohe Aufwand, der mit der Cashewproduktion verbunden ist, und die gleichzeitig steigende Nachfrage führten im letzten Jahrhundert zu einer geradezu absurden Globalisierung der Lieferketten. Zwar werden die meisten Cashews heute in Afrika geerntet, jedoch werden nur geringe Mengen auch vor Ort verarbeitet. 95 Prozent der Nüsse nehmen den Umweg über Indien und Vietnam, wo der Großteil der Wertschöpfung stattfindet. Das ist nicht nur schlecht für die afrikanische Wirtschaft, sondern auch schlecht für die Klimabilanz der Kerne: Von der Elfenbeinküste bis nach Vietnam legen sie knapp 11.000 Seemeilen zurück. Nach der Verarbeitung erfolgt dann die Weiterreise nach Europa. Insgesamt 23.000 Meilen später landet also unter Umständen eine Nuss in unseren Regalen, die nur 4500 Meilen entfernt angebaut wurde. Eine Tatsache, die leider nicht auf jeder Verpackung zu erkennen ist, denn in Deutschland gibt es bei Cashews keine Pflichtkennzeichnung zum Ursprungsland. Einige Hersteller informieren jedoch freiwillig – auf der Verpackung oder auf ihrer Internetseite.

„Cashews machen glücklich“

Dr. Mudar Mannah ist Geschäftsführer und kreativ-kulinarischer Kopf bei Happy Cheeze.

2010 entschied Unfallchirurg Dr. Mannah, aus gesundheitlichen Gründen auf vegane Ernährung umzustellen. Was er jedoch schmerzlich vermisste, waren leckere Käsealternativen. Gemeinsam mit seiner Frau begann er, mit Cashews zu experimentieren. 2015 eröffnete das Ehepaar eine Manufaktur mit Verkostung in einer 30 m² großen Dorfbäckerei. Heute produziert Happy Cheeze in Cuxhaven auf knapp 1400 m². Das Sortiment umfasst Cashew-basierte Alternativen zu Käse, Buttermilch, Joghurt, Camembert und Parmesan. „Unsere Bio-Cashews werden in Vietnam angebaut und mit dem Schiff nach Hamburg transportiert. Bei uns werden die Kerne dann gewaschen, eingeweicht, vermahlen, fermentiert, verrührt, verdickt, geformt und gereift – natürlich ohne Konservierungsstoffe oder chemische Zusätze“, erklärt Mannah und ergänzt: „Aus einem Kilo Cashews stellen wir so zwei Kilo Cashewkäse her – im Vergleich dazu werden für 1 Kilo Kuhmilchkäse circa 12 Liter Milch gebraucht. Den Transport gleichen wir in puncto Klimabilanz durch den Anbau der Cashewbäume fast vollständig aus.“

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