Umwelt

Zu Besuch bei Logona

Weit mehr als 100 Menschen arbeiten südlich von Hannover dafür, dass schönheitsbewusste Männer und Frauen gesunde Produkte bekommen. In Salzhemmendorf stellen sie Naturkosmetik her. // Fotos: Thomas Langreder

Gemeinsam stark

„Zur Kräuterwiese“ heißt die Straße, in der Logona-Kosmetik ihr Zuhause hat. Eine Nummer gibt es nicht, denn die ehemalige Küchenfabrik, in der jetzt Naturkosmetik hergestellt wird, ist das einzige Gebäude hier an der Zufahrt.

Kaum hat man den hellen Lichthof des Logona-Gebäudes mit den großen Deckenfenstern betreten, fällt der Blick auf Fotos: Ein Dutzend Menschen – viele der Männer mit langen Haaren – auf Strohballen sitzend. „1980“ steht unten auf dem Bild. Noch älter ist das Foto, das den Bioladen Alraune in Hannover zeigt. Hier stand gewissermaßen die Wiege von Logona: 1977 gründete der gelernte Heilpraktiker Hans Hansel, damals 26 Jahre alt, mit zwei Freunden die Firma „Lorien Goods“.

Zunächst wurden einige wenige, nicht synthetisch konservierte Naturkosmetika aus dem Ausland eingeführt, wenig später auch selbst produziert, da sich das Import-angebot als ungenügend erwies. Wegen markenrechtlicher Probleme hieß die Firma bald Logona.

Alternative Produkte auf den Markt zu bringen war damals bitter nötig, erinnert sich Hans Hansel: „Die Industrie war zu der Zeit total gedankenlos. In Seife waren zum Beispiel optische Aufheller enthalten. Die Hände wurden sauber, ja. Aber welche Auswirkungen das auf die Haut hatte, war vollkommen egal.“ Sanfte, natürliche Kosmetik musste her. Aus einer Hand voll Logona-Artikel sind inzwischen mehr als 200 geworden. Unter den Markennamen Sante (ebenfalls Kosmetik) und Fitne (in erster Linie Heilmittel und Nahrungsergänzungsmittel) vertreibt das Unternehmen rund 300 weitere Produkte.

Ziel: Kontrollierte Naturkosmetik

Hans Hansel bestimmt als Hauptgeschäftsführer maßgeblich den Weg, den Logona einschlägt. Wichtig war und ist ihm und seinen Mitarbeitern, dass fast alle „seine“ Produkte den Kriterien der „Kontrollierten Naturkosmetik“ entsprechen. Das heißt: Die pflanzlichen Rohstoffe kommen so weit wie möglich aus kontrolliert-biologischem Anbau. Emulgatoren und Tenside müssen aus zugelassenen Naturstoffen gewonnen werden. Synthe--tische Duft- oder Farbstoffe, Silikone, Paraffine oder andere Erdölprodukte sind tabu, ebenso wie radioaktive Bestrahlung. Auch der Einsatz von Rohstoffen toter Wirbeltiere (zum Beispiel Schildkrötenöl, Nerzöl, tierische Fette, tierisches Collagen und Frischzellen) ist verboten. Überprüft wird das alles durch ein neutrales Institut.

Nur „saubere“ Artikel erhalten das Siegel „Kontrollierte Naturkosmetik“. Das verleiht der Verband mit dem langen Namen: Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegemittel, Abkürzung: BDIH. Fast 40 Kosmetik-Hersteller haben sich hier zusammengeschlossen.

Einige Artikel können (noch) nicht nach den Kriterien kontrollierter Naturkosmetik hergestellt werden. Wasserfeste Mascara zum Beispiel, oder Nagellack. Aber technische Probleme sind dazu da, gelöst zu werden. Elf Menschen arbeiten bei Logona allein in der Entwicklungsabteilung, wo immer wieder neue Ideen für Produkte entstehen oder Vorschläge von anderen Mitarbeitern auf Machbarkeit überprüft werden. „Von ersten Tests, die mit Stößel und Spatel gemacht werden, bis zum fertigen Produkt im Laden vergeht in der Regel ein ganzes Jahr“, erzählt Heiko Patzer, einer der Spezialisten für neue Produkte.

