Milchfrei. So? Ja!
Durch den Stab mit den Ventilen ist gewährleistet, dass nicht nur die obere Schicht der Ware geprüft wird. „So können wir in jedem Sack an zwanzig verschiedenen Stellen Sojabohnen entnehmen und untersuchen“, erklärt Bruno Fischer junior, Geschäftsführer von Natumi. „Wir wollen unseren Kunden hundertprozentig garantieren, dass wir keine gentechnisch veränderten Bohnen verarbeiten.“ Dazu gehört auch, dass schon in den Anbauländern auf Gentechnikfreiheit geachtet wird. Natumi kontrolliert die Saat und schult die Menschen, die die Sojabohne transportieren, reinigen und abpacken. Natürlich stammt fast alles, was Natumi verarbeitet, aus kontrolliert-biologischem Anbau, hat also den Anspruch, frei von gentechnischen Veränderungen zu sein. „Doch durch Auskreuzung von Nachbarfeldern oder durch den Transport – wenn beispielsweise der LKW, der vorher noch Gen-Soja transportiert hat, nicht ordentlich gereinigt wurde – könnte es passieren, dass auch bei uns Gen-Soja in Minimengen ankommt“, sagt der Firmenvorstand. Damit das nicht passiert, werden die Proben genommen und im eigenen Labor auf gentechnische Anteile untersucht.
Gute Bohnen, gutes Wasser
Rund 22 Tonnen Sojabohnen werden täglich bei Natumi zu Drinks und Desserts verarbeitet. Das heißt 440 Proben mit einem Gesamtgewicht von etwa 30 Kilo. Diese Sojabohnen werden gut gemischt und wiederum auszugsweise auf gentechnische Veränderungen untersucht. Bruno Fischer: „Gesetzlich vorgeschrieben ist, dass der gentechnische Anteil maximal 0,9 Prozent betragen darf, wir sind da viel strenger: Unser Grenzwert liegt bei 0,1 Prozent!“ Erst wenn der etwa eine Woche dauernde Gentest erfolgreich absolviert wurde, werden die Bohnen gemahlen und in Wasser eingeweicht. „Wir haben hier in Eitorf sensationell gutes Wasser“, sagt
er begeistert, „das ist für unsere Drinks so wichtig wie fürs Bier.“ Die Verarbeitung erfolgt mit modernsten Maschinen. Das besondere an ihnen ist, dass sie alle von den Mitarbeitern selbst gebaut wurden. „Das Entwickeln von Produktionstechnik und das dauernde Verbessern der Maschinen ist ein Hobby von mir“, sagt der 47-jährige lächelnd. Die zwölf Menschen, die bei Natumi in der Produktion arbeiten sind allesamt Elektriker, Techniker oder Maschinenschlosser. Sie haben gemeinsam mit ihrem Chef die Geräte gebaut, warten und optimieren sie fortwährend. „Immer wenn wir sieben Tage produziert haben, schrauben wir an unserer Anlage herum, um sie weiter zu verbessern.“ Die Augen des umtriebigen Managers glänzen, die chromblitzenden, zig Meter langen Rohrleitungen, die Kessel und die moderne Ausstattung insgesamt machen ihn sichtbar stolz. In dieser Anlage steckt viel Geld: Im Jahre 1998 hatte Fischer junior die nach seinem Vater und ihm benannte Firma Bruno Fischer verkauft und einen großen Teil des Erlöses in Natumi gesteckt.
Anregungen aus Amerika
Auf die Idee war er in den 80er Jahren gekommen, als er die Soja-Industrie in den USA kennen lernte. „Ich habe mir damals eine Menge Sojafabriken und Tofureien angesehen, mit vielen Menschen gesprochen und war mir sicher, dass diese Produkte auch einen Markt in Deutschland haben werden“, so der Unternehmer heute. Sein Gefühl war richtig. Nicht nur Milcheiweiß-Allergiker und Veganer greifen zu Soja-Produkten, sondern auch Menschen, denen die Getränke einfach gut schmecken.
Die Produktion der Soja-, Reis- und Haferdrinks, zum Teil mit Schokolade- oder Vanillegeschmack veredelt, ist fast abfallfrei. Pressrückstände aus der Produktion von Soja-Milch – Okara genannt – liefert Natumi an Bio-Bauern im Umkreis von 200 Kilometern als Beifutter für Milchkühe.An gute Sojabohnen heranzukommen, ist allerdings nicht so einfach. Von etwa 100 Sorten, die Natumi angeboten werden, genügen mehr als 80 nicht den Qualitätsansprüchen der Firma. Bruno Fischer: „Für die Strenge unserer Anforderungen stoßen wir manchmal auf Unverständnis. Aber mit solchen Partnern können wir dann eben nicht zusammenarbeiten.“ Viele Sojabohnen, die Natumi verarbeitet, kommen aus Frankreich, ein Großteil aus Südamerika – Paraguay, Uruguay, Brasilien.
„Aus Soja, aber auch aus Hafer und Reis lassen sich viele Dinge machen“, so der Selfmademan, „da werden wir die Verbraucher in den kommenden Jahren noch oft überraschen.“
Der Name Natumi
sei eigentlich nur eine Wortspielerei, erklärt Geschäftsführer Bruno Fischer. Der Name ist vor vielen Jahren erfunden worden, als noch gar nicht feststand, was produziert werden sollte. Aber er passt sogar für den asiatischen Markt: Das japanische Wort „Nat(z)umi“ bedeutet „guter Geschmack“.
Bislang zwölf Produkte
Soja-Produkte machen den größten Teil des Umsatzes von Natumi aus. Soja ist cholesterin- und lactosefrei, beinhaltet kein tierisches Eiweiß und ist fettarm. Natumi stellt Soja-Drinks in den Sorten „natur“, „original“ (leicht gesüßt und mit Calcium) und „Vanille“ her. Außerdem gibt es zwei Desserts in den Geschmacksrichtungen Vanille und Schokolade. Die Hafer- und Reis-Drinks werden ebenfalls „natur“ und mit Vanille verfeinert angeboten. Außerdem stellt die Firma Soja-, Reis- und Haferbasen her, die andere Hersteller weiterverarbeiten. Die Palette von derzeit zwölf Produkten soll nach Aussagen von Geschäftsführer Bruno Fischer nach und nach ausgebaut werden.
Chronologie
1998 Bruno Fischer junior verkauft die Marke „Bruno Fischer Naturkost“
1999 Die Firma Natumi wird gegründet, die Produktionsanlage selbst gebaut.
2001 Die erste Sojamilch von Natumi wird auf der weltgrößten Messe für Naturkost und Naturwaren „BioFach“ angeboten und kommt dann auch in die Bioläden.
2002 Der internationale Vertrieb beginnt.
2003 Natumi-Produkte sind flächendeckend in Deutschland zu bekommen.
2004 Verkauf der Firma an die amerikanische Bio-Holding Hain Celestial
Kommentare
Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.