Umwelt

Bio-Bananen: Anbau und Ernte

Bananen sind die beliebtesten Tropenfrüchte. Rund elf Millionen Tonnen werden weltweit produziert, meist mit starkem Pestizideinsatz und unter menschenunwürdigen Bedingungen. Bio-Bananen finden daher immer mehr Liebhaber.

Bananen sind die beliebtesten Tropenfrüchte. Rund elf Millionen Tonnen werden weltweit produziert, meist mit starkem Pestizideinsatz und unter menschenunwürdigen Bedingungen für bekannte Marken wie Chiquita und Dole. Bio-Bananen finden daher immer mehr Liebhaber, der Markt wächst zweistellig. Doch beim Anbau von Bio-Bananen müssen die äußeren Bedingungen berücksichtigt werden.

Bio-Bananen werden oft in Mischkultur angebaut

Im tropischen Klima gedeihen zahlreiche Schädlinge und Pflanzenkrankheiten, die die Ernte gefährden können. Die wichtigsten sind die schwarze Sigatoka, ein wärmeliebender Pilz und kleine saugende Insekten, die Thripse. Dazu kommen noch Nematoden, Fadenwürmer, die die Wurzeln der Bananenstauden schädigen.

Chiquita & Co setzen gegen diese Schädlinge Pestizide ein, die oft mit dem Flugzeug über den Plantagen versprüht werden. Bio-Bauern müssen sich anders behelfen. Das beste Mittel ist die Art des Anbaus selbst, sagt Andreas Kratz von der Kontrollstelle Ecocert. In einer Mischkultur mit hohen Bäumen und anderen Früchten zwischen den Bananenstauden spiele die schwarze Sigatoka oft keine wirtschaftlich bedeutende Rolle. „Sie braucht intensive Sonneneinstrahlung und eine hohe Pflanzendichte, um sich auszubreiten.“

Allerdings bedeutet eine solche Mischkultur, von Experten als Agroforstsystem bezeichnet, zusammen mit dem Verzicht auf synthetische Spritzmittel für den Bauern eine geringere Bananenernte. „Nematoden sind dann ein Problem, wenn kaum organische Masse im Boden vorhanden ist und das Wurzelsystem kaum ausgeprägt ist“, sagt Andreas Kratz. Eine gute Humuswirtschaft mit Mulchen und Bodenbearbeitung sei das beste Mittel und halte die Ernteausfälle in engen Grenzen. Thripse könnten bei Befall mit um die Fruchtstände gewickelten Plastiktüten abgewehrt werden. Ein Befall beeinträchtigt nicht die Qualität, führt aber zu braunen Punkten auf der Schale, die von den Kunden abgelehnt werden.

Interne Kontrolle — weltweit in Kombination mit externer Inspektion

Nicht alle Bio-Bananen werden von Kleinbauern in Mischkultur angebaut. Es gibt auch kleine Betriebe, die überwiegend oder ausschließlich Bananen anbauen und deren Existenz vom Gedeihen dieser Bananen abhängt. „Vertrauen ist gut — Kontrolle ist besser“, lautete deshalb — hier wie überall im Ökologischen Landbau — die Parole. Der Vorwurf der Zeitschrift Max, im Falle von Hipp habe die Kontrolle nicht funktioniert und es seien größere Mengen konventioneller Bananen zu Bio-Babynahrung verarbeitet worden, trifft deshalb die gesamte Bio-Branche. Denn das in diesem Fall praktizierte Kontrollsystem wird von allen international tätigen Zertifizierern angewandt, wenn es darum geht, große Mengen an Kleinbauern zu überprüfen.

