Umwelt

Zu Besuch bei Tautropfen

Marokkanische Wascherde oder lieber Rosen-Reinigungsmilch? Die neue Tautropfen-Co-Chefin Daniela Lindner bringt Abwechslung ins tägliche Hautpflegeprogramm.

Pflegt taufrisch

Daniela Lindner hat mit ihr zwei Dinge gemein: einen Mann, der ihr den Weg geebnet hat, und die Faszination für Naturkosmetik. Ihr Mann, der Inhaber der Reformhaus-Kosmetik-Marke Börlind, Michael Lindner, machte die vierfache Mutter nach 20 Jahren Familienpause zur neuen Tautropfen-Verantwortlichen. Seither küm-mert sie sich neben Haus und Kindern intensiv um Marketing, Public Relations und die Rohstoffprojekte des Naturkosmetik-Herstellers Tautropfen in aller Welt.

Als junge Frau wollte Daniela Lindner Stewardess werden, übernahm dann aber doch das Reformhaus ihrer Eltern. Heute bringt sie den Traum vom Fliegen mit der Arbeit unter einen Hut: Zum Beispiel, wenn sie den Lieferanten für Fackellilien-Nektar in Südfrankreich besucht. Den Blütennektar verwenden die Einheimischen dort traditionell bei Sonnenbrand. Sie reiben ihre Haut damit ein. Morgens früh um fünf Uhr gehen die Männer auf die Fackellilien-Felder und „melken“ die taufrischen Blüten. Sie streifen den Nektar von oben nach unten in ein Gefäß. Die Lilien nehmen das nicht übel, sondern produzieren während der mehrwöchigen Blüte täglich neu einen Teelöffel süße Pflanzenproteine. Tautropfen hat den Nektar 2004 als Rohstoff für eine Feuchtigkeitspflege für die Haut entdeckt und bringt das Produkt nun als Aquatau-Feuchtigkeitsnektar auf den Markt. Und die Kundin kann sich mit echtem Liliennektar mindestens so edel pflegen wie Kleopatra mit Eselsmilch - sozusagen vegetarisch.

Seit die Lindners Tautropfen von den Firmengründern Rainer und Silvia Plum übernommen haben, wurden elf neue, zeitgemäße Produkte für die natürliche Hautpflege entwickelt. Alle Rohstoffe stammen aus Demeter- oder kontrolliert-biologischem Anbau oder kontrollierter Wildsammlung. Es kommen auch Mineralien zum Einsatz, wie zum Beispiel der Edelstein Malachit. Das erinnert schon wieder an Kleopatra. Ihr sagte man nach, sie löse Perlen zum Trinken in Essig auf. Bei Tautropfen färbt gemahlener Malachit eine der neuen Pflegeserien wunderschön türkisblau ein.

Emulsion statt Eselsmilch

Die Pflegeserien sind für die Firma ein Novum, denn erst unter der neuen Firmenleitung sind sie entwickelt worden. Doch während die einen sich freuen, endlich leichte Emulsionen für die Gesichtspflege zu bekommen, zeigen die anderen auf die merklich längere Liste der Inhaltsstoffe. Emulsionen brauchen nun mal zwangsläufig mehr Bestandteile, mindestens aber Emulgatoren, um die wässrigen Anteile mit den öligen zu verbinden. Je mehr Zutaten, desto mehr Wechselwirkungen. Die fürchtet der Allergiker. Doch niemand muss verzichten. Die eine schwört auf Rosenöl, das mit nur neun Zutaten auskommt, die andere liebt Rosenemulsion aus 23 Bestandteilen. Jede Kleopatra wie sie eben möchte.

Auf dem Dach eines Wohnmobils

Firmen-Gründer Rainer Plum ist für Tautropfen weiterhin als Berater und Schulungsleiter tätig. Als er in den 70er-Jahren mit seiner Frau Silvia im Wohnmobil die Toskana bereiste, fuhr auf dem Dachgepäckträger der erste „Vollsonnenauszug“ mit. Die Plums hatten vollkommen begeistert von der Landschaft und den Heilkräutern einen leeren Chianti-Glasballon mit Olivenöl und Kräutern befüllt und ihn auf das Dach ihres Wohnmobils gepackt. Am Ende des Urlaubs kehrten sie mit ihrem ersten selbst kreierten Hautöl heim.

