Tee-Träume aus dem Süden
ROOIBOS (auch Rotbusch genannt) ist das südafrikanische Nationalgetränk. Die einheimischen Buschleute genießen ihn schon seit Jahrhunderten als Heiltrank und Durstlöscher. In Aussehen und Geschmack ähnelt Rooibos einem rötlich-milden Schwarztee mit süßlicher Note. Er enthält jedoch kein Koffein und hat nur wenig Gerbsäure.
Die jungen Triebe des zart benadelten Busches werden abgesichelt, in wenige Millimeter lange Stücke gehackt, mit Wasser befeuchtet und leicht angequetscht. Nach acht Stunden Fermentierung in der Sonne haben sie ihre warme rötlichbraune Farbe und ihr weiches Aroma angenommen und können trocknen. Es gibt auch grünen, unfermentierten Rotbuschtee. Der schmeckt etwas frischer und herber.
Honeybush
Auch Honeybush wächst ausschließlich in der Kapregion Südafrikas. Honeybush ist ein Sensibelchen. Ausgerechnet die wohlschmeckendste Sorte des Strauchs widersetzt sich bislang hartnäckig allen Kultivierungsversuchen. Deswegen stammt ein Großteil des Bio-Honeybushs noch aus zertifizierter Wildsammlung.
Seine zartgelben Blüten riechen süßlich und auch der Tee schmeckt honigartig. Die Fermentierung der zarten Zweige und nadelartigen Blätter gelingt am besten mit Wärmezufuhr. Drei Tage bleibt der Tee in speziellen Wärmetrommeln und verfärbt sich dabei bräunlich.
Matetee
Dieses erfrischende Genussmittel ist den Argentiniern so wichtig wie den Deutschen ihr Kaffee. Wenn sich Freunde oder Verwandte treffen, macht das Kürbis-Trinkgefäß die Runde und alle saugen aus ein und demselben Trinkhalm, dessen Sieb unten die Teeblättchen abhält. Sobald die Kalebasse leer ist, wird neu aufgegossen und das mehrmals hintereinander. Spanische Eroberer berichteten vom „Trank der Götter“, den die Inkas gegen Erschöpfung und Hitze zu sich nahmen. Andere Quellen berichten von Mate als einem kultischen Getränk. In Mate steckt Koffein. Ein Teil davon ist, wie beim Schwarztee, an Gerbstoffe gebunden und wird deshalb langsamer freigesetzt. Daher entfaltet sich die anregende Wirkung sanfter als beim Kaffee. Normalerweise wächst Mate auf riesigen Plantagen. Der Importeur Sinfo zum Beispiel beliefert viele Naturkostfirmen mit Matetee von einer kleinen bäuerlichen Gemeinschaft in Brasilien. Der Anbau dort ist denkbar unkompliziert: Die Stechpalmen vermehren sich fast von selbst, störende Beikräuter verschwinden in den Mägen der Kühe und diese geben anschließend auch noch den nötigen Pflanzendünger ab.
Die geernteten Zweige werden mehrmals über kurze Zeit großer Hitze ausgesetzt – traditionell über Feuer, inzwischen in Trommeln. Das verhindert eine Fermentation. Die Blätter und Triebspitzen bleiben grün und entwickeln ein rauchig-herbes Aroma.
Lapacho
Als „Tee vom Baum des Lebens“ verehrten die Urvölker Südamerikas den Lapacho. Sie lösten ein Rindenstückchen, so groß wie die Hand des Erkrankten, vom Baum und bereiteten aus dem Inneren der Rinde einen Sud. Lapacho enthält antibiotische Substanzen und viele Mineralien. Heute ist der Bedarf an diesem Aufgussgetränk mit vanillig-feinem Aroma derart gestiegen, dass die nachhaltige und baumschonende Ernte bei vielen in Vergessenheit geraten ist. Bio-Importeure haben es nicht leicht. Denn mit Kultivieren und ökologischem Anbau kommt man nicht weit. Es heißt, man könne erst vom 70-jährigen Baum ernten. Der einzig gangbare Weg ist geregelte Wildsammlung. Ein offiziell anerkanntes Zertifikat existiert aber nicht, solange unklar ist, wie viel Rindenernte ein Lapachobaum verkraftet. Auf Wunsch deutscher Abnehmer laufen Bemühungen um ein offiziell anerkanntes Zertifikat.
Stichwort fairer Handel: Eine Extra-Zertifizierung des anständigen Umgangs mit den Kleinbauern aus Asien, Afrika, Lateinamerika hat sich für die hier beschriebenen Tees nicht durchgesetzt. Dennoch bemühen sich die Öko-Firmen um langfristige Kontakte und gerechte, möglichst stabil bleibende Entlohnung. Wo möglich, kaufen sie ihre Ware direkt von den Produzenten.
Pu-erh-Tee
Der Verwandte des Schwarztees ist kein fettkillendes Wundermittel, sondern eher eine edle, für manchen europäischen Gaumen gewöhnungsbedürftige Spezialität. In einigen konventionellen Importen aus China wurde reichlich Pflanzenschutzmittel gefunden. Pu-erh gibt es jetzt auch in Bio-Qualität – selbstverständlich kontrolliert.
Aromen – Geschmackssache?
Künstliche Aromen: Dank Aromatisierung gibt es Tees in vielen Geschmacksvarianten. Künstliche Aromen sind jedoch laut EU-Bio-Verordnung tabu.
Vorsicht also bei konventionellen Tees: Es gibt künstliche, gentechnisch erzeugte Aromen, für die keine eindeutige Kennzeichnungspflicht gilt.
Natürliche Aromen lässt die EU-Bio-Verordnung allerdings zu. Brisantes Beispiel:
- Erdbeergeschmack aus Sägespänen. Die meisten deutschen Anbauverbände akzeptieren generell keine natürlichen Aromen, sondern nur solche aus Extrakten der namengebenden Frucht.
- Hochwertige Bio-Aromen: Viele Hersteller unterliegen den strengeren Vorgaben ihres Öko-Verbands und verwenden ausschließlich Kräuter, Gewürze, Fruchtstücke oder ätherische Öle aus kontrolliert biologischem Anbau. Sparsam kommen auch fruchteigene und andere hochwertige Bio-Aromen zum Einsatz.
Tee richtig zubereiten
Für eine Tasse Rooibos-Tee reicht ein Teelöffel Tee. Er sollte drei bis fünf Minuten ziehen. Auch hier gilt: Je länger, desto beruhigender, obwohl Rooibos kein Koffein enthält. Für den zweiten Aufguss reichen ein bis zwei Minuten Ziehzeit.
Honeybush-Tee entwickelt sein volles Aroma erst nach acht Minuten. Drei Teelöffel kommen auf einen Liter kochendes Wasser. Kenner empfehlen, den delikaten, honigsüßen Geschmack pur zu genießen.
Lapacho-Tee sollte lauwarm oder kalt getrunken werden. Es heißt, er wirke dann besser. Ein bis zwei Esslöffel Lapacho-Rinde auf ein Liter Wasser fünf Minuten kochen, 20 Minuten ziehen lassen, dann absieben. Sonst wird er bitter.
Mate-Kenner genießen erst den zweiten oder dritten Aufguss. Ein bis zwei Teelöffel pro Tasse werden mit nicht mehr kochendem Wasser aufgebrüht und sollten fünf bis zehn Minuten ziehen.
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