Das Stichwort lautet „Internes Kontrollsystem“. In der Praxis sieht das so aus: Kleinbauern, die biologisch anbauen wollen, schließen sich zu einer Gruppe, etwa einer Genossenschaft, zusammen. Diese übernimmt nach externen Vorgaben die interne Kontrolle, besucht alle Bauern mindestens einmal im Jahr, berät sie und überprüft die Einhaltung der Anbauregeln. Zusätzlich gibt es natürlich auch eine soziale Kontrolle der Bauern untereinander — wenn herauskommt, dass unzulässig gespritzt oder gedüngt wird, besteht die Gefahr, dass die ganze Genossenschaft ihre Bio-Zertifizierung verliert.

Aber natürlich verlässt man sich nicht allein auf das interne Kontrollsystem. Der externe Zertifizierer kontrolliert mindestens einmal im Jahr die Gruppe, insbesondere die Dokumentation und das Funktionieren der internen Kontrolle. Zusätzlich überprüft er eine Stichprobe von mindestens 10 Prozent der Bauern direkt (wenn der externe Kontrolleur den Eindruck hat, dass das interne System gut funktioniert). Es können aber auch 20 oder 50 Prozent sein, wenn der Kontrolleur Zweifel hat. Der Vorteil dieser Konstruktion sind geringere Kosten bei der eigentlichen Zertifizierung. Ein aus Europa anreisender Inspekteur kostet mehrere Hundert Mark am Tag. Die Zertifizierungskosten können einige Prozent des Warenwertes ausmachen.

Bio-Bananen: Fakten im Überblick

  • Es gibt Bio-Bananen sowohl aus Costa Rica wie auch aus anderen Ländern.
  • Prinzipiell funktionieren „interne Kontrollsysteme" sowohl in Europa als auch in Übersee zufriedenstellend.
  • Dabei gibt es durchaus Verbesserungsnotwendigkeiten und -Möglichkeiten für solche Systeme.

Getragen werden diese Kosten von der Kleinbauerngruppe oder dem Abnehmer der Ware. Letztendlich zahlt sie aber der Verbraucher über den höheren Preis. Würde man auf das interne Kontrollsystem verzichten, lägen die Kosten sogar noch höher. In diesem Fall könnten die deutschen Importeure praktisch nicht mehr mit Kleinbauern zusammenarbeiten, sondern müssten nicht nur bei Bananen, sondern auch bei Kaffee und anderen tropischen Produkten auf große Plantagen setzen, bei denen die Kontrollkosten — bezogen auf die einzelne Banane — geringer sind, da sich große Flächen in einer Hand befinden.

Die Qualität der Kontrolle leide nicht unter dem internen Kontrollsystem, sagen übereinstimmend alle Zertifizierer. Dennoch ist klar, dass es in keinem Kontrollsystem der Welt eine hundertprozentige Garantie gegen Betrügereien geben kann — und deshalb auch hier nicht. Wie gut das System funktioniert, hängt von mehreren Faktoren ab. Besonders wichtig ist vor allem die Aufklärungsarbeit, die zu Beginn in das Projekt investiert wird, um den ökologischen Landbau in den Köpfen und Herzen der Bauern zu verankern. Dies ist die Aufgabe der Projektpartner in Europa. Deshalb ist es durchaus sinnvoll zu fragen, ob die Produkte eines Anbieters aus Projekten mit langjährigen Beziehungen stammen oder auf dem Weltmarkt für Bio-Waren zusammengekauft wurden.

Viel hängt außerdem davon ab, wie gut die im internen Kontrollsystem tätigen Inspektoren für ihre Aufgabe geschult wurden. Und am Ende der Kette steht die ordentliche Arbeit des externen Zertifizierers. Er ist es, der gegenüber dem Verbraucher als Öko-Kontrollstelle die Verantwortung übernimmt.

Erdöl bald nicht mehr zugelassen?