Es gibt aber auch Ideen, die unter werbepsychologischen Gesichtspunkten einfach nicht zu realisieren sind. Beispiel: Die Pflanze mit dem Namen Bartflechte hat hervorragende Eigenschaften, die gegen unreine Haut wirken. „Aber unter dem Namen ‚Bartflechte’ kann man kein Produkt verkaufen. Das hört sich wie eine Hautkrankheit an“, lacht Bettina Bockhorst, Marketing-Chefin bei Logona-Kosmetik.

Der Anteil von Naturkosmetik am Gesamtmarkt wird immer größer. Auch Logona und ihre Schwestermarke Sante profitieren davon: „Wir hatten einen deutlichen Umsatzsprung, als BSE ein wichtiges Thema in der Öffentlichkeit war“, sagt Hans Hansel. „Damals haben die Kundinnen nicht nur bei Lebensmitteln genau hingesehen, sondern auch bei der Kosmetik. Deshalb haben sie verstärkt zu natürlichen Produkten gegriffen.“ Das gilt bei Logona bis heute.

Auch Alt-68er bekämpfen Falten

Die Kundenstruktur ist sehr unterschiedlich bei Logona-Kosmetik. Da sind die „Alt-68er“, die schon seit Jahrzehnten gesund leben. „Die sind aber meist deutlich lockerer geworden“, sagt Bettina Bockhorst. Sie seien zwar noch immer überzeugte „Ökos“, aber nicht mehr so kompromisslos wie früher. „Die haben Spaß am Leben, stehen heute dazu, dass sie schön sein und sich pflegen wollen.“ Vor Jahren sei es noch unvorstellbar gewesen, für diese Kundengruppe ein Anti-Falten-Fluid oder ein Mittel gegen Cellulite anzubieten. Jetzt sei das kein Problem mehr. Aber auch viele Junge werden Naturkosmetik-Fans. „Wenn sie heiraten, wenn das erste Kind kommt, beginnen viele Menschen, bewusster einzukaufen,“ so Bettina Bockhorst: „Junge Familien setzen andere Prioritäten. Gesundheit wird plötzlich wichtiger als Auto und Klamotten. Sie ernähren sich vernünftiger und entdecken, dass es auch natürliche Körperpflege und Kosmetik gibt.“

So rasant, wie sich der Markt entwickelt hat, wuchs auch das Unternehmen. Waren es vor sechs Jahren 90 Jobs bei Logona, so sind nun 120 feste Mitarbeiter beschäftigt. Dazu kommen mehr als 60 freie Kolleginnen und Kollegen, die stundenweise aushelfen. Gearbeitet wird im Zwei-Schicht-Betrieb, von 6 bis 14 Uhr und von 14 bis 22 Uhr. Damit die „Kräuterwiese“ auch weiterhin ihrem Namen alle Ehre macht.

Schadstoffe? – Nein danke!

Mehr als 90 Prozent aller Kosmetika, die es zu kaufen gibt, entsprechen nicht den Kriterien des Siegels „Kontrollierte Naturkosmetik“. Im Gegenteil: Immer wieder finden Test-Zeitschriften Stoffe in Kosmetika, die darin nichts zu suchen haben, weil sie Gesundheitsrisiken bergen. Logona-Produkte tragen fast alle den Aufdruck „Kontrollierte Naturkosmetik“.

Logona im Rückblick

  • 1977 Gründung der Firma “Lorien Goods” in Hannover1978 Handelsregistereintrag
  • 1980 Umzug nach Salzhemmendorf-Benstorf
  • 1985 Umbenennung in „Logona-Kosmetik”
    (Lorien Goods Naturkosmetik)
  • 1988 Umzug innerhalb von Salzhemmendorf in den Ortsteil Oldendorf
  • 1999 erfolgreicher „Umwelt-Test”
    (Öko Audit-Verordnung)
  • 2003 25-jähriges Firmenjubiläum
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