Welche Rolle spielt der Naturschutz im Kampf gegen Pandemien?
Eine intakte Umwelt mit gesunden Wildtieren ist Voraussetzung für gesunde Menschen – diesen Zusammenhang müssen wir stärker in den Fokus stellen. Denn Biologische Vielfalt ist unser Bollwerk gegen Pandemien.
Wie können wir das Bollwerk stärken?
Deutschland muss sich auf internationaler Ebene für den sofortigen Stopp der weltweiten Entwaldung und für den Erhalt vitaler, vielfältiger Lebensräume einsetzen. Wir brauchen Gesetze für entwaldungsfreie und nachhaltige Lieferketten. Zudem müssen staatliche Konjunkturprogramme ökologischen und sozialen Kriterien folgen.
Deutschland hat im Juli den EU-Ratsvorsitz übernommen. Was erhoffen Sie sich für den Schutz der Biologischen Vielfalt?
Bis 2021 sollen laut der EU-Biodiversitätsstrategie für alle Mitgliedstaaten verbindliche Ziele für Schutzgebiete und zur Wiederherstellung zerstörter Ökosysteme festgelegt werden. Deutschland muss sich dafür einsetzen, dass diese Ziele ambitioniert ausfallen. Außerdem müssen bei den geplanten Konjunkturpaketen Klimaneutralität und der Schutz der Biodiversität – und damit der Erhalt unserer Lebensgrundlage – langfristig das Ziel sein.
Der Wildtierhandel gilt als Einfallstor für Zoonosen, also der Übertragung von Krankheiten zwischen Mensch und Wirbeltieren. Was muss sich ändern?
Insbesondere der schlecht regulierte und illegale Wildtierhandel ist Katalysator für Entstehung und Übertragung von Zoonosen. So erleichtern unhygienische Märkte mit lebenden Wildtieren die Übertragung von Krankheitserregern zwischen Mensch und Tier. Zur Vorbeugung müssen illegale und hochriskante Märkte geschlossen werden. Legale Märkte und die Prozesse entlang der Handelskette müssen auf Risiken überprüft und wo nötig besser reguliert werden.
Zur Person
Dr. Arnulf Köhncke ist Ökologe und Leiter des Fachbereichs Artenschutz beim WWF Deutschland.
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