Umwelt

„Essen muss bio und regional sein“

Als Tatort-Kommissar ermittelt Andreas Hoppe in Mordfällen. Privat befasst sich der Schauspieler intensiv mit Bio-Lebensmitteln aus der Region und seinem Gemüsegarten.

Für Ihr Buch „Allein unter Gurken“ haben Sie sich ein Jahr lang vollständig regional ernährt. Das ist jetzt schon eine Zeitlang her. Essen Sie heute immer noch ausschließlich regional?

Auch heute greife ich bevorzugt zu Lebensmitteln aus der Region. Während meines Versuchs habe ich gemerkt, wie gut eine ausgewogene Ernährung meiner Gesundheit tut. Ich hatte deutlich mehr Kraft und nebenbei habe ich sogar 15 Kilo abgenommen. Das Thema regionale Ernährung macht mir nach all den Jahren immer noch große Freude. Manchmal ist mein Umfeld erstaunt darüber, wie viel Detailwissen ich mir aneignen konnte.

Was essen Sie am liebsten?

Beim Essen mag ich es einfach. Wenn Zutaten nahrhaft und geschmackvoll sind, braucht es in meinen Augen keinen weiteren Firlefanz beim Kochen. Ein gutes handwerklich gebackenes Brot mit Butter ist ein tolles Geschmackserlebnis. Rote Bete als Rohkostsalat mit Zwiebeln, Käse und einem guten Öl gehört zu meinen absoluten Favoriten.

Wie wichtig ist Ihnen Bio?

Regional ist ja nur die halbe Miete, auch wenn hier Transportwege kürzer sind, Energie eingespart und dadurch der CO2-Ausstoß verringert werden kann. Für den ökologischen Fußabdruck und die eigene Gesundheit kommt es jedoch maßgeblich darauf an, wie Lebensmittel erzeugt werden. Nur weil dies um die Ecke geschieht, sind sie nicht automatisch besser. Daher sollte Landwirtschaft im Einklang mit der Natur betrieben und auf Kunstdünger und Pestizide verzichtet werden.

Negativschlagzeilen über Bio schrecken Sie nicht ab oder verunsichern Sie?

Ich persönlich habe großes Vertrauen in die Bio-Siegel, auch wenn es in der Bio-Branche vereinzelt schwarze Schafe gibt. Dennoch werden hier die Lebensmittel am strengsten kontrolliert. Die Prüfmöglichkeiten sind einfach deutlich besser. Doch nicht jeder konventionelle Bauer produziert automatisch giftige oder schlechte Ware. Es lohnt sich immer, genauer hinzuschauen. Im besten Falle kennen die Konsumenten „ihren“ Bauernhof, denn die Nähe schafft Transparenz, auf der Vertrauen wachsen kann. Zudem erhalten wir tiefe Einblicke, wie Landwirtschaft funktioniert und lernen unsere Lebensmittel dadurch wieder schätzen. Leider entsorgen wir jährlich etliche Tonnen genießbare Nahrung als Abfall – auch, weil uns teilweise der Respekt verloren gegangen ist.

Wie konsequent können Sie sich an Drehtagen biologisch und regional ernähren?

Mitunter ist es schwierig, mich unterwegs und speziell bei Drehtagen gesund zu ernähren. Aber es hat durch Gespräche mit meinen Auftraggebern ein erstes Umdenken stattgefunden: So gibt es mittlerweile einen Bio-Mittagstisch und ausreichend Obst. Es kann schließlich schnell teuer werden, wenn Schauspieler bei Drehs vier Wochen am Stück schlecht ernährt und deswegen krank werden. Das war ein schlagendes Argument für qualitativ hochwertige Bio-Lebensmittel. Es existiert aber durchaus noch Luft nach oben, bis alle Mahlzeiten gesund und auch ökologisch nachhaltig sind. Daher leiste ich weiterhin lockere Aufklärungsarbeit.

Sie haben sich einen Hof in Mecklenburg-Vorpommern gekauft. Wie kam es dazu?

Auf meinen Kanadareisen bin ich das erste Mal echter Wildnis begegnet. Nach diesen Erlebnissen und den Kontakten mit nordamerikanischen Indianern wollte ich mir jenseits aller Hektik auch in Deutschland einen Zufluchtsort schaffen. Wie in Kanada wollte ich einen weiten und unverbauten Blick in die Natur genießen. Auf meinem Hof kann ich Stille spüren und anders als in der Stadt wird es abends tatsächlich dunkel.

