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Familie Wie viele Bodys braucht ein Baby? Eine Hebamme und eine mini[-]malistische Mutter erzählen, worauf es bei der Ausstattung ankommt.

Familie Wie viele Bodys braucht ein Baby? Eine Hebamme und eine minimalistische Mutter erzählen, worauf es bei der Ausstattung ankommt.

Mit dem Strampler von einer bekannten Fast-Fashion-Kette machte Milena Glimbovski kurzen Prozess: „Ich habe ihn meiner Mama zurückgegeben“, erzählt die Berlinerin, während ihr sechs Monate alter Sohn im Hintergrund auf seiner Krabbeldecke fröhlich gluckst.

Glimbovski ist es eigentlich gewohnt, ihre Prinzipien zu verteidigen. Bereits mit Mitte zwanzig gründete sie den ersten plastikfreien Supermarkt in Deutschland. Den Body ihrer Mutter zurückzugeben fiel aber sogar ihr schwer: „Meine Mutter hat es ja nur gut gemeint“, sagt sie. „Den Konflikt muss man trotzdem kurz aushalten, sonst bekommt man bald wieder etwas, das man moralisch nicht gut findet.“

Das kennen sicherlich viele Eltern: Ein Baby verändert den Blick auf die Welt und schärft das ökologische Bewusstsein. Zugleich fließen Massen an Kleidung, Spielzeug und Accessoires in den Familienhaushalt. Etwa 2,5 Milliarden Euro – oder 1 097 Euro pro Näschen – gaben die Deutschen 2017 für die Ausstattung von Babys und Kleinkindern aus.

Dass „Kind“ und „Konsum“ nicht zwingend zusammengehören, wollten Glimbovski und die Kleinkindpädagogin Susanne Mierau mit einem Buch beweisen: „Einfach Familie leben“ enthält Tipps, wie man im Alltag bewusster einkauft und nachhaltige Routinen durchhält. „Wir wollten auch zeigen, welche Bedürfnisse kleine Kinder eigentlich haben“, sagt Glimbovski.

Die Richtigen unterstützen

Die wirklich essenziellen Dinge sollte man gut auswählen, findet Milena Glimbovski. Die Lieferketten der Produkte für ihren Sohn sollen möglichst kurz sein; die Sachen ressourcenschonend und sozialverträglich hergestellt. „Ich suche bewusst nach Herstellern aus Deutschland – und Bio ist für mich eh logisch“, sagt sie. Selbst, wenn sie eine Hose vom Flohmarkt oder bei der Online-Tauschbörse Mamikreisel kauft, ist ihr das wichtig: „Nur so unterstützt man indirekt die Richtigen.“

Möglich sei das, weil sie weniger, aber besser einkauft: „Ich spare nicht nur Zeit und Nerven, sondern auch viel Geld, das ich dann für hochwertige Sachen ausgeben kann“, sagt Glimbovski. Die Frage, wie viele Bodys ein Baby braucht, beantwortet sie genau: gerade sind es fünf. „Wir verwenden solche aus Wolle-Seide-Gemisch. Die sind auch gebraucht noch ein bisschen teurer, aber fühlen sich wunderbar an.“

Auch die Berliner Hebamme Jana Friedrich verwendete solche Bodys bei ihren beiden Töchtern. Sie warnt davor, für Neugeborene zu viel in Größe 50 zu kaufen: „Notfalls krempelt man eben mal die Ärmel um, die Kleinen wachsen doch so schnell.“ Für Babykleidung empfiehlt sie generell nur Naturfasern – wie Baumwolle, Leinen, Hanf, Seide oder Schurwolle. „Natürliche Fasern helfen dem Baby bei der Wärmeregulierung und transportieren die Feuchtigkeit gut ab“, erklärt sie.

Friedrich ist mitunter entsetzt, wieviel Plastik für Babyprodukte verwendet wird. Bettwäsche aus Synthetikfasern erzeuge zum Beispiel ein ungünstiges Schlafklima: Atmungsaktive, giftstoff-freie Matratzen und Schlafsäcke seien wichtig, damit das Baby in einer angenehm kühlen und trockenen Umgebung schläft.

