Egal, ob unbedachte Kopfbewegung oder absichtliche Rangelei: Hörner können gefährlich sein – für andere Kühe ebenso wie für den Bauern. Das gilt besonders in einem Laufstall, wo sich die Tiere frei bewegen können. Um das Risiko von Verletzungen zu minimieren, werden den wenige Wochen alten Kälbern die Hornanlagen ausgebrannt.
Bei Bio-Rindern ist das zwar nur in Ausnahmefällen erlaubt – doch diese sind aus Sicherheitsgründen die Regel. 70 bis 80 Prozent der Bio-Kälber werden enthornt, inzwischen mit Schmerzmittel und örtlicher Betäubung. Das Tierschutzgesetz dagegen erlaubt das Enthornen in den ersten sechs Wochen auch ohne Betäubung.
Die Kontrollbehörden wollen bei Ausnahmen künftig genauer hinsehen. Doch sie wissen, dass in vielen Ställen Kühe mit Hörnern sich mangels Platz oft gegenseitig verletzen. Als Alternative setzen einige Bio-Bauern auf genetisch hornlose Tiere. Manche nordeuropäische Rassen wie die Galloways haben von Natur aus keine Hörner. Diese Eigenschaft lässt sich in gängige Milchkuh-Linien einkreuzen.
Stolz auf die Hörner
Andere Bauern sind stolz auf die Hörner ihrer Rinder. Für sie gehören die Hörner zum Wesen des Tieres. Der Anbauverband Demeter hat deshalb das Enthornen verboten, ebenso das Einkreuzen genetisch hornloser Tiere. Die Anthroposophen betrachten die Hörner als wichtige Sinnesorgane, die die Verdauung und den Stoffwechsel der Tiere beeinflussen. Mit sogenannten bildschaffenden Methoden können sie Unterschiede zwischen der Milch hornloser und horntragender Kühe darstellen. Bei Demeter ist man davon überzeugt, dass Milchqualität und Bekömmlichkeit unter anderem von den Hörnern der Kühe abhängen.
Demeter- und andere Bio-Bauern zeigen, wie sich im Alltag behornte Rinder halten lassen: Mit viel Umsicht, einem besonders großen Platzangebot und einer intensiven Beziehung zwischen Mensch und Tier.
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