Für die Bewertung von Bio-Bananen gibt es ein Problem: Mineralöl als Spitzmittel. Die EU Bio-Verordnung lässt den Einsatz noch bis März 2002 gegen die Pilzkrankheit schwarze Sigatoka zu. Eingesetzt wird es zum Beispiel auf Bio-Bananen-Plantagen in Kolumbien. Mehrmals im Jahr werde das Öl vom Flugzeug aus über die Felder gespritzt, sagt Andreas Kratz von der Kontrollstelle Ecocert. Das Öl verdunste auf den Blättern oder werde von der Pflanze aufgenommen. Im Boden ließen sich keine Mineralölrückstände nachweisen, weil das Öl als natürlicher Stoff mikrobiell abgebaut werde. Diese Spritzung sei nur Teil eines Schädlingsmanagements, das auch mit präventiven Maßnahmen und dem Ausbringen pflanzlicher und tierischer Präparate arbeite. Es werde nur bei starkem Befall und sehr zielgenau eingesetzt. "Trotzdem ist das eine kritische Sache", sagt Kratz. Schließlich könne man nicht ausschließen, dass direkt neben einem Feld ein Bach verlauf. Horizontes Organicos schreibt, dass bei ihren Lieferanten in der Dominikanischen Republik in Zeiten von hohem Sporenbefall in einigen Betrieben vorbeugend mit Öl gespritzt wird. Dabei kämen seit kurzem Palm- und Sojaöl statt Mineralöl zum Einsatz.

Ob es beim Auslaufen der Erlaubnis für dieses nicht besonders ökologische Spritzmittel bleibt oder ob es zu einer Verlängerung des Einsatzes kommt, ist noch offen.

Bio-Bananen: Probleme bei Hipp und BCS

Dass es Probleme geben kann, zeigt das Beispiel Hipp. Der Geschäftsführer der Hipp-Tochter Trobanex wurde im Frühjahr 2000 gefeuert, weil er über eine Million Mark in die eigene Tasche gewirtschaftet hatte. Ob angesichts solcher krimineller Energie das interne Kontrollsystem, dass eben dieser Geschäftsführer aufgebaut hat, ordentlich funktionierte, ist fraglich. Schließlich hat der Geschäftsführer an jeder Banane mitverdient, die er an Hipp lieferte. Peter Grosch, der Leiter der für das Hipp-Projekt zuständigen Kontrollstelle BCS Öko-Garantie, sagt, er habe das interne Kontrollsystem regelmäßig überprüft, ebenso jeden neu hinzu gekommenen Lieferanten. Dass etwa 40 bis 50 Bauern wegen des Einsatzes von Chemikalien ausgeschlossen wurden, ist für Grosch ein Beleg für das Funktionieren des Kontrollsystems.

Etwas kritischer sieht dies die Europäische Union. Sie hatte im November 2000 Auditoren nach Costa Rica geschickt, um das dortige Öko-Kontrollsystem zu inspizieren. In dem Bericht ist in Bezug auf das dortige BCS-Büro von einer „ärmlichen Dokumentation" des Inspektionssystems die Rede sowie von unvollständigen und mangelhaft geführten Unterlagen. Peter Grosch räumt ein, dass das Büro in Costa Rica schlecht organisiert gewesen war. Der größte Teil der als fehlend monierten Unterlagen sei vorhanden, aber auf die Schnelle nicht auffindbar gewesen. Dass „nicht alles immer so war, wie es sein sollte", begründet Peter Grosch mit dem schnellen Wachstum von BCS.

Insgesamt weist er aber die Vorwürfe in einer Stellungnahme an die EU zurück und sieht eine wichtige Ursache der negativen Beurteilung darin, dass die EU-Auditoren nicht berücksichtigt hätten, dass das Büro nur für Inspektionen zuständig sei, während die Verwaltungsarbeit und die Zertifizierung in Nürnberg geleistet würden. Dort sei die Dokumentation deshalb vollständig vorhanden. Inzwischen sei auch das Büro neu geordnet und es werde im Oktober von einem neutralen Institut überprüft.

