Umwelt

Fairer Bananen-Anbau

Bananen im Blickpunkt: In Deutschland, dem Europameister im Verzehr der krummen Frucht, bei den Konzernen, die mit Bananen immer noch Milliardengeschäfte machen, und bei den Plantagenarbeitern in Ecuador, die erleben, was Fair Trade bedeutet und fordern, endlich generell gerecht behandelt zu werden. // Patrick Gallitz

Grünes Gold für alle!

Ecuadors Bananenhauptstadt heißt Machala, ein grauer Fleck im Meer grüner Stauden, das sich bis zum Horizont erstreckt. „El Oro Verde“, das grüne Gold, nennen die Einheimischen die Bananen, denn die Frucht wird grundsätzlich grün geerntet. Das eigentlich lukrative Geschäft wird indes nur von Wenigen gemacht – allen voran von „Bananenbaron“ Alvaro Noboa, der über einen Großteil der Anbauflächen Ecuadors herrscht.

Noboa repräsentiert in Ecuador die konventionellen Plantagenbesitzer. Sein Unternehmen wickelt 40 Prozent des ecuadorianischen Bananenexportes ab. Dem reichsten Mann des Staates gehören Kartonfabriken, Lastwagen und Schiffe – kurz: Er kontrolliert den gesamten Wirtschaftszweig im Süden Ecuadors. Auf der Strecke bleiben die Plantagenarbeiter, die Kurzzeitverträge und geringe Löhne hinnehmen müssen und Arbeitsbedingungen ausgesetzt werden, die gesundheitsschädigend sind.

Macht über Regierungen

Schon die Pioniere der Bananenwirtschaft verfolgten Ende des 19. Jahrhunderts die Strategie der totalen Kontrolle. Binnen kurzer Zeit hatten sie, vor allem in Mittelamerika, gewaltige Plantagen, Bewässerungsanlagen, Telefonnetze, Eisenbahnlinien und Häfen in ihren Händen. Ihre wirtschaftliche Macht beeinflusste die Souveränität der kleinen Staaten. An der Dominanz weniger hat sich im Bananen-Business bis heute nicht viel geändert. Chiquita Brands Company, Dole Food Co., Del Monte, Fyffes und Noboa teilen den Bananen-Weltmarkt unter sich auf.

Rückzug aus der Produktion

Die wenigen Mächtigen sind heute weltweit agierende Konzerne, die sich weitgehend aus der Produktion zurückgezogen haben. Steigende Kosten für Dünger und Pestizide, Klimakatastrophen und die wachsende Überproduktion schaden dem Geschäft. Trotzdem beherrschen die Konzerne weiterhin das Marktgeschehen, denn die profitable Vermarktung der Bananen obliegt ihnen noch immer. Die Konzerne können ihren An- und Verkauf ohne eigene Produktion weitgehend risikolos gestalten und als Vermarkter den Plantagenbetreibern die Preise diktieren. Aus den resultierenden Einnahmen bleibt für den einfachen Arbeiter so gut wie nichts übrig.

Fairer Handel beflügelt sozialen Aufschwung

Nur wenige Plantagenbetreiber können sich diesen Strukturen entziehen und weitgehend eigenständig produzieren und vermarkten. Der Grupo Agricola Prieto in El Guabo gelingt dies: Das Unternehmen vertreibt seit fünf Jahren Bio-Bananen über den „Fairen Handel“.

„Durch den Mehrpreis hilft dieses Marktprinzip Mensch und Umwelt“, erläutert Manager Pablo Prieto. „Das Mehrgeld investiert ein Komitee aus Arbeitgeber und Arbeitnehmern in Umwelt- und Sozialprogramme. Alle Angestellten verfügen über Schutzkleidung, werden ärztlich versorgt und erhalten für ihre Kinder Schulbücher und -hefte.“

Gift nebelt die Siedlungen ein

Viele konventionelle „Bananeros“ können von Zuständen, wie sie Prieto beschreibt, nur träumen. Sie müssen sich und ihre Familien in primitive Holzhütten pferchen, sind unzureichend sozial abgesichert und es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihr spärliches Einkommen für teure Import-

Lebensmittel auszugeben. Besonders leiden die Menschen unter den regelmäßigen Pestizideinsätzen auf den Plantagen. Was aus dem Flugzeug gesprüht wird, trifft auch Hütte, Hof und die Bewohner. Haut- und Nervenkrankheiten bei den Arbeitern und ihren Familien sind die Folge.

Wehren können sich Arbeiter konventioneller Betriebe kaum gegen diese menschenunwürdigen Zustände. Gewerkschaftliche Strukturen werden von den Mächtigen der Branche bereits im Keim erstickt. Erst im Herbst 2003 entließen Subunternehmer Noboas rund 300 Arbeiter, weil sie einen Workshop der Landarbeiter-Gewerkschaft FENACLE besucht hatten.

Unternehmen umgehen Vorschrift

Laut ecuadorianischem Arbeitsrecht darf eine betriebliche Gewerkschaft erst ab 30 Beschäftigten gegründet werden. Großunternehmer „überlisten“ diese gesetzliche Vorschrift, indem sie Subunternehmen mit weniger Beschäftigten einstellen.

Das Komitee, das die Fair-Trade-Prämien verwaltet, stellt zweifellos einen großen Fortschritt zu einer gerechteren Verteilung der Einkünfte dar, räumt dem Arbeitnehmer allerdings nicht die gewünschten Rechte ein. Gewerkschaftliche Strukturen haben in vielen Bereichen Ecuadors nach wie vor Seltenheitswert.

