Leben

Tipps für reine Haut

Aus vielen Badezimmern werden täglich blutige Kämpfe gemeldet. Muss das sein? Schrot&Korn hat die Verursacher des Konflikts, die Mitesser und Pickel nämlich, um Stellungnahme gebeten. Ihre Äußerungen wurden aufgezeichnet von Elke Achtner-Theiß

KEINER mag uns. Alle sprechen schlecht von uns. „Pickel“ sagen sie – wie verletzend das klingt! Selbst wenn wir uns, wie die meiste Zeit unserer Existenz, ganz winzig machen, nennen sie uns „Mitesser“. Als ob wir Schmarotzer wären, ihnen was wegessen wollten. In Wahrheit sind wir friedliche Wesen, tun kaum weh und sind ausgesprochen bescheiden in unseren Ansprüchen.

Hautunreinheiten auszukurieren ist ein Dauerjob. Auch wenn die Therapie stimmt – erste sichtbare Erfolge sind erst nach etwa sechs bis acht Wochen zu erwarten.

Also nicht zu früh aufgeben!

Außerdem haben wir eine gewisse Existenzberechtigung, wie Wissenschaftler herausgefunden haben. Denn wir leiten uns aus den Genen vorgeschichtlicher Nomadenvölker ab, die Jahrtausende lang durch die Wüsten des Orients und Okzidents zogen, dabei Wind und Wetter, Sonne und Sandstürmen trotzen mussten. Wie dankbar die Menschen uns damals waren! Als kleine Talgvorräte haben wir ihre Haut vor der Dürre verteidigt, als feine Hornhäute haben wir uns wie Trutzburgen an ihre Poren gesetzt, um ihnen einen intakten, samtigen Teint zu erhalten. Gerade für junge Leute waren wir wichtig, weil sie attraktiv sein sollten fürs jeweils andere Geschlecht, um sich ordentlich zu vermehren und ihre witterungsbeständige Haut weiterzureichen an künftige Generationen. Was können wir dafür, dass die Nachkommen der Nomaden dauernd in geschlossenen Räumen herumhocken? Sollten sich öfter mal den Mistral um die Nase wehen lassen – schon wäre alles gut!

Schluss mit verhärteten Positionen!

Doch nein, wir wollen keine verhärteten Positionen einnehmen. Wir können uns mit der aktuellen Wohn- und Arbeitssituation der Menschen durchaus arrangieren und schlagen eine friedliche Konfliktlösung vor. Denn wir ziehen eine stille und unauffällige Existenz bei weitem dem spektakulären Coming-out vor, bei dem wir so oft ein vorzeitiges und blutiges Ende finden. Daher geben wir den Nomandennachkömmlingen nun einige Tipps, wie sie mit uns ins Reine kommen.

Unsere genetische Mission lautet: Viel körpereigenes Hautfett sammeln, horten und bei Bedarf an die Oberhaut abgeben. Gegen diese Bestimmung kommen wir nicht an, so wenig wie Wespen gegen einen Obstkuchen. Man hindere uns also nicht zu tun, was wir tun müssen, sondern eröffne uns im Gegenteil „freie Bahn“ in Form von blitzblank geputzten Poren. Bei den Nomadenvölkern hat dies der Wind erledigt, ihre stubenhockenden Nachfahren nehmen viel Wasser und ein spezielles, Fett lösendes Waschzeug – morgens wie abends. Auch die Sandstürme erfordern neuzeitliche Ersatzmaßnahmen, zum Beispiel ein regelmäßiges Peeling. Seesand und anderes Grobzeug eignet sich allerdings nur für die sehr robuste, ledrige Haut. Für Dünnhäuter sind feine Rubbelkörnchen passender. In Bioläden gibt es reiche Auswahl.

Wüstenklima im Badezimmer nachahmen

Ein trockenes Wüstenklima zu imitieren ist schon schwieriger. Lose, transparente Puder helfen ein bisschen. Unvorsichtige Leute tupfen uns zwecks Austrocknung mit hochprozentigem Alkohol ab. Das gefällt uns natürlich. Davon werden wir richtig high und vermehren uns hemmungslos. Wer eine erhöhte Populationsquote vermeiden will, benutzt also ein alkoholarmes Gesichtswasser. Mit Ölen, Cremes oder Salben – und seien sie noch so natürlich und gesund – bleibe man uns bitte ganz von der Pelle. Wir sorgen selbst für hinreichend Fett, auf Konkurrenz reagieren wir allergisch. Als Sonnenschutz oder fürs Make-up empfehlen sich Gels oder superleichte Spezialprodukte. Fast alle Naturkosmetik-Firmen bieten welche an.

Manchmal genügen diese Maßnahmen nicht, weil rebellische Hormone, Stoffwechselstörungen oder Umweltfaktoren uns derart ärgern, dass wir aus der Haut fahren. Dann drängen wir voll Schmerz und Eiter an die Hautoberfläche und hinterlassen unschöne Vulkanlandschaften. Ein leidvoller Zustand für beide Parteien. In dem Fall ist ein Coaching beim Heilpraktiker oder beim Arzt angesagt. Beide bieten verschiedene Möglichkeiten der Konfliktlösung an.

Fazit: Wir suchen die friedliche Koexistenz mit denen, die uns beherbergen. Wir streben ein gewaltfreies, von gegenseitigem Respekt geprägtes Miteinander an, bis wir irgendwann den ersten Lachfalten weichen und so unser Dasein in aller Stille beschließen. Das geht übrigens manchmal schneller, als man denkt.

UV-Strahlung ist zwielichtig

Sonnenbäder galten lange als günstig bei unreiner Haut. Viele Ärzte haben sogar UV-Licht als Therapie eingesetzt. Heute ist diese Methode umstritten. Zwar sorgt UV-B-Strahlung für Austrocknung und Hauterneuerung, doch UV-A-Strahlen fördern die Talgbildung, so dass neue Mitesser vorprogrammiert sind. Auch reagiert etwa ein Drittel der Betroffenen mit verstärkter Entzündungsneigung. Konsequenz für den Alltag: Bei Sonne ein Gel mit hohem UV-Schutz verwenden.

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