Umwelt

Chiquita

Bei Chiquita wirbt ein Frosch für das entwickelte Umweltbewusstsein der Marke. Die Prädikate „bio“ oder „fair“ stehen den Produkten der Firma jedoch nicht zu.

Nicht bio. Nicht fair.

19 Seiten umfassen die „Banana Standards“ der Rainforest Alliance (RA), die sich Chiquita auferlegt hat. Sie enthalten zahlreiche sinnvolle Umweltauflagen. Für neue Anbauflächen dürfen die Plantagenbetreiber beispielsweise keinen Wald roden. Noch vorhandene Biotope müssen sie schützen und nicht benötigte Flächen aufforsten. „Rund eine Million Bäume sind auf Chiquita-Farmen gepflanzt worden“, zieht Chiquitas Nachhaltigkeitsmanager George Jaksch Bilanz.

Doch die Plantagen selbst sind weiterhin Monokulturen. Der Einsatz von Pestiziden bleibt erlaubt, soll aber, was Menge und Giftigkeit angeht, verringert werden. Im letzten Nachhaltigkeitsbericht von Chiquita steht, dass das Unternehmen jedes Jahr 40 Kilogramm Pestizide auf jeden Hektar Bananenplantage sprüht. Ökologische Landwirtschaft kommt ohne synthetische Spritzmittel aus. Die Bananen wachsen in Mischkultur.

Auch beim fairen Handel hapert es. Bei Betrieben, die als „fair“ ausgewiesen werden, stammen die Bananen von Kleinbauern-Kooperativen. Langfristige Verträge und feste Preise über Weltmarktniveau sichern die Selbständigkeit der Bauern. Chiquita-Bananen wachsen auf eigenen Plantagen und zu etwa zwei Dritteln auf solchen von Zulieferern. Feste Mindestabnahmepreise oder Fairhandels-Aufschläge für soziale Zwecke sind der Firma nicht vorgeschrieben. Die „Banana Standards“ verpflichten die Plantagenbetreiber jedoch, internationale Arbeitsrechte wie Gewerkschaftsfreiheit, medizinische Fürsorge und Mindestlöhne einzuhalten. Angemessene Unterkünfte, Schutzkleidung für den Pestizideinsatz und zahlreiche Sicherheitsvorschriften gehören zu den Kriterien.

„Die Mitarbeiter Chiquitas gehören zu den bestbezahlten Arbeitern in der Landwirtschaft Lateinamerikas“, sagt George Jaksch. „Ihre Arbeitsbedingungen, Löhne und Gehälter, sowie zahlreiche zusätzliche Leistungen sind in Tarifverträgen mit Gewerkschaften festgehalten.“

Gegen die Bestimmungen

So rosig sehen das in Mittel- und Südamerika engagierte Menschenrechts- und Fairhandelsorganisationen jedoch nicht. Sie verweisen auf zahlreiche Verstöße gegen die Sozialbestimmungen auf Chiquita-Plantagen, die von RA zertifiziert wurden, insbesondere in Guatemala, Costa Rica und Ecuador. Kritik gibt es deshalb auch an der Praxis der Zertifizierung. „Nicht transparent“ sei das Verfahren, sagt Rudi Pfeifer, Geschäftsführer der Entwicklungsorganisation Banafair. Die Betriebe werden jährlich kontrolliert und erhalten Punkte für die Erfüllung der einzelnen Kriterien, wobei 100 Punkte den Maximalwert darstellen. „Es ist nicht nachvollziehbar, mit wie vielen Punkten eine Farm noch zertifiziert wird“, kritisiert Pfeifer.

Doch auch die Kritiker gestehen dem Konzern zu, dass sich Chiquita mit seinem Engagement positiv von den beiden anderen Frucht-Konzernen Dole und Del Monte abhebt. Ganz von selbst kam dieses Engagement allerdings nicht. Der US-Konzern musste in der Vergangenheit scharfe Kritik für seine Unternehmenspolitik einstecken.

Transfair-Geschäftsführer Wolfgang Overath sieht diesen Lerneffekt positiv: „Wir freuen uns über jede Initiative von multinationalen Unternehmen, die darauf abzielt, die soziale und ökologische Verantwortung des Unternehmens bei der Herstellung von Produkten ernst zu nehmen. Wir hoffen allerdings, dass die Zertifizierung durch die Rainforest Alliance für Chiquita nur ein erster Schritt ist, der langfristig die Richtung zum Fairen Handel weist.“

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