Bäuerin ist nicht gerade ein Traumberuf von vielen. Wie wurden Sie Bäuerin? Wollten Sie das schon immer werden oder sind Sie es eher durch Heirat geworden? Wenn ja - gab es Probleme durch die Zusammenarbeit und das Zusammenleben mit den Schwiegereltern?
Ich bin Bäuerin geworden, indem ich einen Landwirt geheiratet habe. Vorher hatte ich ein Praktikum in der Landwirtschaft gemacht und angefangen, Landwirtschaft zu studieren und wollte eigentlich schon immer gern in die Landwirtschaft. Auf unserem Hof ist das Zusammenleben mit den Schwiegereltern kein Problem. Wir haben einen gemeinsamen Haushalt, drei Generationen leben gut unter einem Dach.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Morgens füttere ich die Hähnchen, anschließend mache ich die Kinder fertig für den Kindergarten, bringe sie hin. Dann bin ich im Hofladen, mache Bestellungen fertig. Mitags hole ich die Kinder ab. Saisonbedingt regeln sich dann nachmittags die weiteren Arbeiten, zum Beispiel Kartoffeln reinholen. Die Kinder können dabei sein, auch Freunde von ihnen.
Was reizt Sie daran am meisten, was nervt am meisten?
Der Reiz ist die vielfältige Arbeit, die ich mir selber aussuchen und einteilen kann. Nervend - ja das ist schwierig zu sagen. Aber wenn nachts noch Rinder ausbrechen, das nervt dann schon. Oder wir haben uns gerade zum Abendbrot hingesetzt und dann muß man schnell noch mal raus.
Könnten Sie sich vorstellen, auch konventionelle Bäuerin zu sein?
Nein - ich wollte schon immer biologische Landwirtschaft machen, weil ich die für die sinnvolle Richtung halte, um Mensch und Umwelt zu schützen und weiterzuentwickeln.
Können Sie Mädchen, die auch Bäuerin werden wollen, Tips geben?
Schwierig - ich denke, das ist von Hof zu Hof verschieden. Man sollte sich seinen eigenen Aufgabenbereich schaffen, das ist wichtig.
Glauben Sie, daß man, wenn man mit einem Bauern lebt, auch gleichzeitig Bäuerin werden muß oder kann man als Frau in seinem alten Beruf weiterarbeiten?
Man kann auch in seinem eigenen Beruf weiterarbeiten - ich kenne solche Höfe. Das schöne ist aber, daß man als Partner im gleichen Beruf ist - man sieht sich viel, für die Kinder ist es sehr vorteilhaft, wenn sie auch ihren Vater sehr oft sehen - mir macht's so jedenfalls Spaß.
Was ist das Besondere am Leben einer Öko-Bäuerin?
Von außen wird viel dran teilgenommen am Leben auf dem Biobauernhof. Wir werden viel von Kindern besucht, Schulklassen kommen her und gucken sich den Hof an und das ist auf konventionellen Betrieben eigentlich weniger. Auch durch den Hofladen haben wir direkten Kontakt zu den Kunden und die natürlich auch zu uns, unserer Landwirtschaft, unseren Tieren.
Der Rathsbacher Hof ist ein Demeter-Betrieb
Silke Radu ist 34 Jahre alt und verheiratet. Sie hat zwei Kinder von drei und fünf Jahren. Der Rathsbacher Hof im hessischen Weilmünster-Ernsthausen ist ein 160 Hektar großer Demeter-Betrieb - das heißt, er wird nach den Richtlinien für biologisch-dynamische Landwirtschaft bewirtschaftet. Von den 160 Hektar sind 60 Hektar Grünland, 15 Hektar Weizen, 15 Hektar Dinkel, 15 Roggen und je 5 Hektar Hafer, Gerste, Triticale als Futtergetreide, 5 Hektar Kartoffeln und ein bißchen Feldgemüse, 10 Hektar Kleegras und 10 Hektar Stillegungsfläche. 39 Kühe, 35 Jungvieh, 35 Mastschweine, 350 Legehennen, 350 Masthähnchen machen den Viehbestand aus.
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