Kolumne

Wie ich lernte, die Maske zu lieben

Unser Kolumnist Fred Grimm findet, der Mund-Nasen-Schutz ist zum Symbol unserer surreal anmutenden Zeit geworden: ein sichtbarer Schutz gegen die unsichtbare Gefahr durch die Pandemie – beruhigend und beunruhigend zugleich.

Wer auch immer Ende 2020 als „Mensch des Jahres“ auf den Magazincovern leuchtet, ziemlich sicher ist: Sie oder er wird eine Maske tragen. Sie ist zum Symbol unserer surreal anmutenden Zeit geworden; ein sichtbarer Schutz gegen die unsichtbare Gefahr durch die Pandemie; beruhigend und beunruhigend zugleich. Noch immer wirkt der Anblick der maskierten Massen im Straßenbild auf mich wie ein sehr, sehr seltsamer Traum. Die schweigend und im disziplinierten Abstand zueinander Wartenden vor den Geschäften und Cafés, die unheimliche Stille in der U-Bahn, wo wirklich niemand mehr zu sprechen scheint – all dies zeigt die Allgegenwart einer Bedrohung, die wir wahrscheinlich erst in ein paar Jahren so ganz verstehen werden.

Und bis auf einige wenige Covidioten, die mit ihren sogenannten „Zweifeln“ an der mörderischen Kraft des Virus den Hunderttausenden Corona-Toten auf der Welt nachträglich ins Gesicht spucken, hat sich weltweit die überwiegende Mehrheit bemerkenswert schnell mit „Social Distancing“ und Maskentragen arrangiert. Auch wenn Leitartikler und Talkshows, wie üblich, lieber die Lautstarken thematisieren, die Freiheit mit Rücksichtslosigkeit verwechseln, tragen die meisten Menschen ihr Verantwortungs­gefühl buchstäblich im Gesicht. Denn die Maske, so viel wissen wir inzwischen, schützt vor allem unseren Nächsten und so ergibt sich der solidarische Effekt, dass wir umso sicherer sind, je mehr Menschen einen Mund-Nasen-Schutz anlegen.

Bei diesem neuen Krisenaccessoire scheinen der menschlichen Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Mit meiner schwarzen Bio-Baumwollmaske, auf der steht, dass sich hinter ihr ein Lächeln verbirgt, komme ich mir beinahe einfallslos vor. Ich habe herausgestreckte Zungen gesehen, zweite Gesichter und sogar kleine Penisse (auf einem Foto wohl gemerkt, denn die Aufschrift lautet: „Wenn Sie sehen können, was das ist, stehen Sie zu nahe“). Nachthemden, Hochzeitskleider, Fußballtrikots, sogar die Kostüme von Eistänzern wurden zu Masken verarbeitet. Und so viele Blumenmuster wie derzeit in den Straßen sieht man sonst nur auf einer Bundesgartenschau.

Das nackte Gesicht in engen Räumen entlarvt die Egoisten.

Fred Grimm

Die Corona-Schutzmaske ist eine Art Charaktertest: Sie demaskiert jeden, der sich ihr verweigert. Das nackte Gesicht in engen Räumen, das Drängeln und Wüten gegen Abstands- und Anstandsregeln entlarvt die Egoisten. Allen übrigen haftet auf einmal etwas Sanftes, Verletzliches an. Wer die Maske als vorerst leider unabänderliche Einschränkung seines täglichen Lebens akzeptiert, ist auf dem besten Wege dazu, ein besserer Mensch zu werden. Einer, der kapiert hat, dass er nicht allein auf der Welt ist und jeder Mensch, der uns begegnet, unsere höchste Achtsamkeit verdient. Für die Riesenherausforderungen, die nach Corona noch auf uns warten, ist das ein wunderbarer erster Schritt.

Fred Grimm

Der Hamburger Fred Grimm schreibt seit 2009 auf der letzten Seite von Schrot&Korn seine Kolumne über gute grüne Vorsätze – und das, was dazwischenkommt. Als Kolumnist sucht er nach dem Schönen im Schlimmen und den besten Wegen hin zu einer besseren Welt. Er freut sich über die rege Resonanz der Leser und darüber, dass er als Stadtmensch auf ein Auto verzichten kann.

