In Deutschland gibt es neun Bio-Anbauverbände. Deren Mitglieder kennzeichnen ihre Produkte mit dem jeweiligen Bio-Siegel. Die Verbände unterscheiden sich in Mitgliederzahl und Flächengröße voneinander. Manche, etwa Ecovin, kümmern sich außerdem nur um bestimmte Produktionsbereiche der Landwirtschaft. Ihre Ideen von Bio-Landwirtschaft und Öko-Anbau unterscheiden sich zudem, wenn es beispielsweise um Tierhaltung, um Biodiversität oder die grundsätzliche Ausrichtung geht.
Was ist der Unterschied zwischen EU-Bio-Siegel und Verbands-Bio-Siegeln?
Und dann gibt es ja noch das gesetzlich vorgeschriebene EU-Bio-Siegel. In Deutschland vergeben staatlich zugelassene Kontrollstellen das Label an die Betriebe.
Bio nach EU-Verordnung

Die Kriterien für die Labelvergabe werden durch die EG-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau definiert.
Das Label ist für vorverpackte Bio-Lebensmittel, die nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau hergestellt wurden, Pflicht.
Die Verwendung des Logos auf Produkten aus Ländern außerhalb der EU ist freiwillig. Das EU-Bio-Logo kennzeichnet Produkte aus kontrolliert biologischem Anbau.
Kurzer Schwenk in die Geschichte: Die EU-Öko-Verordnung wurde 1992 eingeführt, quasi als Grundgsetz der Bio-Lebensmittelwirtschaft. Sie wird seitdem immer wieder angepasst und verändert und soll Verbraucher:innen vor Irreführung bei Bio-Produkten schützen.
Seit 2010 gibt es das einheitliche, verpflichtende EU-Bio-Logo. Das deutsche staatliche Bio-Siegel wurde bereits 2001 eingeführt. Im Vergleich zu den Vorschriften der Bio-Anbauverbände sind die Kriterien des EU-Biosiegels meist weniger streng. Sie erlauben zum Beispiel mehr Zusatzstoffe und auch, dass Landwirt:innen nur einen Teil ihres Hofs auf ökologische Landwirtschaft umstellen.
Bioland
Bioland hat einen Ableger in Südtirol und kooperiert mit dem Anbauverband Gäa. Mitglied bei Bioland sind auch viele Verarbeiter:innen, besonders Bäckereien. Eine zugehörige Stiftung engagiert sich für Bodenschutz und Biodiversität. Bioland hat im Vergleich zu EU-Bio teils strengere Vorgaben. Zum Beispiel:
- Alle Betriebe erbringen Biodiversitäts-Zusatzleistungen
- Die Anbindehaltung ist auch in kleinen Betrieben verboten
- Mindestens die Hälfte des Futters stellen die Betriebe selbst her
Naturland
Naturland ist ein Bio-Verband, der auch Zuchtfisch, Holz und Naturkosmetik zertifiziert. Er engagiert sich außerdem international und im fairen Handel. Dazu gibt es die Zertifizierung „Naturland Fair“: Sie vereint ökologische Wirtschaftsweise und fairen Handel. Naturland hat im Vergleich zu EU-Bio teils strengere Vorgaben. Zum Beispiel:
- mehr Stall- und Auslauffläche bei Geflügel
- strengere Vorgaben zu Futtermitteln, auch zugekauftes Futtermittel muss Naturland zertifiziert sein
Biokreis
Die meisten Mitglieder haben ihre Höfe in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Mitteldeutschland. Biokreis war der Vorreiter für Kooperationen mit Hotel/Gastronomie, Tiernahrung und Bioleder und hat für diese Bereiche Vorgaben entwickelt. Biokreis hat im Vergleich zu EU-Bio teils strengere Vorgaben. Zum Beispiel:
- bei den Mitteln und Maßnahmen zum Pflanzenschutz
- Geschlechtserkennung im Ei ist verboten, Bruderhähne müssen mit aufgezogen werden
Biopark
Mitglieder des Anbaubetriebs Biopark beliefern überwiegend den Lebensmitteleinzelhandel. Der Verband arbeitet eng mit Naturschutzverbänden wie dem WWF zusammen und hat viele Betriebe mit sehr großen Flächen – von denen wiederum liegen viele in Natur- und Landschaftsschutzgebieten.
