Aus der cosmiaLäuft bei dir? – Wieso wir Schwitzen

Ob Sommerhitze, Stress oder Hormone: Schwitzen ist mehr als nur ein lästiges Übel. Wie der Körper durch Schweiß kühlt, warum wir riechen – und was wirklich hilft.

Überhitzungsgefahr? Sofort sendet die Haut eine SMS ans Hirn: Kühlen! Alles Weitere übernimmt das vegetative Nervensystem. Die Blutzirkulation steigt, die Haut wird rot, Blutgefäße weiten sich – und Wasser marsch! Rund drei Millionen Schweißdrüsen werden aktiv. Und das nicht nur bei Hitze. Auch Stress, Angst oder sexuelle Erregung lösen Schwitzen aus. Gut so, denn Schweiß hat vielfältige Aufgaben: Er reguliert die Körpertemperatur, schützt unsere Haut und er sendet Duftbotschaften aus. 

Was beim Schwitzen im Körper passiert

Produziert wird er von „ekkrinen“ Schweiß- sowie „apokrinen“ Duftdrüsen. Letztere sorgen für individuellen Körperduft und für Beziehungen mit Menschen, die wir „gut riechen“ können. Duftdrüsen sind da, wo Haare wachsen, etwa auf dem Kopf, unter den Achseln oder in der Schambehaarung. Sie sondern fett- und eiweißhaltiges Sekret mit hohem pH-Wert ab. Ein Festmahl für die Bakterien der Hautflora. Das sind je nach Geschlecht verschiedene und sie bescheren Männern einen scharfen, Frauen einen säuerlichen Geruch. Das gilt auch für reinliche Naturen: Egal wie oft man sich wäscht, die hormonell gesteuerten Drüsen sorgen für Nachschub. Sie werden erstmals in der Pubertät aktiv – und stürzen Teenager ins Geruchschaos.

3 Tipps für natürlich frische Achseln im Sommer

Junge Frau zeigt lächelnd ihre Achseln
  1. Oldies but Goldies: Waschlappen
    Deos oder Antitranspirantien wirken am besten auf frisch gewaschener Haut. Also vorher die Achseln mit einem angefeuchteten Waschlappen reinigen. (Lässt sich in einer Wetbag plus Minihandtuch auch für unterwegs einpacken.)
  2. Achsel-Detox
    Für die extra Pflege der empfindlichen Achselpartie empfiehlt Lavera eine Maske: Kichererbsenmehl, Heilerde und Sojajoghurt zu gleichen Teilen mischen und auftragen. Nach 10 bis 15 Minuten abwaschen.
  3. Salbei-Ehrenpreis-Fußbad
    10 g getrockneten Salbei und Ehrenpreis mit 50 ml Alkohol mischen und 4 Wochen ziehen lassen – abseihen, 1 EL des Auszugs in warmes Wasser geben und die Füße 15 Minuten darin baden (aus: „Gewürze und Kräuter in der Naturkosmetik“ von Justine Strupp).

Ekkrin vs. apokrin: die zwei Arten von Schweißdrüsen

Deo oder Antitranspirant - was ist besser?

Die klassischen, ekkrinen Schweißdrüsen sitzen wie kleine Knäuel in der unteren Lederhautschicht am ganzen Körper. Besonders viele haben wir in den Fußsohlen, Handflächen und Achseln. Ekkriner Schweiß besteht zu 99 Prozent aus Wasser. Dazu kommen 0,5 Prozent Kochsalz sowie Stoffwechselprodukte wie Harnsäure, Ammoniak, Zucker oder Milchsäure. Ein saurer Mix, der zur Hautschutzbarriere beiträgt, die unerwünschte Bakterien, Viren oder Pilze abwehrt. Frisch ist ekkriner Schweiß geruchlos. Erst wenn Bakterien ihn zersetzen, beginnt er etwa nach Käse oder Curry zu riechen. 

Wer das vermeiden will, greift gerne zu Deos oder Antitranspirantien. Deos überdecken oder neutralisieren den Geruch. Sie beinhalten Wasser und pflegende Öle plus sogenannte Emulgatoren, die beides verbinden. Konventionelle Kosmetik nutzt dafür oft erdölbasierte, Naturkosmetik dagegen hautähnliche, überwiegend pflanzliche Fette. Hauptwirkstoffe des Antitranspirants sind Aluminiumsalze. Sie reduzieren die Aktivität der Duftdrüsen um 20 bis 60 Prozent (mehr dazu siehe Interview rechts). Leider gelten Eigengerüche und Schweißflecken als ungepflegt, was für typbedingt stark schwitzende Personen Stress und so womöglich noch mehr Schweiß bedeutet. Dermatologen empfehlen ihnen vollwertige Ernährung und Verzicht auf Alkohol und Kaffee sowie luftige Kleidung aus Naturmaterialien oder hautverträgliche Funktionswäsche. 
 