Wo sind Sie lieber? In Ihrer Stadtwohnung oder auf dem Hof?

Der Hof ist nur etwa eineinhalb Stunden von meiner Wohnung in Berlin entfernt und so verbringe ich so viel Zeit wie möglich in der Natur. Besonders nach anstrengenden Drehzeiten gibt es für mich nichts Schöneres, als abends mit einem Glas Wein am Feuer zu sitzen. Auch wenn mein Garten viel Arbeit bereitet, kann ich auf dem Hof Energie tanken.

Was pflanzen Sie in Ihrem Garten an?

Auf meiner Streuobstwiese gibt es Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen. Teilweise sind es besondere und alte Sorten, die man im Supermarkt nicht kaufen kann. Das Pflücken von reifem Obst weckt bei mir schöne Kindheitserinnerungen an den Schrebergarten meines Großvaters. Meine Lebensgefährtin und ich erweitern den Garten jedes Jahr. Dieses Jahr hatten wir Tomaten, Sellerie, Zwiebeln, Topinambur, Rote Bete und Mangold. Manchmal ist es nicht leicht an gutes Saatgut zu kommen, weil viele Sorten im Handel Hybride und damit nicht samenfest sind.

Ist Gärtnern für Sie „nur“ ein Ausgleich vom stressigen Job?

Nein, es ist deutlich mehr als das. Das Arbeiten mit den bloßen Händen in der Erde hat eine heilsame Wirkung. Beim Gärtnern kann ich mich bewegen, schwitzen und mich an den Ergebnissen meiner Mühen freuen. Die dadurch gewonnene Motivation übertrage ich auch auf andere Lebensbereiche. Daher ist für mich Gärtnern, Ernten und sogar das Marmelade kochen eine echte Lebensphilosophie.

Könnten Sie sich auch vorstellen als Landwirt zu arbeiten?

Ja, sofort – aber nur Bio-Landbau! Ein Leben auf dem Land mit vielen Tieren und ausgewählten Menschen kann ich mir sehr gut vorstellen. Dann würde ich mit Freude ungarische Wollschweine und amerikanische Buffalos züchten. Doch als Kulturmensch, der ich nun einmal bin, würde mir die Schauspielerei doch sehr fehlen. Ich liebe meinen Beruf, der mich immer wieder an spannende Plätze führt und durch den ich interessanten Menschen begegne. Zudem erlaubt er mir Freiräume, für die ich sehr dankbar bin.

Beim Tatort dreht sich alles um Mord und Totschlag. Würden Sie in Ihrer Rolle als Kommissar Mario Kopper auch gerne einmal ein Umweltverbrechen aufdecken?

Auf jeden Fall, doch das muss nicht unbedingt beim Tatort sein. Ich habe beispielsweise die Idee für ein neues Fernsehformat, was sehr gut in den heutigen Zeitgeist passt. Wer mehr darüber wissen möchte, kann sich gerne bei mir melde.

... ist vor allem durch seine Rolle als Ludwigshafener Kommissar Mario Kopper im ARD-„Tatort“ bekannt. 1960 in Westberlin geboren und aufgewachsen, liebte er es als Kind, im Schrebergarten seiner Großeltern Obst zu pflücken und auf Bäume zu klettern. Hoppe besitzt einen kleinen Hof in Mecklenburg-Vorpommern, pflanzt dort samenfestes Gemüse an und erntet alte Apfelsorten.

Bio-Lebensmittel aus der Region liegen ihm ebenso am Herzen wie der Tierschutz. Er ist unter anderem Bärenbotschafter bei Vier Pfoten e.V. und Wolfsbotschafter beim Nabu. Aktuell engagiert er sich für einen Dokumentarfilm über die Auswirkungen des kanadischen Teersandabbaus mit dem Arbeitstitel „Durch die Hölle ins Paradies“.

www.walkampagne.de

Jens Brehl interviewte Andreas Hoppe (re.) nach dem gemeinsamen Rundgang auf dem Antoniushof in Fulda, der nach Bioland-Kriterien wirtschaftet.

Veröffentlicht am

Kommentare

Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.

Das könnte interessant sein

Unsere Empfehlung

Ähnliche Beiträge