Umwelt

Zu Besuch bei komo

Frisch gemahlenes Mehl in möglichst viele Küchen zu bringen, war jahrzehntelang das Ziel der Konkurrenten: Peter Koidl, Tirol und Wolfgang Mock, Hessen. Heute flocken und mahlen sie gemeinsam als Komo GmbH.

Einsatz fürs volle Korn

Als der „Brot-Freund“ für ein Jahr nach Afrika ging, stellte er seine Getreidemühle bei Mock unter. Die elektrische Mühle löste Mocks handkurbelbetriebene schnell ab. „Aber als mein Freund wieder zurückkam, wollte er seine Mühle wiederhaben“, erzählt Mock, „also musste ich mir selbst eine kaufen.“ Mit der Neuen war der Hesse aber unzufrieden.

Und so begann er 1976 mit einem anderen Freund, Harald Kugler, eine eigene Mühle zu bauen. Der Grundstein für die Firma Hawo’s („Harald“ und „Wolfgang“) war damit gelegt. In Mocks Wohnung in Darmstadt schraubten die beiden ihre ersten Mühlen zusammen. Im Schlafzimmer lagerte säckeweise das Getreide, das sie in der Umgebung bei Bio-Bauern kauften, und das sie zu Testzwecken brauchten. Nach drei Jahren Entwicklungszeit boten sie ihre Mühle mit Erfolg Naturkostläden an. Da Kugler nicht professionell in die Mühlenbranche einsteigen wollte, machte Mock später alleine weiter.

Peter Koidl kam zum Getreidemühlenbau „wie die Jungfrau zum Kind“. Sein Vater war Tischler, doch Koidl hatte keine Lust, in dessen Fußstapfen zu treten. Stattdessen lernte er Heizungstechnik und arbeitete fünf Jahre lang in München in diesem Beruf, bis ihn ein Freund auf eine mögliche Marktlücke aufmerksam machte: „Getreidemühlen!“

Da er Heimweh nach seinem geliebten Tirol hatte, bezog Peter Koidl mit Frau und Sohn einen Bauernhof in Hopfgarten, den er baubiologisch modernisierte. Die Werkstatt brachte er ebenfalls auf dem Hof unter. In den ehemaligen Nebengebäuden wird produziert, dort sind auch die Büros, und wo früher das Heu gelagert wurde, ist das Lager.

Auch Wolfgang Mock lebt mit Frau und drei Kindern auf einem ehemaligen Gutshof. Und auch bei ihm dient der Hof, ausgestattet mit einer modernen Biomasseheizung, gleichzeitig als Produktionsstätte. Der Mock-Hof ist größer als der in Hopfgarten, hier wohnen acht Parteien unter einem Dach, jeder allerdings für sich in der eigenen Wohnung. „Im Sommer treffen wir uns im großen Innenhof häufig zum Frühstück oder zum Abendessen“, erzählt der Unternehmer. „Und immer mal wieder hört man aus der einen oder anderen Küche eine Getreidemühle brummen.“

„Es ist gar nicht so selbstverständlich, dass Mühlenbauer auch zu Hause eine Mühle benutzen!“, erzählt Mock. Er selbst aber sei ein Überzeugungstäter und verzichte äußerst ungern auf seinen Frischkornbrei zum Frühstück: „Wenn ich auf Reisen bin und mal zwei, drei Tage keinen bekomme, fühle ich mich richtig unwohl!“

Bei Koidls in Tirol geht’s ebenfalls vollwertig und kontrolliert biologisch zu: Obst und Gemüse werden zum Teil selbst angebaut, das meiste andere Essen stammt aus dem Naturkostladen. Und natürlich wird das Getreide für Soßen oder Pizzabrot selbst frisch gemahlen.

Lange Haltbarkeit

Beide Unternehmer bevorzugen es, die Teile für ihre Mühlen aus Deutschland und Österreich zu beziehen. Und beide lehnen günstige Lohnfertigung in Billiglohnländern, ab. Sie sind im Gegenteil stolz darauf, ihre Mühlen in eigenen Produktionsstätten mit eigenen Mitarbeitern selbst herzustellen.

Seit 2001 suchen der Tiroler und der Hesse zusammen nach Kunden. Peter Koidl war erst einmal überrascht gewesen, als Mock vorgeschlagen hatte, gemeinsame Sache zu machen. Die beiden waren zwar seit Jahren Freunde, aber eben auch Konkurrenten auf dem Mühlenmarkt. Sie einigten sich zunächst auf eine „Ehe auf Probe“ und konzipierten gemeinsam einen Handflocker. Der Erfolg hat die beiden Unternehmer bestärkt, dann auch richtig zu „heiraten“. Aus Penningberger Kornmühlen (PK) und Wolfgang-Mock GmbH wurde die Komo GmbH.

