Leben

Augen richtig schminken mit Naturkosmetik

Tagescreme, Wimperntusche und Lipgloss – mehr benutzt unsere Autorin gewöhnlich nicht. Für uns hat sie sich in die Hände einer Kosmetikerin gewagt, die ihre Augen mit dezentem „Mehr“ zum Strahlen bringt.

Strähniges Haar, rot geäderte Haut um die Augen und um Jahre gealtert, so fotografierte ein Paparazzo kürzlich Calista Flockhart, Star der Ally McBeal-Serie. Und Sharon Stone, der heiße Feger aus Basic Instinct, wurde bleichgesichtig mit Augenringen und Pigmentflecken erwischt. Solche Tage, an denen man sich am liebsten unter einer Kapuze und hinter einer Sonnenbrille verstecken möchte, kennt jede Frau. Natürlich sagen die Fotos auch: Stars sind ohne Make-up auch nur durchschnittlich schön. Kritisch mustere ich mein eigenes Spiegelbild, als ich die ersten Minuten am Schminktisch im Kosmetikstudio Mainraum in Frankfurt-Sachsenhausen sitze. Theresa Schütz, ausgebildete Make- up-Artistin, überlegt gerade, welche Farben zu meinem Typ passen.

Naturkosmetik hat viel Dekoratives

Ich habe rötliche Haare, Sommersprossen und einen hellen Teint. „Grüntöne stehen Ihnen sehr gut“, findet sie. Theresa hat jahrelang Models, Stars und Sternchen für Film, Fernsehen und Foto-Shootings geschminkt. „Diese Branche war für mich nur ein Zwischenschritt und wichtig, um viel zu lernen“, erzählt die junge Frau mit dem fest zurückgebundenen Pferdeschwanz. In ihrem Schminkkoffer steckten zu dieser Zeit vor allem konventionelle Produkte. Jetzt ist die 27-Jährige froh, dass sie ausschließlich mit Naturkosmetik arbeiten kann. „Ich bin mit Naturkosmetik aufgewachsen, meine Mutter hat, solange ich mich erinnern kann, nie etwas anderes benutzt“, sagt Theresa. 2012 eröffneten Mutter und Tochter das kleine Naturkosmetik-Studio Mainraum. Heike Schütz ist ausgebildete Kosmetikerin und für die Gesichtsbehandlungen zuständig, die Tochter für das Make-up.

Theresa selber hat einen makellosen Teint, exakt gezupfte Augenbrauen, grau-blauen Lidschatten, schwarz getuschte Wimpern und trägt ein klassisches Lippenrot. Sehr dezent. Ihr Look gefällt mir. Und anderen Kunden offenbar auch. Sie wollen genauso wie Theresa ihr Aussehen mit Naturkosmetik betonen.

Trend- oder typgerecht – oder beides?

„Zu uns kommen beispielsweise Frauen, deren Haut auf konventionelle Produkte allergisch reagiert und die sich zeigen lassen wollen, wie sie sich mit Naturkosmetik pflegen und schminken können“, sagt Theresa. Als Profi berät sie Kundinnen für einen stilsicheren Auftritt, beruflich wie privat. Sie zeigt ihnen Schritt für Schritt, welches Make-up das Gesicht noch schöner zur Geltung bringt. Mancher Profi-Tipp ist leichter zu realisieren als zuvor gedacht. „Dann können sie es zu Hause selbst nachmachen.“

Ich wünsche mir ein Tages-Make-up, mit dem ich mich nicht angemalt fühle. Meine eigenen Versuche waren bislang eher enttäuschend. Vor allem beim Augen-Make-up fehlt mir das Geschick. Es wirkt immer irgendwie verschmiert und außerdem setzten sich die Farben stets in der Lidfalte ab, erzähle ich ihr und frage die Fachfrau, was gerade farbtechnisch so in Mode ist. Gold-, Silber- und Glitzereffekte, meint die junge Frau und errötet dabei leicht, „aber das würde ich bei Ihnen nicht machen“, sagt sie. Klar, denke ich, ich bin ja keine 20 mehr – und fühle mich in guten Händen.

Wir entscheiden uns für den grünen Lidschatten, den sie mir zu Anfang gezeigt hat. Als erstes lerne ich: Die Applikatoren taugen wenig. Das sind die Dinger mit den Schaumstoffköpfen, die die Hersteller meist mit in die Lidschattensets packen. Das Auftragen der Kosmetik funktioniert besser mit Naturhaar-Pinseln. „Darin kann ich die Farben richtig einarbeiten und individuelle Effekte erzielen“, meint Theresa. Die nächste Erkenntnis: Die Grundlage muss stimmen. Auf die Tagescreme trägt Theresa eine feuchtigkeitsspendende Augenfältchencreme auf und darüber ein leichtes Make-up, passend zu meinem hellen Teint. Die eher fettarme Formulierung kaschiert kleine Unebenheiten und sorgt für einen ebenmäßigen Teint, der dennoch natürlich aussieht.