Fairer Handel für den Häuserbau

Das Unternehmen Prieto erwirtschaftet über den Fairen Handel jede Woche etwa 6.000 US-Dollar zusätzlich. Geld, das in die Grundbedürfnisse der Arbeiter wie Gesundheit und Bildung investiert wird.

Besonders stolz ist man in El Guabo auf das Wohnprojekt. „Alle Arbeiter mit mehr als sechs Jahren Zugehörigkeit erhalten von der Gewerkschaft 4.000 US-Dollar zum Bau eines eigenen Hauses“, erläutert Manager Prieto.

Señora Moreno weiß dies sehr zu schätzen. Die sechsköpfige Familie der Arbeiterin verlor bei einem Unwetter Haus und Hof. „Wir waren verloren. Dank Gott und der Agricola Prieto konnten wir unseren Kindern ein neues Zuhause bauen.“

Die „paradiesischen Zustände“ in El Guabo sprechen sich mehr und mehr herum. „Viele Bananeros möchten bei uns arbeiten“, erzählt Pablo Prieto, „aber wir haben einfach keine freien Stellen.“

Ebenso wie Prieto setzt sich auch die Kleinbauernorganisation UROCAL für eine sozial und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft ein. Etwa 1.000 Mitglieder erhoffen sich durch den Verband einen sozialen Umschwung. Über die deutsche Fair-Trade-Organisation Banafair vertreibt Urocal jede Woche zwei bis drei Container mit Naturland-zertifizierten Bananen. Mit den Mehreinnahmen will man den Lebensstandard der Arbeiter verbessern.

Joaquín Vásquez, Präsident von UROCAL, sieht die Zukunft voller Tatendrang: „Wir haben auf ökologischen Landbau umgestellt, doch damit wir uns halten können, brauchen wir Menschen, die unsere Produkte kaufen und bereit sind, dafür einen angemessenen Preis zu bezahlen.“

Die Banane, eine Beere

Aus botanischer Sicht passt die Banane nur sehr schwer ins europäische Vorstellungsbild üblicher Pflanzen. So zählt sie zu den Einkeimblättrigen, dass heißt, ihr Embryo besitzt nur ein Keimblatt.

Zu dieser Pflanzengruppe gehören auch Gräser, Lilien und Orchideen, die meist klein im Wuchs sind. Anders die Banane, die die Dimensionen eines kleinen Baumes erreicht. Doch im Gegensatz zu Bäumen bilden Bananenpflanzen nur einen Scheinstamm, aus eng verwachsenen Blattscheiden, weshalb die hoch gewachsene Pflanze sehr windempfindlich ist.

Ihre Früchte gehören – zumindest botanisch gesehen – zu den Beeren. Allein die Form irritiert, denn im „Bauplan“ stimmt die Banane genau mit hier bekannten Beeren, wie der Heidelbeere, überein: Beide haben oben einen Stiel und unten einen Blütenansatz, beide haben im Inneren ein von Samen durchsetztes Fruchtfleisch, das außen von einer Schale umgeben ist. Die Banane: eine gelbe, längliche Riesenbeere.

Eine Tonne Bananen im Schlepptau

Plantagen wie die ecuadorianische Agricola Prieto investieren den durch das Fair-Trade-Prinzip erwirtschafteten Mehrpreis in Programme für die Arbeiter. Sie erhalten Schutzkleidung und werden ärztlich versorgt. Doch Bananen zu ernten ist und bleibt ein Knochenjob.

Der „Cortador“, wie der Schnitter genannt wird, schlägt mit einer Machete Bananenbündel von der Staude. Vorsichtig lässt er das wertvolle Gut zu Boden gleiten und entfernt anschließend die Plastikhüllen, die die Früchte während der Wachstumsphase vor Insekten schützen. Danach fällt er die etwa sieben Meter hohe Pflanze mit zwei kräftigen Schlägen und verteilt die Überreste im Umkreis.

Ein „Carrero“, ein Schlepper, zieht mit einem Seil um den Bauch die an Haken auf-gehängten Bananenbündel entlang eines Seilzugs hinter sich her – rund ein Dutzend mit einem Gesamtgewicht von rund einer Tonne. Bis zur Packstation hat er zwei Kilometer zurückzulegen!

An der Station wartet ein „Seleccionador“, der mit geschultem Auge die qualitativ minderwertigen Früchte aussortiert. Was nichts taugt landet auf dem heimi--schen Markt oder bei den Schweinen.

„Desfloradores“ entfernen die Blütenreste, die „Desmanadores“ trennen mit Stechmessern die so genannten Bananenhände von der Staude.

Rund zwei Stunden nach der Ernte liegt die Ware in den FairTrade-Kisten. Im Kühlwagen werden sie gestapelt und bei 13 Grad gelagert. Wenn sie in drei Wochen die europäischen Häfen erreichen, reifen sie in speziellen Kammern bei 15 Grad etwa eine Woche nach.

Übrigens: Die Einheimischen ernten auch für den Eigenverbrauch grün. Sie lassen die Bananen nicht an der Staude reifen, weil sich dort aus der Stärke nicht genügend Zucker entwickelt. Die Früchte platzen außerdem während des Reifeprozesses auf, um ihre Samen freizugeben.

Mehr Infos über fair-gehandelte Bananen bei: www.banafair.de.

Fair-Trade-Bananen erkennen!

Diese Bananen-Marken sind Fair-Trade-zertifiziert und im Handel erhältlich:

  • Urocal (Diese Marke ist außerdem Naturlandzertifiziert.)
  • Ascociación El Guabo (laufen bei Tengelmann unter der Naturkind-Linie)
  • Bonita Bio
  • Prieto (einer der größten Bio-Bananenlieferanten in Österreich; Vertrieb in Deutschland vorgesehen)
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