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Kommentare

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Liebe Redaktion,

bisher empfand ich S&K als Bereicherung und schätzte die ganzheitliche Denkweise und Achtung aller Individuen, die aus zahlreichen Artikeln sprach. Die aktuelle Kolumne von Fred Grimm hat dieses Bild leider zerstört. Meinetwegen kann Herr Grimm die Corona-Maßnahmen lieben gelernt haben und darüber berichten, aber das gibt ihm nicht das Recht, Menschen, die anders denken und für die eine Maske keine Option ist, in dieser Art und Weise zu beschimpfen! Herr Grimm schaut grimmig und unwissend auf diese Menschen - gönnt ihnen nicht einmal die Luft zum Atmen! Ihm kommt dabei erst gar nicht in den Sinn, dass viele dieser Menschen, die er als Covidioten beschimpft, zur viel zitierten Risikogruppe, die wir alle laut „Masterplan“ zu schützen haben, gehören könnten. Aber das Absurde ist ja: genau diese Menschen, zu denen bspw Asthmatiker und Herz-Kreislauf-Kranke zählen, dürfen keinen NMS tragen! Ich verlange, dass die Redaktion Herrn Grimm die Kolumne entzieht und künftig Beschimpfungen und Denunziationen im Bioverlag keinen Platz mehr finden!

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karin attner

Hallo Herr Grimm und die Redaktion von Schrot und Korn,
da die Kommentare versehentlich nicht mehr zu sehen sind, helfe ich gerne aus und stelle meinen Kommentar noch einmal ein. Bitte entfernen Sie das Duplikat, wenn die alten Kommentare wieder zu sehen sind. Vielen Dank!
Es gibt viele Menschen, die keine Masken tragen sollten, weswegen der Gesetzgeber von Anfang an Ausnahmen zugelassen hat. Schließlich sollten erhebliche gesundheitliche Risiken ausgeschlossen werden. Wird nur immer öfter vergessen. Auch aufgrund der allgegenwärtigen Diffamierungen nimmt die Mehrheit derer, die lieber keine Maske tragen sollten, lieber gesundheitliche Risiken in Kauf. Gerade die ältere Generation, für die eine erhöhte Kohlendioxidkonzentration sogar gefährlich sein könnte, leidet und vermeidet eher, als sich ein Attest geben zu lassen.
Finden Sie, dass Frauen während der Geburt, Kinder, behinderte Menschen, Menschen mit Asthma oder Lungenkrankheiten oder Herzkrankheiten eine Maske tragen sollten? Missbrauchsopfer, die bei jedem Tragen der Maske ihre Vergewaltigung wieder und wieder erleben? Das wünscht man doch niemandem, oder?
Ich gehöre zu den Menschen die Sie in Ihrem Artikel ansprechen, ich bin ein "Covidiot" ohne Potential, mich weiter zu entwickeln. Denn ich habe ein Attest, aus gutem Grund. Die ständigen Beleidigungen treffen mich sehr. Ich bin plötzlich von normal zu behindert gewechselt. Ich kann und darf keine Maske tragen und bin nun "Abfall" der Gesellschaft, ich kann nicht mehr zum Arzt, zum Anwalt, zu Behörden, jeder normale Lebensmitteleinkauf ist Stress pur - wegen dem Anstarren und der feindseligen Haltung. Wollten Sie das wirklich mit Ihrem Artikel noch befeuern?
Ich habe angefangen zu recherchieren. Weil ich wissen wollte, warum es gerechtfertigt ist, mich aus der Gesellschaft auszuschließen. Mit der Recherche kommt der Zweifel und das Nachdenken. Ob das noch alles so richtig sein kann? Als Dauerzustand für alle Zeiten? Weil ein glückliches Leben geht so nicht, nicht für uns und nicht für unsere Kinder und nicht für unsere Enkel - doch sind wir nicht hier, um glücklich zu sein? In dieser "surrealen Welt" verbleiben für alle Zeiten, in Kontaktlosigkeit und Furcht voreinander, in Ausgrenzung und Diffamierung - das kann doch nicht richtig sein, wenn wir uns als Menschen, als Menschheit weiter entwickeln wollen, oder? Der Zweifel kommt nahezu automatisch, sobald ich den Mut habe, Fragen zu stellen und abweichende Meinungen auch nur anzuhören, denn diese sind nun mal sehr, sehr viel schlüssiger, faktenreicher und fundierter. Wurden nicht auch mal wir Bio-Einkäufer belächelt, karikiert, diffamiert? Wo wären wir heute, wenn es nicht immer wieder Menschen gegeben hätte, die nachgefragt und nicht alles geglaubt hätten?
Wussten Sie zum Beispiel, dass sich Covid19 hervorragend homöopathisch behandeln lässt? Warum wird darüber nur in den indischen Medien berichtet und nicht weltweit? Warum wurden wir nicht von Anfang an massiv aufgeklärt und unterstützt, was wir für unser Immunsystem tun können? Warum wird nicht die gesamte Komplementärmedizin mit ins Boot geholt, um gemeinsame Antworten zu finden? Wenn es Menschen gibt, die keine Symptome haben, heißt das doch, dass deren Immunsystem eine Antwort kennt? Warum wird das nicht erforscht? Wenn Masken wirklich unabdingbar wären, warum wurden sie erst so spät eingeführt? Bei schon lange sinkenden Fallzahlen? Warum sind die Zahlen in Holland ohne Maskenpflicht beim Einkaufen nicht höher, wenn die Maske doch so wichtig ist? Was ist mit den Ländern ohne Lockdown? Es gibt so viele offene Fragen und keine schlüssigen Antworten...
Wussten Sie, dass unser Bundesgesundheitsminister bei Ankündigung der Corona-Warn-App nicht die Wahrheit gesagt hat? Dass er wider besseres Wissen behauptet hat, es wären bereits Labore angeschlossen, wobei die Schnittstellenbeschreibungen erst eine Woche später vorlagen? Ich weiß es aus eigener Anschauung, denn ich bin selber in die laborseitige Entwicklung involviert - und dies ist auch nachzulesen bei der "Zeit". Es ist nur eine "kleine" Lüge, aber mich hat das - ebenso wie meine Kollegen - vollkommen erschüttert. Wie viele solcher kleinen Lügen gab es zuvor schon? Und gab es dann auch "größere" Lügen? Vielleicht in bestem Glauben, uns, das Volk zu schützen, aber dennoch eine Lüge?
Ja, ich gehöre - inzwischen - zu den Zweiflern. Nicht daran, dass es Krankheiten gibt, Viren gibt, Corona gibt, Grippe gibt, tödliche Epidemien gibt. Ich zweifle nur daran, dass das, was wir hier tun, der richtige Weg ist, damit umzugehen. So wie ich daran zweifle, dass Gen-Technik, Atom-Energie und konventionelle Landwirtschaft die Lösung für die Zukunft sind. Genau wie Sie möchte ich eine bessere Welt für uns alle, eine Welt in der wir mit Krankheiten natürlich umzugehen lernen, in der unsere Kinder miteinander spielen dürfen, in der ich in Würde leben und sterben darf.
Ich bitte Sie anzuerkennen, dass wir alle Teile der Menschheitsfamilie sind - auch und gerade wenn wir zweifeln.