Dann kümmert sich die Visagistin noch intensiv um die Augenpartie. Mit einem Pinselchen tupft sie ringsherum sorgfältig Concealer auf. „Er hellt Augenschatten auf, deckt rote Äderchen und Hautunreinheiten ab und ist die optimale Vorbereitung für den Lidschatten. So setzt er sich nicht in der Lidfalte ab“, erläutert Theresa. Werde ich mir merken. Schließlich streicht sie mit einem dicken Pinsel, den sie in Transparentpuder getaucht hat, über mein Gesicht. Der soll das Make-up und den Concealer fixieren.

Ich verschwinde unter fünf Schichten, fühle mich aber trotzdem nicht wie unter einer Maske. „Das ist der Unterschied von Naturkosmetik zu konventionellem Make-up“, meint Theresa. Die nächsten zwanzig Minuten widmet sich Theresa meinen Augen. Sie tupft aschfarbenen Puder in meine Augenbrauen, was sie kräftiger und das ganze Gesicht ausdrucksstärker wirken lässt.

In die Lidfalte und auf das bewegliche Lid setzt sie den beigefarbenen Farbton. Bis zu den Augenbrauen! Im unteren Liddrittel, trägt sie den grünen Farbton auf. Anschließend zieht sie mit einem weißen Kajalstift den unteren, inneren Lidrand nach. Mit einem grünen Kajalstift setzt sie Farbpunkte direkt in den oberen und unteren Wimpernkranz, die erscheinen dadurch optisch dichter. Die feinen Härchen bekommen mit einer Wimpernzange noch den richtigen Schwung und mit schwarzer Tusche Ausdruck. Jetzt noch ein Hauch Rouge auf die Wangen und einen dezenten rosé-farbenen Lippenstift – fertig ist das Tages-Make-up.

Theresa drückt mir einen Spiegel in die Hand, damit ich alles ganz genau betrachten kann: Erst weiß ich gar nicht, was ich sagen soll. So viel Farbe im Gesicht ist ungewohnt, aber doch, das gefällt mir. Besonders die Augen sind toll geworden. „Das sieht in ein paar Minuten sogar noch besser aus“, meint Theresa. Durch die Wärme auf der Haut würden die Farben miteinander verschmelzen und Übergänge verschwinden.

Ich verlasse den Laden beschwingt – irgendwie ein tolles Gefühl. Als ich nach Hause komme, schaut mich mein Mann leicht irritiert an: „Hast du im Lotto gewonnen? Deine Augen strahlen so!"

Schmink-Tipps vom Profi

Lidschatten: raffiniert aufgetragen

Ein Sand-Ton oder ein zartes Silber unterhalb der Augenbrauen und im Augeninnenwinkel öffnen das Auge und lassen es wacher und frischer aussehen. Tipp: auf fließende Übergänge achten und Vorsicht mit zu viel Schimmer bei Augenfältchen.

Handwerkszeug

Für das Auftragen von Make-up, Concealer oder Lidschatten steht ein ganzes Arsenal an Naturhaarpinseln verschiedener Stärken im Kosmetikstudio bereit. Auch für zu Hause empfehlenswert.

Wimpern mit Finesse

Für ein gleichmäßiges Ergebnis die Wimperntusche in Zick-Zack-Bewegungen auftragen. So werden auch die feinsten Härchen erfasst. Tipp: Erst unten, dann oben, das verhindert das „Kleckern“.

Die Wimpern krönen

Tut nicht weh: Die Wimpernzange bringt gerade und kurze Wimpern in Form und hebt das Lid optisch an. Den oberen Wimpernkranz fassen und kurz drücken. Wichtig: Vor dem Tuschen einsetzen!

Farbencheck

Welche Farbe passt zum Hautton? Am besten vorher Stifte auf dem Handrücken ausprobieren. Dabei rundet sich die Spitze etwas ab, was sanfter für das Auge ist. Achtung: Schwarzer Kajal wirkt oft zu hart.

Mal Neues wagen

Ruhig mal etwas Neues ausprobieren und vielleicht mal vom Profi beraten lassen? Dann sacken lassen und wenn’s gut war selber machen. Die meisten Tipps der Kosmetikerin kann man in Eigenregie umsetzen.

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