Als der Niederländer Boyan Slat im Juni 2014 seine Crowdfunding-Kampagne startete, wurde er von vielen Seiten belächelt, Kritiker hielten die Pläne für unrealistisch. Dennoch konnte der 24-Jährige die benötigten 2 Millionen US-Dollar mit Unterstützung von 40.000 Supportern einsammeln. Seine Erfindung ist eine Art Schwimmbarriere für Plastikteile, die einer übergroßen Schwimmnudel gleicht. Mit Hilfe von kilometerlangen Röhren aus Gummi und einem vorhangartigen Sieb unterhalb der Wasseroberfläche soll das Plastik aus dem Wasser gefischt werden.
Am 8. September dieses Jahres startete das „System 001“ in der Bucht von San Francisco und ist jetzt Richtung Nordpazifik unterwegs, um dort eines der fünf großen Plastikmüllfelder in den Weltmeeren, das „Great Pacific Garbage Patch“, zu reinigen.
Und der Student der Luft- und Raumfahrttechnik ist nicht allein in seinem Vorhaben, die Weltmeere, Flüsse, Seen und Gewässer von Plastikmüll zu befreien. Wir stellen weitere Projekte, Initiativen und Organisationen vor.
Pacific Garbage Screening
Das Projekt Pacific Garbage Screening (PGS) kommt aus Deutschland und wurde von der Aachener Architektin Marcella Hansch ins Leben gerufen. Die Idee entwickelte sie ursprünglich in ihrer Masterarbeit: Eine schwimmende Plattform, deren spezielle Bauweise es ermöglichen kann, Plastikpartikel aus dem Wasser zu filtern. Der Ansatz funktioniert ohne Netze – so werden Meereslebewesen nicht gefährdet. Zudem soll die Plattform energetisch autark arbeiten.
WasteShark
Eine staubsaugerähnliche Drohne, die durch das Wasser schwimmt und dabei Plastikmüll, Mikroplastik und Daten über die Umwelt sammelt. Zuerst im Hafen von Rotterdam gestartet, sind Pkw-großen Geräte mittlerweile auch im Hafen von Dubai tätig. Durch den Einsatz bereits im Hafen soll verhindert werden, dass der Müll aufs offene Meer getrieben wird. Die autonome Wasser-Drohne kann bis zu 16 Stunden am Stück rund um die Uhr eingesetzt werden – Sensoren verhindern dabei, dass sie mit anderen Verkehrsteilnehmern zusammenstößt. Der sich 35 cm unter dem Wasserspiegel befindende „offene Mund“ des künstlichen Hais kann ungefähr 500 kg Müll aus dem Wasser sammeln. Das Plastik wird anschließend bearbeitet.
The Plastic Bank
Einen ganz anderen Ansatz haben David Katz und Shaun Frankson in Haiti entwickelt: Nämlich Plastikmüll als Währung – um so zu verhindern, dass dieser überhaupt im Meer landet. Menschen können den Müll gegen andere Güter eintauschen, die getauschten Kunststoffe werden anschließend recycelt und weiterverkauft. Aus Plastikmüll wird damit „Social Plastic“, durch dessen Einkauf große Unternehmen das Säubern der Meere sowie das Einkommen der Bevölkerung vor Ort unterstützen. Schon mit dabei sind unter anderem Firmen wie Lush und IBM.
Fishing for Litter
Das Ziel von „Fishing for Litter“, einem Projekt der Umweltorganisation KIMO, ist es, die Fischer-Industrie in den Einsatz für ein plastikfreies Meer einzubeziehen. Fischer werden mit großen Säcken ausgestattet, in denen sie den Müll aufsammeln, der beim Fischfang zwangsläufig mit im Netz landet. Damit dieser nicht aufgrund von Kosten oder Kapazitätsgründen wieder im Meer landet, bietet Fishing for Litter mit bereitgestellten Sammelstellen in den Häfen eine kostenfreie und umweltgerechte Müllentsorgung für alle teilnehmenden Fischer an. An deutschen Häfen der Nord- und Ostsee wird KIMO durch den NABU vertreten.
Seabin
Die zwei australischen Surfer Peter Ceglinski and Andrew Turton haben „Meeresmülleimer“ entwickelt, die ähnlich wie die WasteSharks in Häfen zur Reinigung eingesetzt werden sollen. Die Seabins sind mobil, schwimmen an der Wasseroberfläche und filtern mit Hilfe einer elektrischen Pumpe das Plastik aus dem Wasser. Zudem wird das Wasser mit einem Ölfilter gereinigt. Seit 2017 werden die schwimmenden Mülleimer an einigen Häfen weltweit eingesetzt.
Clean Oceans International
Hinter„Clean Oceans International“ (COI) steckt eine Non-profit-Organisation aus Kalifornien. 2008 gegründet wurde zuerst mit einer Art Schleppnetz Müll aus dem Meer gefischt. Mittlerweile liegt der Fokus mehr auf dem Recyclen von Plastik – plastic to fuel (P2F) – gemeinsam mit der Firma EcoFuel arbeiten sie an kleinen Reaktoren, die Plastik in Brennstoff verwandeln.
Healthy Seas
Healthy Seas ist eine branchenübergreifende Initiative, die von zwei NGOs und zwei Textilunternehmen gegründet wurde, um das Problem des Plastikmülls im Meer anzugehen. Die Initiative ist in mehreren Ländern aktiv. Vor Ort entfernen Taucher alte Fischernetze in groß angelegten Aktionen aus den Meeren. Diese werden zu speziellen Nylongarnen recycelt, aus denen wiederum Kleidungsstücke, aber auch Teppiche und andere Textilprodukte produziert werden.
One Earth – One Ocean
Als Maritime Müllabfuhr bezeichnen sich die Köpfe hinter„One Earth – One Ocean“ (OEOO), einem Umweltschutzverein aus München. Mit einem speziell umgebauten Katamaran, der „Seekuh“, soll Plastikmüll aus dem Wasser gefiltert werden. Dieser wird dann recycelt oder in Öl rückverwandelt. Während Trennung und Recycling des Mülls heute noch an Land erfolgen, plant OEOO in den kommenden Jahren den Bau eines autarken Energieschiffes – dem „Seeelefanten“. Dieses umgebaute Frachtschiff mit Verölungsanlage an Bord produziert aus dem Plastikmüll Treibstoff – dieser kann entweder an Anrainerstaaten verkauft oder für eine mobile Tankstelle auf hoher See verwendet werden. An Bord der Seekuh gibt es ein voll funktionsfähiges Labor mit einem Spektrometer, mit dessen Hilfe Wasserproben analysiert werden können, um nicht nur die Menge des Mikroplastiks, sondern auch die Art der Kunststoffe festzustellen. Im März 2018 wurde das weltweit erste zertifizierte Müllsammelschiff in HongKong der Öffentlichkeit präsentiert.
- Costal Cleanup Day – der Nabu räumt auf
Informationen zu deutschlandweiten Aktionen zum internationalen Küstenreinungungstag am 15. September
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