Hipp wehrt sich

Auf 16 Seiten hat die Illustrierte Max den Bio-Unternehmer Claus Hipp scharf angegriffen. Der Kern der tendenziös dargestellten Vorwürfe: Die Hipp-eigene Importfirma Trobanex arbeite nicht korrekt, die illegale Verwendung von Pestiziden und Dünger sei bei den zuliefernden Bauern an der Tagesordnung. Belegt werden die Vorwürfe durch Fotos spritzender Bauern und durch Aussagen früherer Mitarbeiter von Trobanex. Die Firma Hipp und die Kontrollstelle BCS Öko-Garantie GmbH werfen der Zeitschrift massive Verdrehungen und Lügen vor. Sie können nach eigenen Angaben beweisen, dass die Bilder spritzender Bauern gestellt seien, und wollen rechtlich gegen Max vorgehen.

Sowohl die Entlassung des Trobanex-Geschäftsführers als auch die genannten Verbesserungen in Inspektion und Kontrolle seien lange vor dem Max-Artikel geschehen. Im Artikel würde sich dies aber nicht niederschlagen. Dass auch die EU-Beobachter trotz vorhandener Kritik das Costa-Ricanische-Kontrollsystem für grundsätzlich vertrauenswürdig halten, lässt sich auch der abschließenden Empfehlung des Berichtes entnehmen: Der Kommission wird empfohlen, Costa Rica auf die Liste der für die Bio-Produktion anerkannten Drittland-Staaten zu setzen, wenn Costa Rica glaubhaft macht, dass es die Verbesserungs-Vorschläge der Beobachter umsetzt.

Der Fall Hipp dürfte die Diskussion um Qualitätsmaßstäbe bei der Kontrolle von Kleinbauern verstärken. Die wichtigsten Grundlagen für ein internes Kontrollsystem sind sowohl in einer Leitlinie der zuständigen deutschen Landesbehörden als auch, weniger detailliert, in den Standards der IFOAM, des Weltdachverband für Öko-Landbau, festgelegt. Nicht abschließend geregelt sind jedoch für die Qualität der Kontrolle wichtige Details. Zum Beispiel: Wie viele Bauern darf eine Kleinbauern-Gruppe umfassen? Wie unterschiedlich groß dürfen die Betriebe sein? Wie gut muss die Ausbildung der internen Inspektoren sein? Nach welchen Regeln werden die Stichproben ausgewählt? Um diese und ähnliche Fragen verbindlich zu regeln, wird im Rahmen der IFOAM an Richtlinien gearbeitet. Einheitliche Kriterien sind wichtig, um zu verhindern, dass sich Zertifizierungsunternehmen im weltweiten Wettbewerb gegenseitig unterbieten und darunter die Kontrollstandards leiden. Immer mehr Zertifizierer lassen sich zudem selbst überprüfen, nach den Regeln der Europäischen Norm EN 45011 oder von der IFOAM. Diese Kontrolle der Kontrolleure erhöht die Sicherheit, aber auch die Kosten.

Wichtigster Lieferant für deutsche Naturkostgeschäfte ist mit rund 40.000 Tonnen im Jahr 2000 die Dominikanische Republik in der Karibik. Dort wirtschaften inzwischen etwa 70 Prozent der Bananen-Bauern biologisch, die Mehrzahl von ihnen sind Kleinbauern und genossenschaftlich organisiert. Große konventionelle Bananenplantagen gibt es dort nicht. Wichtigste Exporteure für deutsche Bioläden sind die Firmen Savid und Horizontes Organicos. Von drei größeren Plantagen der Familie Davila in Kolumbien kommen ebenfalls relevante Mengen Bio-Bananen in deutsche Bio-Läden. Aus Ecuador und Costa Rica liefern zudem Kleinbauern-Kooperativen Bio-Bananen, die in Mischkultur angebaut werden. Im Falle von Ecuador stammen die Bananen der Kooperative UROCAL aus fairem Handel. Auch andere südamerikanische Länder, die Kanarischen Inseln und die Philippinen gehören zu den Anbauländern.

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