Umwelt

Grüne Riester-Rente

Im Alter genügend Geld zu haben, ist wichtig. Doch was nützt die „Kohle“, wenn die Welt nicht mehr lebenswert ist – Stichwort Verkehrskollaps, Atom- oder Klimakatastrophe? Eine grüne Riester-Rente kann dazu beitragen, dass es im Alter noch etwas zu genießen gibt.

Gut für Alter und Umwelt

Über 3.500 zertifizierte Angebote zur Riester-Rente sind bereits auf dem Markt. Bisher gibt es jedoch nur eine Hand voll Angebote, die den Versicherten zusagen, ihre Gelder ethisch-ökologisch verträglich anzulegen und auch erläutern, wie sie dies tun wollen. Da es für solche „grüne“ Geldanlagen keine einheitlichen Maßstäbe gibt, müssen die Verbraucher die jeweilige Anlagepolitik kritisch prüfen und sich gleichzeitig über die eigenen Vorstellungen klar werden.

Rüstung, nein danke. Der erste Schritt heißt: „Das will ich nicht.“ Negativ- oder Ausschlusskriterien nennen das die Fachleute. Dabei werden die Branchen aufgelistet, in die kein Geld fließen soll: Atomkraft, Rüstung, Autoherstellung, Tabak, Chlorchemie, Erdölindustrie… Je umfangreicher der Katalog, desto sicherer kann man sein, dass die eingezahlten Beiträge keinen Schaden anrichten.

Der zweite Schritt heißt: „Das ist mir wichtig.“ In so genannten Positivkriterien sind die Angebote aufgelistet, deren Punkte sie bie Dazu gehören umweltfreundliche Produkte ebenso wie die Frauenförderung im Betrieb oder Mindestlöhne. Je nach Auswahl der Kriterien können die Anlageschwerpunkte bei nachsorgender Umwelttechnik, bei ökologisch sinnvollen Produkten oder bei sozial besonders fürsorglichen Unternehmen liegen.

Wieder andere grüne Geldanlagen suchen unter den Stichworten Nachhaltigkeit oder Sustainability mit Hilfe vieler Positivkriterien die jeweils besten Unternehmen einer Branche heraus und investieren in diese. Doch Vorsicht. Wenn es parallel dazu keine guten Ausschlusskriterien gibt, führt das dazu, dass RWE, BASF oder DaimlerChrysler plötzlich zu „Öko-Aktien“ werden – einfach deshalb, weil sie in ihrer Branche die Besten und somit Einäugige unter Blinden sind. Dies ist immer dann der Fall, wenn sich ein Aktienfonds nach dem Aktienindex der Dow Jones Sustainability Group (DJSG) richtet. Entscheidend ist also ein sinnvoller Mix zwischen Negativ- und Positivkriterien.

Welche Rentenpapiere? Solche Kriterien gibt es übrigens nicht nur für Unternehmensaktien, sondern auch für die als Rentenpapiere bezeichneten festverzinslichen Anlagen wie Pfandbriefe oder Anleihen. Das ist bei Riester-Rente-Produkten wichtig, weil hier nur 30 Prozent in Aktien oder Aktienfonds angelegt werden dürfen. Der Rest – Garantieguthaben genannt – muss in festverzinsliche Angebote sowie Immobilien investiert werden, um die gesetzlich vorgeschriebene Mindestverzinsung von 3,25 Prozent garantieren zu können. Auch die Anlagepolitik bei den Rentenpapieren muss deshalb bei den einzelnen Angeboten hinterfragt werden: Sind Anleihen von Staaten oder Firmen dabei, die ich nicht unterstützen will? Stammen die Papiere von Großbanken, deren Macht und Politik ich ablehne? Werden mit den durch die Anleihe eingenommenen Geldern sinnvolle Projekte finanziert? Eine befriedigende Antwort auf diese Fragen kann nur ein ausführliches Beratungsgespräch geben. Schließlich ist der Abschluss einer Riester-Rente eine lebenslange Entscheidung, die viel Geld bindet. Bei der Entscheidung spielen neben ökologischen Aspekten auch Finanzen, Lebensplanung und andere Faktoren eine Rolle. Hier die derzeit erhältlichen grünen Riester-Renten in einer ersten kurzen Übersicht.

