Pfannkuchenapfel und Citrinchen, Doppelter Holländer und Englischer Gestreifter Kurzstiel, Marzipanrenette und Rotgestreifter Schlotterapfel: Durch die Datenbank des BUND zu scrollen, macht schon allein der lustigen und außergewöhnlichen Namen wegen Spaß. Die Auflistung – aktuell gibt es 694 Sortenlisten mit mehr als 138000 Einzeldaten – zeigt außerdem: Obstsorten sind ein Kulturgut. Im Fall des Apfels: als Sinnbild fürs Leben, verbotenes Oh-Oooh-Obst in der Bibel, Schneewittchens Achillesferse im Märchen, wertvolle Frucht, die den Doktor away hält.
Wie viele Apfelsorten gibt es?
In historischen Listen finden sich weltweit mehr als 20000 Apfelsorten, in Deutschland mehr als 2000. Sie unterscheiden sich in Größe, Form, Färbung, natürlich in Geruch und im Geschmack, in den Ernte- und Genussreifepunkten, sind verschieden saftig und fest und kürzer oder länger lagerfähig. Eine unglaubliche Vielfalt – die allerdings bedroht ist. Denn heutzutage werden in Deutschland nur rund 20 Sorten in großer Menge angebaut.
Datenbank für alte Obstsorten
Der BUND-Lemgo in Ostwestfalen Lippe will verhindern, dass die alten Sorten in Vergessenheit geraten und verschwinden. Die Verantwortlichen haben deshalb alte Obstbestimmungsbücher, Zeitschriften und Baumschulkataloge durchforstet und ihre Ergebnisse in einer kostenlos nutzbaren Obstsortendatenbank festgehalten. Neben den Namen der Sorten finden sich dort auch Abbildungen und Beschreibungen.
Warum lohnt es sich, alte Apfelsorten zu bewahren?
Heutzutage werden nur noch relativ wenige Apfelsorten für den Erwerbsanbau genutzt. Viele der modernen Sorten sind auf gute Lagerfähigkeit, lange Haltbarkeit und gute Erträge ausgelegt. Alte Sorten hingegen sind oft eng mit den klimatischen Bedingungen in ihrer jeweiligen Anbauregion verbunden, und bieten deshalb auch für künftige Züchtungen Potenzial. Sie erhalten die genetische Vielfalt und sichern Biodiversität. Außerdem wachsen sie häufig auf Streuobstwiesen – und die zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Europas. Streuobstwiesen sind wertvolle Biotope, fast immer extensiv bewirtschaftet und dienen nebenbei oft auch als Weideflächen.
Hüter der alten Sorten

„Wer weiß schon, ob die gute Lagerfähigkeit des ,Stina Lohmann‘ oder die frühe Reife des ,Jessenapfel‘ irgendwann nicht noch benötigt werden?“, mutmaßt Pomologe Meinolf Hammerschmidt. Nahe Flensburg pflegt er einen Bio-Obstgarten mit rund 720 alten Apfelsorten und eine regionale Samenbank.
Geeignete Apfelbaumsorte für den eigenen Garten finden – Entscheidungskriterien
Wer einen Apfelbaum im eigenen Garten pflanzen will und dafür eine geeignete Sorte sucht, sollte diese Kriterien bedenken
- Standortverhältnisse: Wie viel Platz hat der Baum? Wie hoch darf er wachsen? Wie ist die Bodenbeschaffenheit, wie sind die Lichtverhältnisse, wie die Witterung?
- Geschmack und Verwendung: Wann sollen die Äpfel erntereif sein? Welche Geschmackspräferenzen gibt es: Süße, saftige oder säuerliche Äpfel? Sollen die Äpfel zum Frischverzehr, zur Verarbeitung oder für Lagerzwecke genutzt werden?
- Regionalität: Welche Sorten sind robust, passen gut zu den Bedingungen vor Ort und dem lokalen Klima?
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