Leben

Sensible Haut? Jetzt stärken!

Die Haut schützt, braucht aber zuweilen auch selber Schutz. Im Frühjahr können ihr Pollenallergene zusetzen und sie reizen. Die richtige Pflege macht sie jetzt stark.

Sie ist eine Diva, ihr Repertoire groß: Jucken, Spannen, Kribbeln, Brennen, Stechen. Sensible Haut braucht immer besondere Aufmerksamkeit. Doch es ist wie mit allen Diven, sie lassen sich selten umerziehen. In der Regel hilft nur, sie zu umsorgen, zu verwöhnen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen – so verärgert man sie am wenigsten. Gerade im Frühjahr gibt es einen Grund mehr dafür: Die kleinen, gemeinen Blütenpollen haben es nicht nur auf Schleimhäute und Augen abgesehen, sondern können auch die Haut irritieren. Dies ergab eine Studie von Professor Dr. Jürgen Lademann von der Berliner Charité. Mit bildgebenden Verfahren konnte er zeigen, dass Pollenallergene in Haarfollikel – das heißt dort, wo das Haar auf der Haut wächst – eindringen und dort allergische Reaktionen auslösen können. Den winzigen Partikeln gelingt dies vor allem dann, wenn die natürliche Hautbarriere, eine unsichtbare Schicht aus Hauttalg und Schweiß, die uns von Kopf bis Fuß umgibt, geschwächt ist.

Ausgelaugt und trocken

Hinzu kommt: Jetzt am Ende des Winters, der mit Minusgraden, Wind und trockener Heizungsluft an der Haut gezehrt hat, ist die Haut oft ausgelaugt und gestresst. Anzeichen dafür sind beispielsweise raue und trockene Stellen, die sich manchmal schuppen. Nach dem Baden oder Duschen verstärken sich die Beschwerden. Die Haut kann rot gefleckt aussehen. Das Gesicht ist davon besonders betroffen. Die Haut ist hier dünner als an anderen Körperstellen und vielen Belastungen ausgesetzt. Mit dem Alter lässt zusätzlich die Talgproduktion nach, die Hautbarriere bietet weniger Schutz. Die Haut verliert verstärkt Feuchtigkeit, das macht sie noch empfindlicher.

Reizend? – Gar nicht gut!

Für sensible Haut sind aggressive Substanzen selbstverständlich tabu. Das beginnt bereits bei der Reinigung. „Häufig gebrauchte chemisch-synthetische waschaktive Substanzen – sogenannte Tenside – können den schützenden Wasser-Fett-Film, also den Hydrolipidmantel, auflösen“, sagt Claudia Ehle. Die ausgebildete Naturkosmetikerin leidet selbst an Neurodermitis und kennt sich mit empfindlicher Haut nur zu gut aus. Über ihre Erfahrungen hat sie gerade ein Buch geschrieben (Titel: Hautsache gesund!). Sie weiß: Gesunde Haut braucht neben Fett vor allem viel Feuchtigkeit. Eine einseitige Versorgung ausschließlich mit Ölen oder paraffin- und silikonhaltigen Cremes könne die Haut jedoch zusätzlich aus dem Gleichgewicht bringen, so Ehle: „Reine Ölprodukte trocknen die Haut mit der Zeit aus, synthetische Fette in Cremes tragen zur Entstehung von Pickeln und Mitessern bei.“

„Viele vertragen auch die Konservierung nicht, das Parfüm oder Emulgatoren“, warnt Buchautorin Ehle. Chemisch-synthetische Emulgatoren wie Natriumlaurylsulfat oder Sodiumlaurylsulfat in herkömmlicher Kosmetik gehören bei sensibler Haut beispielsweise auf die Rote Liste. Außerdem wichtig: Emulgatoren, die in einer Lotion dafür sorgen, dass sich fetthaltige und wässrige Bestandteile nicht trennen, wirkten beispielsweise auch im natürlichen Wasser-Fett-Film der Haut. Dieser sei letztlich nichts anderes als eine körpereigene Emulsion. Das aber störe das gesunde Hautgefüge zusätzlich.

