Wie berechnen sich die Stromkosten?
Die Erzeugung von Strom verursacht Kosten. Diese entstehen unter anderem beim Bau von Windparks, der Herstellung von Solarzellen sowie durch Betrieb, Personal und Entsorgung. Diese Kosten werden durch den zu erwartenden Stromertrag über die gesamte Laufzeit der entsprechenden Anlage geteilt. Dieser Wert wird Stromgestehungskosten genannt und macht es möglich, die Kosten unterschiedlicher Energieträger wie Wind, Sonne, Kohle etc. miteinander zu vergleichen.
Was kostet Windenergie wirklich?
Die Stromgestehungskosten von Windkraftanlagen sind mit die günstigsten im Vergleich. Sie belaufen sich laut Fraunhofer Institut auf 4,3 bis 9,2 Cent pro Kilowattstunde (kWh) und sollen bis 2045 noch günstiger werden. Off-Shore-Anlagen sind geringfügig teurer und kommen laut Fraunhofer Institut bis 2045 auf 5,5 bis 10,2 Cent/kWh. Zum Vergleich: Bei neu zu bauenden Kohlekraftwerken läge der Stromgestehungspreis bei mindestens 15 Cent/kWh, Tendenz steigend wegen der CO2-Preise, die sich verteuern werden.
Solarenergie: Günstig, nachhaltig – und bei Sonne am besten
Auch Photovoltaik (PV) zählt zu den günstigsten Energieträgern. Die Stromgestehungskosten bei reinen PV-Anlagen sind sogar noch etwas niedriger als bei Wind. Sie schlagen mit 4,1 bis 14,4 Cent/kWh zu Buche – je nach Sonneneinstrahlung. Pauschal lässt sich sagen, dass in Süddeutschland die Effizienz der Anlagen durch mehr Sonnentage höher ist als in Norddeutschland. Teurer wird es, wenn an die PV-Anlagen Batteriesysteme gekoppelt sind. Dann belaufen sich die Kosten auf 6 bis 22,5 Cent/kWh. Laut Fraunhofer Institut könnten die Stromgestehungskosten für solche Systeme bis 2045 ebenfalls sinken. Der Vorteil hier: Strom ist auch bei Dunkelheit verfügbar. Außerdem stellen kleine Anlagen auf dem Hausdach oder am Balkon unabhängigen Strom zur Verfügung, der die Stromrechnung entlastet.
Warum ist Ökostrom trotzdem nicht billiger für Verbraucher:innen?
Wer Kund:in bei reinen Öko-Strom-Anbietern z.B. Green Planet Energy, Naturstrom oder EWS Schönau ist, sucht solch günstige Preise meist vergebens auf der Stromrechnung. Das liegt daran, dass sich der Preis nicht an den Gestehungskosten bemisst, sondern an der Strombörse bestimmt wird – nach dem sogenannten Merit-Order-Prinzip. Dieses legt die Reihenfolge der Kraftwerke fest, nach der Strom ins Netz gespeist wird. Erst kommen die Kraftwerke dran, die am günstigsten produzieren – meist Strom aus Erneuerbaren. Anschließend wird mit teurerem Strom aufgefüllt. Da man Strom nicht Päckchenweise nach Herkunft verschicken kann, stellen Öko-Strom-Anbieter ihre Mengen durch Zertifikate sicher, die Endkund:innen dann die Herkunft aus Erneuerbaren garantieren. Den finalen Preis ermittelt die Strombörse durch den sogenannten Intraday-Handel, bei dem Strom noch bis fünf Minuten vor Lieferung gehandelt werden kann. Nachteil für die Erneuerbaren: Der Preis bemisst sich an dem teuersten Strom, der für die Abdeckung der Nachfrage benötigt wird. Energieversorger kaufen Strom zu diesen Preisen und kalkulieren für Endverbraucher:innen zusätzlich Netzentgelte, Steuern und Margen ein.
Ist Atomstrom eine günstige Alternative?
Es hält sich nach wie vor die Behauptung, dass mit einer Rückkehr zur Kernenergie Strom wieder billiger werde. Ein Blick auf die Stromgestehungskosten entlarvt diese These als haltlos. Klar ist: Es müssten neue Atomkraftwerke gebaut werden. Das schlägt nach Berechnungen des Fraunhofer Instituts zu Buche – mit 13,6 bis 49 Cent/kWh. Und da kämen die Folgekosten etwa von Zwischen- und Endlagerung des radioaktiven Mülls noch obendrauf. Wenn es um die Frage nach günstigem Strom geht, ist Atomstrom nicht die Antwort – von Sicherheit und Umweltbelastung ganz abgesehen.
Strom sparen: Tipps für den Alltag mit grünem Strom

Es gibt jede Menge gute Gründe, Strom von reinen Öko-Anbietern zu beziehen. Denn je größer die Nachfrage, desto höher der Druck auf Politik und Wirtschaft, die Erneuerbaren auszubauen. Und je mehr Öko-Strom zur Verfügung steht, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Preis an der Strombörse günstiger wird. Bis es so weit ist, lässt sich auch auf andere Weise Geld sparen. Die Verbraucherzentrale zum Beispiel bietet auf ihrer Website zahlreiche Tipps, wie Sie versteckte Stromfresser im Haushalt finden und mit einfachen Maßnahmen Energie und damit bares Geld sparen.
Öko-Strom: Fragen & Antworten kompakt
Warum ist Öko-Strom nicht günstiger, obwohl er billig zu erzeugen ist?
Der Preis für Strom richtet sich nicht direkt nach den Erzeugungskosten, sondern wird an der Strombörse über das sogenannte Merit-Order-Prinzip bestimmt. Dabei gibt das teuerste Kraftwerk, das zur Deckung des Bedarfs benötigt wird, den Preis vor – auch für günstigen Öko-Strom.
Was sind Stromgestehungskosten und warum sind sie wichtig?
Stromgestehungskosten bezeichnen die tatsächlichen Kosten für die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom. Sie ermöglichen den Vergleich zwischen verschiedenen Energiequellen – z. B. Wind, Solar oder Atomkraft – und zeigen, wie wirtschaftlich diese sind.
Ist Windenergie oder Solarenergie günstiger?
Beide zählen zu den günstigsten Stromquellen. In vielen Fällen ist Photovoltaik noch preiswerter, vor allem bei direkter Sonneneinstrahlung. Die genauen Kosten hängen jedoch vom Standort und der Technik ab.
Wird Strom durch Öko-Anbieter in Zukunft günstiger?
Je höher der Anteil an Erneuerbaren am Strommix, desto größer ist das Potenzial für sinkende Börsenpreise. Zudem übt die steigende Nachfrage nach grünem Strom Druck auf Politik und Energieversorger aus, das System fairer zu gestalten.
Lohnt sich der Wechsel zu einem reinen Öko-Strom-Anbieter?
Ja, denn auch wenn der Preis aktuell ähnlich hoch ist wie bei konventionellen Anbietern, unterstützt man mit dem Wechsel den Ausbau der Erneuerbaren. Das ist langfristig gut für Umwelt, Klima – und auch für den Geldbeutel.
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