Umwelt

Marie Nasemann: „Wenn’s keiner macht, mache ich es eben“

Auf ihrem Blog „Fairknallt“ zeigt Marie Nasemann, dass nachhaltige Mode nicht nur ökologisch und fair ist, sondern auch richtig Spaß machen kann.

„Und, ist sie so sympathisch wie im Fernsehen?“, fragt mich meine Schwester nach dem Interview. „Sie ist nicht nur sympathisch, sondern richtig nett, offen und bescheiden“, antworte ich. „Zum Cappuccino durfte ich sie einladen, ihre Quiche wollte sie aber unbedingt selbst bezahlen.“

Was war deine Motivation, auf faire Mode umzusteigen?

Als 2013 die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch eingestürzt war und über 1000 Menschen getötet wurden, gab es eine TV-Sendung zu dem Thema – als ich die gesehen habe, war ich geschockt und mir wurde klar, dass ich eigentlich keine Ahnung habe, woher die Sachen in meinem Kleiderschrank kommen. Während der Fernsehsendung wurde auf eine Website hingewiesen, auf der faire deutsche Modelabels aufgelistet waren. Weil so viele Leute gleichzeitig darauf zugegriffen hatten, war diese aber überlastet und abgestürzt.

Und was hast du dann gemacht?

Ich habe angefangen, nach fairen Labels zu suchen. Zwar habe ich viele tolle Brands entdeckt, aber keinen Blog, der mir so richtig entsprochen hat. Viele waren sehr „radikal Öko“ oder zu sehr „Minimalismus, vegan und Yoga“. Ich wollte aber einen ganz normalen Fashion-Blog, für Frauen, die Spaß an Mode haben und sich gerne wild anziehen – nur eben in Fair Fashion. Dann habe ich mir gesagt: „Wenn keiner das macht, mache ich es eben.“ (lacht)

Zur Person Marie Nasemann

Marie Nasemann wuchs mit zwei Brüdern in einem Münchner Vorort auf. Nach dem Abitur bewarb sie sich bei „Germany’s Next Topmodel“, landete auf dem dritten Platz und arbeitet seitdem erfolgreich in der Branche. Seit 2016 ist sie ausgebildete Schauspielerin. Ab Herbst 2018 wird sie eine Stelle am Jungen Staatstheater in Karlsruhe antreten und im ZDF-Dreiteiler „Bella Germania“ zu sehen sein. Die Schauspielerei ist zwar ihre Leidenschaft, aber ihr drittes berufliches Standbein ist ihr Herzensprojekt: Auf ihrem Blog „Fairknallt“ schreibt Marie Nasemann seit 2016 über faire und nachhaltige Mode.

Hast du Fast Fashion komplett aus deinem Kleiderschrank verbannt?

Ich habe noch alte Fast-Fashion-Teile in meinem Schrank, weil ich es nicht nachhaltig finde, alles wegzuschmeißen und dann neue, faire Kleidung zu kaufen. Deswegen habe ich noch einige Stücke, die ich schon sieben oder acht Jahre mit mir rumschleppe, die ich vielleicht mal zwei Jahre nicht anziehe, dann aber wieder Gefallen daran finde.

Was machst du mit Kleidungsstücken, die du nicht mehr trägst?

Unterschiedlich – ich organisiere gerne Kleidertausch-Partys mit Freundinnen. Dadurch hat jede immer mal was Neues im Schrank, ohne Geld auszugeben. Sonst gehe ich auch mal auf den Flohmarkt. Das ist zwar nicht mein absolutes Lieblingsding, aber manchmal – gerade wenn man umzieht – kommt man um Flohmarkt einfach nicht herum. Ansonsten spende ich Teile oder gebe sie in die Kleiderei, die Freundinnen von mir gegründet haben – dort kann man online Klamotten leihen. Manchmal gebe ich auch Kleidung in Container, aber nur in gute – da unterscheidet man ja – damit es auch bei Leuten ankommt, die es wirklich brauchen.

Reparierst oder änderst du Kleidung und Schuhe auch?

