Leben

Ayurveda gegen Schlafstörungen

Tief und fest schlafen – davon können viele nur träumen. Die alte Heilkunst Ayurveda weiß, wie sich erholsamer Schlaf einstellt.

Im Schlaf befinden sich Körper und Geist im Lademodus – vorausgesetzt, der Schlaf ist erholsam. Doch was, wenn die Nächte von unruhigem Herumwälzen geprägt sind? Millionen Menschen kennen dieses Problem. Laut Statista leiden 43 Prozent der Deutschen unter Schlafstörungen, und die Tendenz steigt.

Was zählt als Schlafstörung?

Dazu zählen Probleme beim Einschlafen und Durchschlafen sowie Schlaflosigkeit. Ein paar unruhige Nächte bedeuten aber noch keine Schlafstörung. Wenn die Probleme jedoch länger als drei Wochen andauern, öfter als dreimal die Woche auftreten oder jemand jede Nacht mehr als drei Stunden wach liegt, sollte ein Arzt konsultiert werden. Denn Schlafmangel kann Folgen haben: Er schwächt das Immunsystem und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Depressionen.

Frau sitzt im Bett

Gesundheit

Risiko Schlafmangel: Ursachen, Folgen und Einschlaf-Tipps

Schlechter Schlaf schadet dem Immunsystem, erhöht die Fehlerquote bei der Arbeit und verursacht Verkehrsunfälle. Was sind die Gründe für unruhige Nächte und wie lässt es sich besser schlafen?

Worauf es beim Schlafen ankommt

Ayurveda, die ganzheitlich indische Heilkunst, befasst sich seit über 6000 Jahren mit dem Thema Schlaf. „Er ist neben Ernährung und Bewegung einer der Grundpfeiler eines gesunden Lebens“, sagt Kerstin Rosenberg, Ayurveda-Expertin und Dozentin an der europäischen Akademie für Ayurveda in Birstein. Sechs bis acht Stunden Schlaf pro Nacht werden empfohlen. Wichtiger als die Anzahl der Stunden seien jedoch die Schlafqualität und der Zeitpunkt. „Zwischen 23:00 und 03:00 Uhr laufen wichtige zellerneuernde Prozesse ab, das Gehirn verarbeitet Sinneseindrücke, integriert neues Wissen und transportiert Abfallstoffe ab“, erklärt Rosenberg. Wer in dieser Zeit tief und fest schläft, fühlt sich am Morgen erholt, auch wenn der Schlaf in den frühen Morgenstunden mal unterbrochen ist. „Ruhiges Liegen erholt den Körper ebenfalls, und Atemübungen helfen in solchen Situationen, gelassen zu bleiben“, sagt Rosenberg.

Der Engel-Express

Illustrierter Wecker

Laut Ayurveda bestimmt je nach Tageszeit ein anderes Dosha unsere Gemütslage. Um 22 Uhr endet die ruhige, erdende Kapha-Zeit. „Dann fährt der Engel-Express ab, der einen mit in den Schlaf nimmt“, erklärt Ayurveda-Expertin Kerstin Rosenberg. Wer den sogenannten Engel-Express verpasst, wird oft wieder munter, denn nach 22 Uhr beginnt die hitzige Pitta-Zeit. Diese Energie nutzt der Körper während des Schlafs für Stoffwechselprozesse. Ab 2:00 Uhr nachts ist Vata-Zeit. Der Körper bereitet sich aufs Aufwachen vor, der Schlaf ist leichter. Um 6:00 Uhr setzt erneut die Kapha-Zeit ein, die wieder in tiefen Schlaf führen kann.

Ayurvedische Tipps bei Schlafstörungen

Der Ayurveda bietet weitere Empfehlungen, die es lohnt auszuprobieren: täglich sporteln, früh ins Bett gehen, abends nur Leichtes essen, die letzte Mahlzeit gegen 18:00 Uhr einnehmen, einen gemütlichen Abendspaziergang machen, vorm Zubettgehen keine aufwühlenden Gespräche führen, Handy und Computer ausschalten und keinen Alkohol trinken. Diese Tipps zur Abendroutine empfehlen auch westliche Mediziner. Doch Ayurveda geht mit individuellen Lebensstilempfehlungen auf Basis der Doshas Vata, Pitta und Kapha weiter. 

Die 3 Dosha-Typen

  • Menschen mit einer Vata-Konstitution sind feingliedrige und sensible Persönlichkeiten, die sich durch einen schmalen Körperbau, trockene Haut sowie künstlerische Fähigkeiten auszeichnen. 
  • Pitta-Menschen sind sehr dynamische, erfolgreiche und eindrucksvolle Persönlichkeiten. Sie verfügen über sehr viel Energie und sind körperlich und geistig sehr leistungsstark.
  •  Kapha-Menschen zeichnen sich durch innere Stärke und Stabilität aus. Sie sind kräftig gebaut, verfügen über ein gutes Immunsystem und sind ruhevoll im Umgang mit anderen und sich selbst.