Getreidemühlen halten lange. Das hat Vor- und Nachteile. Zum einen sind die Kunden natürlich zufrieden, wenn ihr Produkt nicht nach drei, vier Jahren schon kaputt geht. Auf der anderen Seite werden zufriedene Kunden von Getreidemühlen-Herstellern so schnell keine zweite Mühle kaufen. „Immer, wenn wir eine Mühle verkauft haben, müssen wir gleich einen neuen potenziellen Kunden suchen“, definiert Mock das gemeinsame Ziel.

Dass Mock und Koidl seit 25 Jahren erfolgreich Mühlen an die Kundschaft bringen, liegt daran, dass sie gute Argumente ins Feld führen. Das beste Argument ist die Frische: „Die Mühle ist der Büchsenöffner für das Getreidekorn“, bringt Wolfgang Mock es auf den Punkt. Wenn das Korn erst einmal geöffnet, also gemahlen ist, dann verdirbt es re-lativ schnell: Es wird ranzig und nimmt einen bitteren Geschmack an. Um es lagerfähig zu machen, werden bei käuflichen Mehlen die Keime und die Randschichten ent-fernt, die den größten Teil der wertvollen Ballast-stoffe enthalten. So entsteht das Auszugsmehl. Will man jedoch alle wichti-gen Inhalts-stoffe des vollen Korns be-wahren, ist es notwendig, das Ge-treide frisch zu mahlen und mög-lichst rasch zu verarbeiten. Schon nach wenigen Stunden ist das Mehl nicht mehr optimal frisch. Die beste Lösung also: eine eigene Kornmühle anschaffen. Die zweitbeste: am Backtag im Laden mahlen lassen. Viele halten das Selbstmahlen für umständlich. Das ist es aber gar nicht. Während die Mühle ihre Arbeit tut, kann man schon die restlichen Zutaten bereit stellen. Die beiden Mühlenbauer finden es schade, dass es selbst in Bio-Läden immer mehr Weißmehl- und Fertig-Produkte gibt. Mock und Koidl wollen und werden sich aber nicht geschlagen geben. Sie kämpfen weiter für das volle Korn.

Lebensmittel „Getreide“

Getreide gilt wegen seiner Nähr- und Wirkstoffzusammensetzung als eines der wertvollsten Lebensmittel überhaupt. Die Schale ist reich an Ballast-, Mineral-stoffen und Vitaminen. Der Keim-ling enthält Eiweiß, hochwertige Pflanzenfette mit unge-sättigten Fettsäuren und fettlösliche Vi-tamine wie z.B. Vita-min E. Der Mehl-körper lie-fert Stärke, die dem Organismus als Ener-giespender dient.

Mahlsteine

Früher stellte man Mahlsteine aus Natursteinen her: Quarz, Sandstein, Basalt, Granit. Das sprichwörtliche „hart wie Granit“ enthält allerdings nicht viel Wahrheit. „Granit eignet sich als Material für Mahlsteine eher nicht, dafür ist er zu weich“, erklärt Wolfgang Mock. Außerdem muss man Natursteine immer wieder nachschärfen, weil sich die raue Oberfläche glattschleift. Komo-Mühlsteine bestehen aus tausenden 1,5 bis 2 Millimeter großen in Keramik eingebettete Korundkörnern. Der Mahlstein wird bei 1300 Grad gebrannt und dabei äußerst hart und sehr lange haltbar. Da das Keramik sich etwas schneller abnutzt als die Korundkörner, schärft sich der Mahlstein selbst nach.

Firmengeschichte

  • 1979 Wolfgang Mock und Harald Kugler bieten ihre Mühlen erstmals in Naturkostläden an
  • 1980-1996 Entwicklung und Vermarktung der Hawo’s-Mühlen
  • ab 1986 Peter Koidl baut Hawo’s in Lizenz für Österreich
  • 1992 Koidl gründet eine eigene Mühlenproduk-tion unter dem Namen Penningberger Kornmühlen (PK)
  • 1997 Mock gründet die Wolfgang Mock-GmbH mit der Marke Fidibus
  • 1998 Flocker als erstes gemeinsames Projekt von Mock und Koidl
  • 2001 Gründung der Komo GmbH mit Peter Koidl und Wolfgang Mock als gemeinsamen Gesellschaftern. Entwicklung dreier Mühlen und eines neuen Mahlwerks für alle PK- und WM-Mühlen
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