Die Methode ist nach wie vor dieselbe. Nur wird das Öl in den Glasballons nicht durch die Toskana gefahren, sondern reift im Sommer mehrere Wochen lang im Tautropfen-Garten bei Calw im Schwarzwald. Die Wirkstoffe der Blüten und Kräuter verbinden sich langsam mit dem Öl.

Ein Babypopo brachte den ersten Wirksamkeitsbeweis der Tautropfen-Hautöle. Als konsequente Ökos verwendeten Mama und Papa Plum nur Stoffwindeln bei ihrem Erstgeborenen. Da auf Reisen schlecht Windeln waschen ist, wurde der jüngste Spross in den Ferien gepampert. Das nahm er prompt übel. Der feuerrote, wunde Po wollte erst heilen, als Silvia Plum ihn mit Lavendel- und Ringelblumenöl pflegte.

Schicksal vieler Pioniere - als Rainer Plum 1989 Antrag auf Anerkennung der Demeter-Qualität seiner Produkte stellte, brachte er die Branche zum Schmunzeln: „Keiner ist reiner als Rainer“, hieß es über ihn. Doch andere zogen später nach. Die Demeter-Verordnung jedenfalls war bis zu Plums Antrag nur für Lebensmittel gültig gewesen. Sie musste für Tautropfen als den ersten Demeter-Naturkosmetik-Hersteller umgeschrieben werden. Darauf ist nicht nur Rainer Plum stolz, sondern auch Daniela Lindner. Ihre Aufgabe bestand darin, die Tautropfen-Philosophie in ein zeitgemäßes Sortiment zu übertragen.

Dazu hat sie einen komplett neuen Markenauftritt kreiert, der neue wie klassische Tautropfen-Produkte wirkungsvoll ins rechte Licht setzt. Dass es nun auch komplette Pflegeserien für unterschiedliche Hauttypen gibt, ist ebenfalls ihr zu verdanken.

Damaszener-Rosen statt Opium

Das Premiumprodukt der Firma ist jedoch Rosenwasser. Es stammt bislang aus dem Iran, aus einem eigens gegründeten Projekt mit kontrolliert-biologischem Anbau. Wo heute Damaszener-Rosen wachsen, wurde früher Opium angebaut. Im Moment läuft es zwar sehr gut, doch Daniela Lindner möchte lieber kein Risiko eingehen. Die Abhängigkeit von nur einem einzigen Lieferanten kann leicht zu einem Rohstoff-Engpass führen. Den will und kann sich das expandierende Unternehmen nicht leisten. Das Premium-Produkt muss immer lieferbar sein. Also packt Daniela Lindner demnächst ihre Koffer, um in Europa einen weiteren Lieferanten für Damaszener-Rosen in Demeter-Qualität zu gewinnen.

Puristische Haarpflege

Die Wascherde aus dem marokkanischen Atlasgebirge, mit wenig Wasser zu einer braunen Paste angerührt, wäscht Haut und Haare ohne Tenside. Derzeit findet sie reißenden Absatz vor allem in Japan. Essiglotion als Spülung setzt Glanzlichter ins Haar.

Pioniere und Gründer

  • 1976 Rainer und Silvia Plum stellen in der Toskana das erste selbst kreierte Hautöl her, den „Vollsonnenauszug“.
  • 1980 Firmengründung. Tautropfen gibt als erster Hersteller alle Inhaltsstoffe auf der Verpackung an.
  • 1981-82 Plum gründet die Positivliste des Deutschen Tierschutzbundes mit sowie den Arbeitskreis chemiefreie Imkerei.
  • 1988 Weltweit erstes Projekt für Damaszener-Rosen aus kontrolliert-biologischem Anbau in der Türkei.
  • 1989 Tautropfen wird erster Demeter-Naturkosmetik-Hersteller.
  • 1995 Teebaum-Balsam wird auf der Biofach „Produkt des Jahres“.
  • 2002 Erster Kontakt zu Michael Lindner, dem heutigen Geschäftsführer von Tautropfen und der Börlind GmbH.
  • 2003 Umzug nach Calw-Altburg. Als Co-Inhaberin übernimmt Daniela Lindner die Bereiche Marketing und Rohstoffprojekte. Rainer Plum bleibt beratend tätig.
  • 2004 Neuer Markenauftritt auf der Biofach.
  • 2005 Silbernes Firmen-Jubiläum: 25 Jahre Tautropfen.
Veröffentlicht am

Kommentare

Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.

Das könnte interessant sein

Unsere Empfehlung

Ähnliche Beiträge