Umwelt

Zu Besuch bei der Andechser Molkerei

Seit 27 Jahren überzeugt die Andechser Molkerei mehr und mehr Bio-Einsteiger, dass Öko eine gute Sache ist, von der man gerne mehr haben möchte.

Natürlich Milch

Das Besondere am „Latte Macchiato“-Jogurt: Er gehört zu den Sorten, die in-zwischen ohne jeglichen Aromazusatz hergestellt werden. „Wir verwenden natürliche Aromen nur dort, wo sie unbedingt nötig sind“, sagt Barbara Scheitz. Intensive Forschungen im eigenen Labor haben das Ziel, möglichst bald bei allen Jogurt-Sorten ohne Zusatz-Aromen auszukommen.

Qualität und Genuss, diese beiden Wörter fallen immer wieder, wenn man sich mit Barbara Scheitz unterhält. Für sie hat „Bio“ keineswegs mit Verzicht zu tun. Im Gegenteil: „Die Milch, die bei uns angeliefert wird, entspricht höchsten Qualitätsstandards, auch geschmacklich“, sagt die Geschäfts-führerin der Molkerei, „wir übernehmen die Aufgabe, durch schonende Verarbeitung aus diesem Rohstoff ein Premiumprodukt zu machen!“ Schon beim Bau der Produktionsanlage sei zum Beispiel auf kurze Verarbeitungs- und Transportwege geachtet worden: „Wir wollen unsere Milch so behutsam wie möglich behandeln und diese Sorgfalt macht den Geschmack mit aus.“ Barbara Scheitz ist sich da mit allen Mitarbeitern und Zulieferern einig: „Unsere Firmenphilosophie, unser Credo lautet seit der Gründung der Bio-Molkerei durch meinen Vater: "Natürliche Produkte natürlich belassen!"

Milch als „Bio-Einstieg“

Gerade bei Milch und Milchprodukten greifen viele Verbraucher, die ansonsten nicht viel mit Bio zu tun haben, zu Öko-Produkten. „Die Qualität macht aus solchen 'Ab-und-zu-Käufern' oft überzeugte Kunden von Naturkostgeschäften“, so Barbara Scheitz. Nicht selten sind es auch Anstöße von außen, die den Verbraucher zum konsequenten Bio-Käufer machen.

Das geänderte Kaufverhalten nach verschiedenen Lebensmittel-Skandalen ist nachgewiesen. Der Vorteil der Bio-Branche liegt dabei in hohen Sicherheitsstandards. Barbara Scheitz: „Selbst angebliche Problemfälle, die immer wieder durch die Presse geisterten, haben hinterher gezeigt, dass alle Vorsorge und alle Kontrollen im Bio-Bereich gegriffen haben!“ Und deswe-gen hat die Andechser Molkerei Scheitz nicht nur frühzeitig die DIN ISO-Qualitätsstandards eingeführt, sondern als erste Molkerei Deutschlands das EU-Öko-Audit bestanden und seither immer wieder erneuert.

Begonnen hat alles im Jahr 1976, als der Molkereimeister Georg Scheitz, der Vater von Barbara Scheitz, mit etwa 700 Kilogramm täglich angelieferter Bio-Milch den Öko-Betrieb eröffnet hat. Scheitz senior verzichtete damals auf „Milch in Kartonverpackungen“, er bevorzugte die braune Glasflasche, damit die Milch vor Sonnenlicht geschützt war. Was meist bedeutete, dass der „Öko-Pionier“ mit zwei Mitarbeitern jahrelang ab morgens vier Uhr die Pfandflaschen in Handarbeit ausspülte.

Ziegenmilch für Feinschmecker

Der Umsatz wuchs, immer mehr Bauern entschieden sich für eine Hof-Umstellung, belieferten die Andechser Molkerei mit ihrer Bio-Milch. 1988 wurde dann am Ortsrand von Andechs in der Molkerei-Straße die neue Produktionsstätte gebaut. Mittlerweile arbei-ten 160 Mitarbeiter für die Andechser Molkerei. Etwa 500 Bio-Bauernhöfe liefern dort die Milch ihrer Kühe ab - was im aktuellen Jahr rund 65 Millionen Kilogramm be-deutet. Oder auch 180.000 Kilo-gramm Bio-Milch täglich - von Bioland-, Naturland- oder Demeter-Biobauernhöfen, hauptsächlich aus Bayern.