Drei Fragen an: Meike Schröder

Dr meike schroeder

Meike Schröder, Dermatologin. Sie betreibt eine Hautarzt-Praxis 
in Berlin, in der sie auch Hyperhidrose, also verstärkte Schweißbildung, behandelt.

  1. Kann man Schwitzen trainieren, etwa indem man regelmäßig Sport treibt oder  in die Sauna geht?
    Ja, denn beides fördert die Schweißregulierung. Wie stark man jedoch in bestimmten Situationen schwitzt, bestimmt das vegetative Nervensystem – und das lässt sich nicht beeinflussen. Es betrifft meist die Achseln, kommt aber auch an Händen und Füßen vor. Im Alltag ist das etwa beim Händeschütteln ein Problem oder wenn man nicht richtig zugreifen kann. Wir haben viele Patientinnen und Patienten, die bei uns Abhilfe suchen, weil sie unter verstärktem Schwitzen leiden.
  2. Was hilft Menschen, die zu  übermäßiger Schweißbildung neigen?
    Es gibt zwei Methoden: systemisch oder örtlich. Unter sys-
    temisch versteht man eine Behandlung von innen, etwa durch die Einnahme von Salbeidragees. Örtlich meint etwa Entfernung der Schweißdrüsen durch Lasern, Hemmung des Schwitzens durch Botox-Spritzen in die Achselhaut oder eine Behandlung mit Aluminium-
    salzen, die die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen verengen.
  3. Aluminiumsalze sind ja auch in vielen Antitranspirantien enthalten – aber haben die nicht gefährliche Nebenwirkungen?
    Eine Studie von 2014 legte nahe, dass diese Salze Krebs und Alzheimer auslösen. Die Studienlage war dünn, doch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnte sicherheitshalber. Im Oktober 2023 wurde das revidiert. Nach Analyse der mittlerweile zahlreichen Befunde, die zudem nicht mehr ausschließlich auf Versuchen mit Mäusen beruhten, nahm das BfR die Warnung zurück. Die Verwendung von Aluminiumsalzen als Antitranspirant gilt heute als unbedenklich.

Wann starkes Schwitzen medizinisch abgeklärt werden sollte

Wer jedoch jede Nacht den Pyjama durchschwitzt, sollte die Ursache ärztlich abklären lassen. Wie viel Gesunde schwitzen, hängt ab von Hormonen, Gewicht, Ernährung sowie Gefühlen, etwa Angst vor einer Prüfung. Adrenalin steigert dann die Schweißproduktion an Händen und Füßen. Unseren Vorfahren sollte das beim Davonsprinten oder beim Klettern auf Bäume mehr Halt geben. Übungen wie Yoga können helfen, langfristig gelassener mit Stress umzugehen. Vielleicht entspannt auch das Wissen, wie nützlich Schweißperlen auch heute noch sind. 

Warum schwitzen Menschen?

Schwitzen ist ein wichtiger Schutzmechanismus des Körpers. Es hilft, die Körpertemperatur zu regulieren und verhindert Überhitzung.

Fragen & Antworten rund ums Thema Schwitzen

Was ist der Unterschied zwischen Deodorant und Antitranspirant?

Ein Deodorant neutralisiert Gerüche, ein Antitranspirant reduziert mit Aluminiumsalzen die Schweißproduktion – oft um bis zu 60 Prozent.

Was hilft gegen starkes Schwitzen unter den Achseln?

Luftige Kleidung, Naturkosmetik ohne Aluminium, Achsel-Detox mit Heilerde oder ein Salbei-Fußbad können helfen, Schweiß zu reduzieren.

Wann sollte starkes Schwitzen ärztlich untersucht werden?

Wenn Schwitzen plötzlich sehr stark auftritt oder nächtlich den Schlaf stört, kann eine Erkrankung die Ursache sein – ärztlicher Rat ist dann sinnvoll.

Welche Lebensmittel fördern das Schwitzen?

Scharfes Essen, Alkohol und Kaffee regen die Schweißproduktion an. Auch Übergewicht und Hormonveränderungen können Einfluss haben.

Veröffentlicht am

Ein Artikel aus dem Naturkosmetik-Magazincosmia

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cosmia 02/2025 Sommerausgabe

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