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RedaktionInga Schörmann

Liebe Nutzerinnen und Nutzer,
wegen einer technischen Überarbeitung unserer Website sind leider zur Zeit die Kommentare unter diesem und anderen Artikeln nicht mehr zu sehen. Das hätte nicht passieren dürfen und tut uns leid. Wir arbeiten daran, dass sie wieder zu sehen sind und hoffen, dass wir eine Lösung für das Problem bis Montag finden werden.
Viele Grüße,
eure Schrot&Korn-Redaktion

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Tja, wenn man keine Kritik vertragen kann. Das Aushalten von einer anderen Meinung ist eines der wichtigsten Kriterien von Meinungsfreiheit.
In den 80er war alles erlaubt und alles wurde gesagt und das Land ist nicht untergegangen. Heute gibt es nur noch zwei Lager. Das ist dem deutschen Volk als Dichter und Denker unwürdig.
Und dieser dieser Artikel ist das übrigens auch. Mal sehen wann das hier wieder gelöscht wird. Das ist so peinlich und armselig.
Ich sichere jetzt die Seite auf Archive.org... vielleicht hat das jemand schon mal vorher gemacht ;-)

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Walter Hempe

Die Covidioten schlagen zurück: Stiftung Corona-Ausschuss - Pressekonferenz - https://www.youtube.com/watch?v=LJywqr_PVEk
Und wie es Herrn Drosten möglich war, ausgelöst durch einen Facebook-Post, nach wenigen Tagen ohne Virenmaterial einen PCR-Test zu entwickeln, werden wir vielleicht auch erfahren.

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