Ja, wenn ich Zeit dafür habe. Ich kaufe manchmal Vintage-Sachen, die mir sehr gut gefallen und die schneide ich dann einfach ab – also nicht so aufwendig (lacht). Neulich habe ich einen ganz tollen Bikini gekauft – wahrscheinlich aus den 40er- oder 50er-Jahren, aus Samtstoff mit buntem Muster – aber da sind so altmodische spitze Cups drin. Den bringe ich jetzt zur Schneiderei, um ihn ändern zu lassen. Und ich werde bald ein Paar abgelaufene Lieblingsstiefel aus Leder zum Schuster bringen, anstatt mir neue zu kaufen.

Reist du mit Flugzeug oder Bahn?

Nach Italien würde ich von Berlin aus fliegen und von München aus Bahn fahren. Alles, was länger als sechs Stunden Bahnfahrt ist, fliege ich. Sonst versuche ich, immer die Bahn zu nehmen. Wenn ich privat fliege, mache ich das über atmosfair.de. Die sorgen für einen CO2-Ausgleich, indem sie Umweltprojekte in der ganzen Welt unterstützen.

Worauf achtest du bei deiner Ernährung?

Ich esse seit fast acht Jahren kein Fleisch. Ich wollte damals einfach mal für zwei Wochen keines essen und habe dann gemerkt, dass mir das gar nicht fehlt. Hin und wieder denke ich mal „Spaghetti Bolo von Mutti wären toll“, aber es geht auch ohne und es gibt so viele Alternativen. Ich tue das vor allem aus CO2-Gründen, weil ich durch meinen Job relativ viel fliege und denke, dass es sich dann ein bisschen wieder ausgleicht. Ich achte inzwischen sehr auf die CO2-Bilanz der Lebensmittel, die ich esse. Von den Superfoods vom anderen Ende der Welt nehme ich deshalb gerade wieder Abstand. Und ich achte auch darauf, regional und saisonal einzukaufen.

Sündigst du auch mal?

Ich habe in der Vergangenheit ziemlich viele Diäten und Methoden ausprobiert: abends keine Kohlenhydrate, Trennkost usw. Inzwischen glaube ich, dass das alles Quatsch ist. Vor ein paar Jahren habe ich aufgehört, mir irgendetwas vorzuschreiben und seitdem ist es super: Ich kann essen, was ich will. Wenn ich Bock auf Pommes habe, esse ich Pommes, wenn ich Bock auf Kuchen habe, esse ich Kuchen. Man lernt wirklich, auf den eigenen Körper zu hören. Zumindest meiner sagt relativ oft: „Ich habe richtig Lust auf einen frischen, knackigen Salat mit Ziegenkäse.“

Welches Gericht kannst du richtig gut kochen?

Vegetarische Lasagne! Kurz vor Weihnachten habe ich eine Italo-Christmas-Party bei mir gemacht und für meine Gäste drei vegetarische Lasagnen gemacht – die wurden sehr gelobt. (lacht)

Was gibt’s, wenn es schnell gehen muss?

Käsebrot! (lacht) Ich liebe so richtig gutes deutsches Vollkornbrot und guten Käse. So gerne ich auch aus CO2-Gründen vegan wäre – ich war es mal sechs Wochen – ich liebe Käse über alles und kann da nicht drauf verzichten. Oder einen Salat mit französischem Dressing, mit Senf und Honig, finde ich auch immer super.

Was ist dein Schönheitsgeheimnis?

(überlegt) Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. (lacht) Also ich glaube, halbwegs gesunde Ernährung, denn wenn man mal länger Fertignahrung gegessen hat, sieht man das sofort an der Haut. Die strahlt schöner, wenn man sich gesund ernährt. Ansonsten benutze ich seit eineinhalb Jahren so gut wie nur Naturkosmetik und die pflegt meine Haut richtig gut. Und es heißt zwar immer, man solle aus der Sonne gehen, weil man dann altert – ich habe aber das Gefühl, die Sonne tut mir und meiner Haut einfach gut. Ob ich dadurch dann drei Falten mehr oder weniger habe, ist mir egal.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich?

Das ist ein bisschen schwierig, weil der Begriff gerade so inflationär benutzt wird: von Werbung, Versicherungen, Banken – jeder benutzt ja das Wort Nachhaltigkeit. Insofern hat das für mich keine große Bedeutung mehr. Ich verwende es, wenn ich sagen will, dass ein Kleidungsstück fair und ökologisch produziert ist, dann fasst es dieses „nachhaltig“ gut zusammen.

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