Nicht nur Kühe produzieren Milch für die Andechser Molkerei: 1994 begann sie mit ihrem neuen „Ziegenmilch-Projekt“ und der Produktion von Bio-Ziegenmilch, nachdem viele Kuhmilch-Allergiker deren Verträglichkeit festgestellt und vereinzelt Feinschmecker nachgefragt hatten.

Georg Scheitz junior, der Bruder der Geschäftsführerin, sammelte erste Erfahrungen am eigenen Hof. Heute hält er 250 Bio-Ziegen - und insgesamt verarbeitet die Molkerei jetzt Ziegenmilch von 65 Höfen. „Eine Marktlücke“, sagt Barbara Scheitz. „Wer eine Kuhmilch-Unverträglichkeit bei sich festgestellt hat, sucht natürlich nach einer Alternative!“ Dass aber vielmehr Feinschmecker den inzwischen international preisgekrönten Andechser Ziegen-Camembert lieben, führt manchmal sogar zu Lieferschwierigkeiten.

37 Käse brauchen Kraft

Nur wenige Kunden ahnen, wie viel Arbeit in vielen Milchprodukten steckt. In Käse zum Beispiel. In der Produktion der Andechser Molkerei arbeiten rund 60 Prozent Männer. Aus gutem Grund: Die Mengen, die hier bewegt werden, erfordern viel Kraft. Der Mitarbeiter, der zum Beispiel tagsüber tausende von drei Kilo schweren Käserädern mit Rotkulturen gebürstet hat, weiß abends, was er getan hat. Das ist alle zwei Tage zu wiederholen, bis dann - bei manchen Käsen erst nach 60 Reifetagen, beispiels-weise beim Bio-Hirtenkäse - das Produkt ausgereift ist.

Insgesamt 37 Bio-Käsesorten stellt die Andechser Molkerei her. Dazu kommen die vielen verschiedenen Jogurts, Trinkmilch, Butter, Sahne, Sauerrahm, Buttermilch und natürlich Quark. Seit vergangenem Jahr werden auch zwei Molke- und drei Jogurt-Getränke in der Halbliter-PET-Flasche angeboten. Mit großem Erfolg, denn inzwischen ist die Molkerei Scheitz bei den „Bio-Molkedrinks“ und „Bio-Trinkjogurts“ nach eigenen Angaben Marktführer. Das liege daran, sagt Barbara Scheitz, dass die neuen Produkte ideal seien für die Pause zwischendurch in Schule und Büro: „Die PET-Flaschen sind unzerbrechlich und wieder verschließbar.

Bio-Milch supervital

Bio-Milch und -Jo-gurt können mehr gesundheitsschädigende, freie Radikale neutralisieren als konventionell erzeugte Milch. Das fand die Elektro-chemische Qualitätsconsulting GmbH in Weidenbach heraus.

Milch ohne Gen-Technik

Die Molkerei Andechser verarbeitet für den regionalen Markt auch konventionelle Milch. Auch bei dieser darf keine Gentechnik ins Spiel kommen, dazu haben sich die Landwirte freiwillig verpflichtet. Die Molkerei übernimmt im Gegenzug die Kosten für die not-wendigen Rohstoff-Kontrollen und die Verbraucher-Aufklärung. Dadurch werden die Produkte etwas teurer. Beifall gab es für diese Initiative vor allem von Green-peace und Verbrauchergruppierungen.

Infos: www.andechser-molkerei.de

Käse-Kunst seit fast 300 Jahren

1976

Gründung der Bio-Molkerei durch Molkereimeister und Bauer Georg Scheitz senior. Die Milchverarbeitung zu Käse hat Familientradition seit 1720

1980

Beginn der Bio-Milchverarbeitung und -vermarktung

1981

Andechser führt als erste Molkerei wieder die braune Mehrwegflasche für Milch in Deutschland ein

1986

Nach dem Reaktor-Unfall in Tschernobyl führt Georg Scheitz Milchkontrollen auf radioaktive Substanzen ein, sichert durch Einsatz unverstrahlter Futtermittel einwandfreie Rohstoffe

1988

Bau der neuen Molkerei

1994

Erste Produktion von Ziegenmilch und -käse

1995

Erste Qualitätssicherung des Betriebes nach DIN EN ISO 9001

1997

Erste Molkerei in Deutschland, die nach der EU-Öko-Audit-Verordnung zertifiziert wird, bisher zwei weitere Prüfungen

2004

Neue Produktlinie mit Molke- und Jogurt-Drinks in der PET-Flasche

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