Die Angst, etwas falsch zu machen oder nicht genug zu leisten, begleitet Mütter und Väter, sagt Friedrich. Manche kompensieren dann mit Konsum ihre Unsicherheit. Um die Informationslücke zu schließen, teilt sie das
uralte Wissen ihrer Branche unter www.hebammenblog.de. Die eigene Hebamme ersetze die Recherche im Internet aber nicht. Sie sei immer die beste Quelle, wenn es um Babypflege und die Ausstattung geht. „Zeigen sie ihrer Hebamme doch vor dem Einkaufen ihre Liste, bestimmt wird sie einiges durchstreichen und die wirklich guten Dinge empfehlen“, rät Friedrich.

Zusatzstoffe meiden

Ein Baby brauche zum Beispiel nur einige ausgewählte Pflegeprodukte – für die Haut und besonders den Windelbereich. „Manche Wickeltische sind ja so vollgestellt wie ein Regal in der Drogerie“, sagt Friedrich. Wer beim Baden gern eine Waschlotion benutzen möchte, sollte einen leicht sauren PH-Wert von 5,5 wählen und auf Konservierungsstoffe verzichten. Bei kalten Temperaturen empfiehlt Friedrich eine schützende Wind-und-Wetter-Creme mit pflanzlichen Ölen, ohne belastende Zusätze wie Parabene oder Silikone.

Sanfte Naturkosmetik sei insgesamt am besten für empfindliche Haut, denn jeder Zusatzstoff in Cremes und Salben könnte einer zu viel sein. „Viele Babys bekommen schon von den Duftstoffen in Feuchttüchern wunde Stellen.“ Stattdessen sollten Eltern zu Hause so oft wie möglich zu einem weichen Waschlappen und Wasser greifen.

Gereizten Babypopos beugt eine gute Wundcreme oder Heilwolle mit natürlichem Lanolin vor; einfach in die Windel gelegt. Geht es nach Friedrich, besteht auch die aus Naturfasern und ist wiederverwendbar. „Mittlerweile gibt es so tolle Stoffwindel-Systeme, da kann man auf die Kunststoff-Variante getrost verzichten“, sagt sie.

Das findet Milena Glimbovski auch. Und trotzdem war sogar sie als Zero-Waste-Expertin schon kurz davor, auf Öko-Wegwerfwindeln umzusteigen. „Die Stoffdinger sind ständig ausgelaufen, ich konnte irgendwann nicht mehr.“ Eine Windelberaterin hat das Blatt gewendet: Seither hält die Buxe. Glimbovski rät darum: „Investiert euer Geld in gute Beratung, das erleichtert das Wickeln genauso wie das Tragen oder das Stillen.“

Weil sie sich vorher gut informiert hatte, fühlte Glimbovski sich nach der Geburt ihres Sohnes mit den wichtigen Dingen rundum ausgestattet, etwa mit ihrem öko-fairen Kinderwagen. „Ich hätte aber meine Freunde und Familie lieber um mehr Hilfe bitten sollen“, sagt sie. Sei es um ein frisch gekochtes Essen oder einen kurzen Spaziergang mit dem Baby. Ein Trend-Accessoire steht eben ganz oben auf der Wunschliste von fast allen Eltern: mehr Zeit.

Tipps von unserer Autorin*

Zum Wünschen und Schenken

Bald wird ein Baby zur Welt kommen? Wir haben da ein paar sinnvolle Ideen:

  • Ein Bio-Schurwoll-Overall ab Größe 80 übersteht die ersten Spielplatz-Abenteuer.
  • Ein wertvolles Bio-Öl für pflegende Streicheleinheiten. Mit Gutschein für einen Baby-Massagekurs?
  • Ein nachhaltig hergestelltes Pucktuch mit Wickel-Anleitung: Macht nervöse Babys froh.
  • Ein Bio-Beißring aus Naturkautschuk. Gegen fieses Jucken im Mund.
  • Eine auslaufsichere Edelstahldose. Mit den ersten Zähnen kommt auch die Neugier auf festes Essen.

*Rebecca Sandbichler hat drei Kinder im Alter von vier bis acht Jahren und kennt darum die wichtigsten Eltern-Helfer.

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