Weitere Schlaftipps findet ihr hier:

Die besten Einschlaftipps: Mond, Sterne, Schlafmasken auf dunklem Grund.

Leben

Einschlaftipps für eine bessere Nachtruhe

Schwierigkeiten beim Einschlafen? Hier gibt es praktische Tipps für besseren Schlaf und ein erfrischtes Aufwachen.

Diese Energien bestimmen den Rhythmus der Natur und wirken auch im Menschen, beeinflussen seine Konstitution, Resilienz und Persönlichkeit. Das am stärksten ausgeprägte Dosha bestimmt die Persönlichkeit. Sind Doshas nicht in Balance, zeigt sich das durch Störungen: Der nervöse Vata-Typ hat oft Probleme mit dem Einschlafen, die feurigen Pitta-Typen können oft nicht durchschlafen, und der gemütliche Kapha-Typ fühlt sich auch nach neun Stunden noch nicht ausgeschlafen. Ayurveda steuert dagegen mit individuellen Empfehlungen: Ernährung mit speziellen Gewürzen, Bewegung, Entspannungsübungen und spezielle Öl-Massagen, immer individuell passend zur Dosha-Konstitution. 

Ayurveda-Experten finden

Eine Liste mit ausgebildeten Ayurveda-Expertinnen und -Experten gibt es beim Verband Europäischer Ayurveda-Mediziner und -Therapeuten e.V. 

Für guten Schlaf gilt im Ayurveda grundsätzlich: Ab dem Nachmittag sollte das Energielevel abflachen. „Dann stellt sich am Abend eine wohlige Bettschwere ein“, sagt Rosenberg. „Mit flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice haben die Menschen mehr Freiräume, um das umzusetzen.“ In Australien haben Angestellte seit Kurzem ein Recht auf Abschalten. Das Gesetz legt fest, dass Arbeitnehmer nach Feierabend nicht mehr erreichbar sein müssen. 

Ayurveda gegen Schlafstörungen

Probleme beim Ein- oder Durchschlafen? Wir haben fünf leicht umsetzbare Tipps aus dem Ayurveda – von Atmung bis Ernährung – für Sie herausgesucht: 

  • Sport: Es kommt auf den Zeitpunkt an 
    Sport baut Stress ab und macht müde. Wer sich täglich bewegt, tut also etwas für seinen Schlaf. Kontraproduktiv ist anstrengender Sport am Abend, beispielsweise flottes Joggen. Der Kreislauf kommt auf Touren und die Muskeln glühen, an Schlaf ist meist nicht zu denken. 

  • Ernährungstipp: Schlummertrunk mit Ashwaganda 
    Warme Bio-Milch oder Bio-Mandelmilch mit drei bis vier Safranfäden, ¼ TL Kardamom, 1 Messerspitze Muskat, ¼ TL Ashwaganda (indischer Ginseng) und einer Prise Vollrohrohrzucker oder Honig sanft erhitzen. Gut umrühren und die Milch in kleinen Schlucken trinken. Pitta-Typen können etwas Ghee (Butterreinfett) zugeben, Kapha-Typen eine Prise Kurkuma. 

  • Massage mit Johanniskrautöl 
    Vor dem Zubettgehen eine Massage von Fußsohlen, Kreuzbein und Nacken mit warmem Öl. Beruhigend wirken Johanniskrautöl oder Kshirabala-Thaila (spezielles ayurvedisches Kräuteröl auf Basis von Sesamöl).

  • Entspannen und bewusst atmen 
    Entspannungsübungen und Körperreisen: Hierzu den Körper aktiv an- und entspannen, den Atem bewusst durch alle Körperteile ein- und ausfließen lassen, dabei eventuell in jedem Atemzyklus bis vier zählen. Oder währenddessen eine Tagesrückschau üben, bei der Sie alle Erlebnisse, Empfindungen und Eindrücke des Tages (rückwärts vom Abend zum Morgen) Revue passieren lassen, um sich dann von ihnen zu verabschieden. Alternativ gibt es auch geführte Körperreisen und Atemübungen als Podcast.

  • Ernährungstipp: Banane mit Kreuzkümmel 
    Zur Beruhigung der Nerven: eine zerdrückte Banane mit etwas Kreuzkümmel. Hilft zu jeder Tageszeit. 

Ayurveda-Kur

Frau liegt auf einer Liege und bekommt eine Massage

Ölmassagen sind im Ayurveda wichtige Therapien

Was passiert eigentlich bei einer Ayurvedakur? Unsere Redakteurin Gabriele Augenstein hat es ausprobiert.

Zum Artikel
Veröffentlicht am

Kommentare

Registrieren oder einloggen, um zu kommentieren.

Das könnte interessant sein

Unsere Empfehlung

Ähnliche Beiträge