In der Mayr-Kur kommen drei therapeutische Wirkprinzipien individuell dosoert zur Anwendung: die drei großen "S"
1. Die Schonung
Je nach Untersuchungsergebnis erhält der Patient eine mehr oder minder strenge Diät, wobei (bei stationären Kuren) das Teefasten nach Mayr, die Milch-Semmel-Diät oder milde Schonkostformen (MAD) in Betracht kommen. In ambulanter Behandlung wird das Teefasten nicht durchgeführt, wohl aber die anderen Diätformen.
Die Schonung zielt auf die Regeneration des gesamten Verdauungstraktes und auf eine Entlastung des Stoffwechsels. Dabei wird eine etwa drei bis vier Tage alte Semmel, die (gut gekaut) für den Darm kaum eine Belastung darstellt, in dünne Scheiben geschnitten und so lange eingespeichelt und gekaut, bis ein flüssiger Semmel- und Speichelbrei von leicht süßlichem Geschmack entsteht. Dann wird ein Teelöffel Milch dazu geschlürft und der gesamte Mundinhalt, also Semmel, Speichel und Milch weiter gekaut und erst geschluckt, wenn sich ein Sättigungsgefühl einstellt.
Die Schonung soll unter therapeutischer Kontrolle so lange durchgeführt werden, bis sich die Verdauungsorgane regeneriert haben. Dann wird allmählich mehr und reichhaltigere Kost empfohlen. Nach der Kur sollte die Ernährung umgestellt werden: Fleisch, tierische Fette, Weißmehlprodukte und Alkohol werden vom Speiseplan gestrichen.
2. Die Säuberung
Sie soll den Organismus entschlacken und entgiften. Unterstützt wird sie durch salinische Wässer wie Bittersalz oder Karlsbader-Salz, die täglich in der vom Therapeuten vorgeschriebenen Dosierung etwa eine Stunde vor dem Frühstück einzunehmen sind.
Sie durchrieseln spülend-reinigend in natürlicher Richtung und auf natürlichem Wege den gesamten Verdauungstrakt. Gemeinsam mit den aufgelösten Darmschlacken bewirken sie meist flüssig-breiige Darmentleerungen. Dabei soll der abgehende Stuhl goldgelb bis beige und fast geruchlos sein, vor allem bei der Milchdiät. Jede andere Färbung und üble Gerüche lassen den Abgang abgelagerter Schlacken und Giftstoffe erkennen. Die Ausscheidungen sind zunächst oft scharf und können zu Entzündungen (Reizungen) der Afterschleimhaut führen. Allmählich werden sie reizlos, hell und geruchsärmer; ein subjektives Wohlgefühl stellt sich ein.
Bei der gleichzeitigen Trinkkur hat der Patient je nach Körpergewicht 2,5 bis maximal vier Liter Wasser, dünn gebrühte Kräutertees oder Mineralwasser zu trinken.
3. Die Schulung
Sie dient dem Training der Verdauungsfunktionen und dem Erlernen der "Mayrschen Eßkultur". Dazu gehören die Kauschulung nach Mayr mit Disziplinierung der Eßgewohnheiten, reichliches Trinken bekömmlicher (das heißt nicht stimulierender) Flüssigkeiten und die vom speziell ausgebildeten Mayr-Therapeuten durchgeführte manuelle Bauchbehandlung (MBB). Die MBB zur Stimulierung der Verdauungs- und Stoffwechselfunktionen mit gleichzeitiger Atemtherapie gehört zu den wesentlichen Bestandteilen jeder Mayr-Kur, da sie aufgrund ihrer vielseitigen Wirkungen auf Darm, Leber, Bauchspeicheldrüse, Atmung und Kreislauf unersetzlich ist. Außerdem ist sie ein wichtiger psychologischer Bestandteil der Kur: Der Therapeut be"hand"elt buchstäblich den Patienten und unterstützt mit motivierenden Gesprächen das Gelingen der Kur. So kann der Mayr-Therapeut den Patienten ermutigen, im Anschluß an die Kur seine Ernährungs- und Lebensweise neu zu gestalten.
Quelle: Zentrum zur Dokumentation für Naturheilverfahren (VGM-Verlag Essen)
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