Auch Alkohol in der Kosmetik ist bei empfindlicher Haut kritisch. „Alkohol wirkt desinfizierend, weshalb er gerne als Konservierungsmittel eingesetzt wird, er kann aber die Haut stark austrocknen“, sagt Ehle. Bei Duftstoffen sei generell Vorsicht angebracht. Hier gehören allerdings nicht nur chemisch-synthetische ins Visier, sondern ebenfalls natürliche aromatische Zutaten wie ätherische Öle, beispielsweise aus Zitrusfrüchten. Naturkosmetikerin Claudia Ehle rät bei sensibler, gereizter Haut außerdem alles Überflüssige wegzulassen, etwa Anti-Aging-Substanzen oder exotische Pflanzenwirkstoffe.

Ganz ohne Pflege- und Wirkstoffe ist empfindlicher Haut jedoch auch nicht gedient. Was also ist das Richtige, um sensible Haut zu umschmeicheln und milde zu stimmen? An erster Stelle steht das Regenerieren der Hautbarriere, denn sie hält Bakterien und andere schädliche Substanzen fern und bewahrt die hauteigene Feuchtigkeit. Claudia Ehles Ratschlag: „Wählen Sie grundsätzlich Reinigungsprodukte mit milden Zuckertensiden wie es sie im Bio-Handel gibt und waschen Sie das Gesicht nur mit lauwarmem Wasser und einer milden Reinigungslotion.“ Anschließend braucht die Haut genügend Zeit, sich zu regenerieren und den Schutzmantel wieder aufzubauen. „Das kann, je nach Hautzustand zwischen zwei und sechs Stunden dauern“, sagt Ehle. Eine Rückfettung mit einer Creme hilft ihr dabei. Spezielle Produktserien für sensible Haut bieten verschiedene Naturkosmetikhersteller. Wichtige Zutaten darin sind Pflanzen- und Samenöle, beispielsweise von Nachtkerze oder Jojoba, die die Haut mit wertvollen ungesättigten Fettsäuren versorgen. Diese Fettsäuren haben große Ähnlichkeit mit unseren körpereigenen im Hydrolipidmantel. Die Haut kann diese Fette optimal aufnehmen und so die Barriereschicht verstärken.

„Der Fettgehalt beziehungsweise die Reichhaltigkeit sollte sich dabei nach dem persönlichen Hautgefühl richten. Im Akutzustand kann es sogar sinnvoll sein, die Haut am Tag öfter nachzucremen“, empfiehlt Naturkosmetikerin Ehle. Hilfreich sind auch beruhigende Pflegestoffe, die etwa aus Aloe vera oder Haferkleie stammen können.

Individualität mit Gespür

Was die individuell passende Pflege betrifft, helfe nur ausprobieren, so Expertin Ehle. „Es gibt kein Patentrezept, bei sensibler Haut muss man einfach vorsichtig sein und tes-ten, welches Produkt man verträgt“. Eine Beratung im Geschäft durch naturkosmetisch geschultes Personal unterstützt dabei und hilft bei der Suche nach spezieller Kosmetik für sensible Haut. Ein Tipp: Achten Sie auf kurze Zutatenlisten. So muss sich die Haut nur mit wenigen Substanzen auseinandersetzen.

Spezialisten für sensible Haut

Nachtkerze
Das Öl der Samen bietet mit ungesättigten Fettsäuren, darunter Linol- und Gamma-Linolensäure entzündungshemmendes Potenzial. Es hilft trockener, schuppiger Haut zu regenerieren.

Mittagsblume
In trockenen Gebieten überlebt sie mittels feuchtigkeitsspeichernder Substanzen. Diese unterstützen auch den Feuchtigkeitshaushalt von trockener Haut und helfen ihr ins Gleichgewicht.

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