Besonders ist eine Kooperation, die fünf Biopark-Betriebe mit elf konventionell wirtschaftenden Betrieben eingingen: Sie entwickelten gemeinsam die fast 10.000 Hektar umfassende, erste deutsche gentechnikfreie Zone. Biopark hat im Vergleich zu EU-Bio teils strengere Vorgaben. Zum Beispiel:
- Mitglieder müssen Biodiversitäts-fördernde Maßnahmen umsetzen
- 70 % oder mehr der Futtermittel müssen aus dem Betrieb oder regionalen Kooperationen stammen
Demeter
Viele Demeter-Betriebe setzen auf Direktvermarktung, sie verkaufen ihre Produkte aber auch über den Naturkostfachhandel. Die Kreislaufwirtschaft im eigenen Betrieb spielt bei Demeter-Landwirt:innen eine entscheidende Rolle. Demeter hat im Vergleich zu EU-Bio teils strengere Vorgaben. Zum Beispiel:
- Die Mitglieder müssen 10 Prozent ihrer Nutzflächen als Biodiversitätsflächen vorhalten
- Mindestens 60 Prozent der Futtermittel müssen die Betriebe selbst anbauen
- Enthornen von Tieren ist verboten
Ecoland (in Baden-Württemberg)
Der kleinste deutsche Anbauverband will landwirtschaftliche Kulturlandschaft erhalten und fördern, regional in Baden-Württemberg, aber auch weltweit. Ecoland hat im Vergleich zu EU-Bio teils strengere Vorgaben. Zum Beispiel:
- 50 % oder mehr der Futtermittel müssen aus dem Betrieb stammen
- In Laufställen muss jedes Tier einen Liege- und Fressplatz haben
Ecovin
Etwa ein Viertel der deutschen Winzer:innen, die ökologisch wirtschaften, sind Mitglied bei Ecovin. In jedem der deutschen Weingebiete finden sich auch Ecovin-Winzer:innen. Das dazugehörige Siegel zeichnet besonders seine strengen Keltereiregeln aus – die EU-Öko-Verordnung macht hierzu keine Vorgaben.
Gäa (im Osten Deutschlands)
Der eher kleine Bio-Anbauverband möchte regionale Strukturen stärken und die Weiterverarbeitung der Öko-Erzeugnisse im Osten voranbringen. Gäa hat im Vergleich zu EU-Bio teils strengere Vorgaben. Zum Beispiel:
- Die Anbindehaltung ist verboten, auch in Kleinbetrieben
- Die Geschlechtserkennung im Ei ist als Selektionsmethode verboten
Verbund Ökohöfe
Der Verband ist, verglichen mit den anderen, noch recht jung. Er ging aus Gäa-Landesverbänden hervor und betreut Betriebe in den ostdeutschen Bundesländern. Der Verbund Ökohöfe engagiert sich besonders stark gegen die Agro-Gentechnik. Der Verbund Ökohofe hat im Vergleich zu EU-Bio teils strengere Vorgaben. Zum Beispiel:
- Enthornen der Tiere ist verboten
- Bruderhähne müssen mit aufgezogen werden
Wieso, weshalb, warum Bio-Siegel - ein FAQ
Wer darf Bio-Siegel verwenden?
Nur zertifizierte Bio-Betriebe – sie müssen die Richtlinien der EU-Öko-Verordnung erfüllen. Die Einhaltung dieser Standards wird regelmäßig von Kontrollstellen überprüft. Wenn ein Bio-Betrieb zusätzlich Mitglied in einem Anbauverband ist, kommt dessen Bio-Siegel zum verpflichtenden EU-Bio-Siegel hinzu.
Wer vergibt und kontrolliert Bio-Siegel?
In Deutschland ist das EU-Bio-Siegel eine gesetzliche Kennzeichnung, die durch staatlich zugelassene Kontrollstellen überwacht wird. Bio-Anbauverbände wie Bioland, Naturland oder Demeter haben eigene Siegel und führen ebenfalls regelmäßige Kontrollen durch.