Die AltersVermögensRente der Oeco Capital Lebensversicherung ist eine klassische Rentenversicherung. Das gesamte Kapital wird nach ethisch-ökologische Kriterien angelegt, es existieren eigene Leitlinien und ein Beirat, der die Anlagepolitik überwacht. Bei den Aktien überwiegen die einschlägigen Umwelttitel, es sind aber auch Aktien von Telekommunikationsunternehmen im Portfolio, die in ihrer Branche zu den ökologischen Vorbildern gehören. Ausgeschlossen sind Atom-, Rüstungs- und Automobilindustrie sowie Unternehmen, die fossile Rohstoffe fördern. Bei Anleihen setzt Oeco Capital auf kleinere Hypotheken- und Genossenschaftsbanken. Wertpapiere von Großbanken werden abgelehnt. Das Unternehmen gehört zur Concordia-Gruppe. Die AltersVermögensRente wird unter anderem von der Nürnberger Umweltbank angeboten.

Ausgeschlossen sind unter anderem Hersteller von Autos, Waffen und Flugzeugen, Betreiber von Atomkraftwerken, Massentierhaltung und Massentourismus. Der über den gesetzlich garantierten Mindestzins von 3,25 Prozent hinausgehende Gewinn wird derzeit noch konventionell angelegt. Bei steigendem Volumen ist eine Umstellung auf ethisch-ökologische Anlagen geplant.

Ebenfalls mit den Mannheimer Versicherungen arbeitet die Oekorenta AG bei ihrer Rentenversicherung Ökolife zusammen. Die Auswahl der Anlagen orientiert sich an den Nachhaltigkeitskriterien der schweizer Bank Sarasin. Diese schließen manche Branchen wie Atom-, Auto- und Rüstungsindustrie aus und bewerten das Verhalten der übrigen Branchen und Firmen. Dabei spielt der Energieverbrauch je Produkt ebenso eine Rolle wie der Umgang mit den Menschenrechten. Ähnliche Kriterien werden bei der Bewertung von Ländern angelegt, was dazu führt, dass zum Beispiel US-Staatsanleihen ausscheiden. Die über den garantierten Mindestzins hinaus erzielten Überschüsse werden ebenfalls ethisch-ökologisch angelegt.

Die Bruderhilfe Pax Familienfürsorge bietet mit Certes II eine Rentenversicherung an, bei der das Garantieguthaben konventionell nach kirchlichen Kriterien angelegt wird. Das bedeutet, dass Firmen tabu sind, die ihr Geld mit Alkohol, Tabak, Glücksspiel oder Rüstung verdienen. Die Überschüsse werden in einen Nachhaltigkeitsfonds investiert. Dieser enthält Aktien der ökologischen Vorreiter einzelner Branchen und richtet sich nach dem DJSG-Index.

Verstärkt auf Aktienfonds setzt die Versiko-Riester-Rente, die von der Versiko A G und der Continentale auf den Markt gebracht wurde. Der Garantieanteil wird konventionell verwaltet, die verbleibenden gut 20 Prozent der Beiträge und die Überschüsse werden gleichmäßig in fünf Ökofonds investiert.

Ähnlich funktionieren die Tandem Rente Dynamic der Gerling Versicherung und die Plus Rente Dynamic der SEB Invest. Bei Gerling werden zwischen acht und 29 Prozent der Beiträge sowie die Überschüsse in ein Fondsdepot investiert. Das besteht je zur Hälfte aus Nachhaltigkeitsfonds und echten Ökofonds. Zudem sind Investments in Atomenergie und Rüstung ausgeschlossen. Bei SEB-Invest geht der entsprechende Anteil der Beiträge in einen hauseigenen Ökofonds, der die meisten einschlägigen Nicht-Öko-Branchen ausschließt.

Leo Frühschütz


Zum Weiterlesen

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hat in der Broschüre „Effizienter vorsorgen“ Auswahlkriterien für eine ökologische Riester-Rente und alles Wissenswerte zum Thema zusammen gefasst und nennt auch die Adressen sämtlicher Anbieter. Die Broschüre kann unter www.vzbv.de/mediapics/1027067784Kurzratgeber2.pdf abgerufen oder für zwei Euro beim Versandservice des vzbv, Postfach 1116, 59930 Olsberg, Telefon 02962/ 908647, Fax 908649 oder unter versandservice@vzbv.de bestellt werden. Dort gibt es für 4,80 Euro auch die Broschüre Durchblick: Die Riester-Rente.


Unterschiedlich grün

Die Zeitschrift Ökotest hat in ihrer März-Ausgabe die grünen Riester-Rente-Produkte bewertet. Ein wesentlicher Punkt war der Anteil der ethisch-ökologischen Anlagen am insgesamt eingezahlten Geld. Hier die Prozentzahlen.

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