Wer hat das Bio-Siegel erfunden?
Das EU-Bio-Siegel wurde 2010 eingeführt. Ziel war es, ein einheitliches System zur Kennzeichnung von Bio-Produkten innerhalb der EU zu schaffen. Nationale und verbandsspezifische Siegel, wie das deutsche Bio-Siegel (2001) oder die Siegel der Bio-Anbauverbände, entstanden schon vorher. Zum Beispiel das Siegel von Demeter: Der älteste deutsche Anbauverband wurde bereits vor mehr als 100 Jahren gegründet.
Wie viele Bio-Siegel gibt es?
In Deutschland gibt es neben dem EU-Bio-Siegel und dem deutschen Bio-Siegel neun Bio-Anbauverbände mit eigenen Siegeln, nämlich Bioland, Naturland, Demeter, Biokreis, Biopark, Ecoland, Ecovin, Gäa und der Verbund Ökohöfe.
Unternehmen dürfen auf ihre Lebensmittel nicht Bio oder Öko schreiben, wenn die Produkte nicht die EU-Öko-Richtlinien einhalten. Sie verhelfen sich bisher manchmal mit einem Kniff, nämlich nachhaltig anmutenden Siegeln und Umweltaussagen, die sie selbst oder Wirtschaftsgruppen vergeben.
Die EU will das mit der Consumer Empowerment Directive sowie der Greenclaims Directive verhindern:
Consumer Empowerment Directive: Sie gilt ab 2026 für bereits auf dem Markt vorhandene Produkte. Unternehmen dürfen Umweltbehauptungen wie „umweltfreundlich“ und „klimaneutral“ nur noch verwenden, wenn sie diese nachweisen können. Und: Positive Umweltangaben sind nur zulässig, wenn sie nicht auf Emissionsausgleichen basieren. Öko-Label müssen außerdem unabhängig zertifiziert sein.
Greenclaims Directive: Unternehmen sollen Aussagen zur Umweltfreundlichkeit nur dann auf Produkten bewerben und durch Siegel auszeichnen dürfen, wenn diese wissenschaftlich belegbar und von unabhängigen Prüfstellen nachweisbar sind. Die Greenclaims Directive ist im Gegensatz zur Consumer Empowerment Directive allerdings noch nicht beschlossen.
Beide Richtlinien sollen Green Washing eindämmen.
Wie fair sind Bio-Siegel für Kleidung?
Für Kleidung gibt es spezielle Bio-Siegel, die ökologische und soziale Standards berücksichtigen. Dazu zählen beispielsweise GOTS (Global Organic Textile Standard) und IVN Best.
Welche Bio-Siegel gibt es für Kosmetik?
Für Kosmetik gibt es spezielle Bio-Siegel wie das BDIH-Siegel, NaTrue und Ecocert. Diese Siegel garantieren unter anderem für:
- biologisch angebaute Rohstoffe
- den Verzicht auf synthetische Duft- oder Konservierungsstoffe
- umweltfreundliche Produktion ohne Tierversuche
Sind Bio-Siegel und Öko-Siegel das gleiche?
Ja, Bio-Siegel und Öko-Siegel bezeichnen dasselbe und werden oft synonym verwendet. Beide Arten von Siegeln kennzeichnen Produkte, die nach den Richtlinien der ökologischen Landwirtschaft hergestellt wurden. Die Begriffe sind in der EU-Öko-Verordnung verankert.
Ist Bio und Fair Trade das gleiche?
Nein, Bio und Fair Trade sind nicht das gleiche, obwohl beide Ansätze nachhaltige und ethische Produktionsweisen fördern. Bio bezieht sich auf die ökologische Landwirtschaft. Fair Trade hingegen konzentriert sich auf faire Handelsbedingungen, gerechte Löhne und soziale Standards für die Arbeiter:innen, insbesondere in Entwicklungsländern. Es gibt Produkte, die sowohl Bio- als auch Fair Trade-zertifiziert sind.
Kommentare
Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.